Die HiFiszene in unserem Nachbarland Polen ist bei uns relativ unbekannt. Zu unrecht, wie ich meine. Neben Musikliebhabern, die Wert auf hochwertige Musikwiedergabe legen, gibt es auch Hersteller, die vollkommen eigenständige Produkte anbieten. Einer davon ist Ancient Audio, der mir schon vor längerer Zeit mit hochwertigen und sehr aufwändig gefertigten Röhrengeräten aufgefallen war. Studio Oslo ist ein kleines Aktivlautsprechersystem, das an einen Computer angeschlossen werden kann und die sonst üblichen Brüllwürfel ersetzen soll. Wenn einer nun vorschnell denkt: Ein derartiges Produkt hat in diesem Magazin eigentlich nichts verloren, so etwas gibt es im Blödmarkt um die Ecke zu Hunderten, der macht einen großen Fehler. Zum einen kann der hier vorgestellte Lautsprecher auch eine ganz andere Klientel ansprechen, nämlich unsere Jugend, zum anderen macht Studio Oslo in kleineren bis mittelgroßen Räumen auch zum ernsthaften Musikhören eine extrem gute Figur! Ancient Audio hat hier auf die Veränderungen in der HiFi-Welt reagiert; Computer-Audio ist in der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken.
Zudem ist Studio Oslo als Nahfeldmonitor konzipiert und damit zum Abhören von Mastertapes gedacht. Daher möglicherweise auch die Namensgebung Studio Oslo: In Oslo steht das berühmte Rainbowstudio von Erik Kongshaug, einem der Schwergewichte bei den Aufnahmeingenieuren unserer Zeit, von dessen Fähigkeiten man sich auf dem ECM Label überzeugen kann.
Bei dem Aktivsystem enthält nur ein Lautsprecher die Aktivelektronik, der zweite ist passiv und wird über ein beigefügtes Kabel an den ersten angeschlossen. Interessanterweise über eine Cinch-Verbindung, das habe ich bisher auch noch nirgends so gesehen. Andererseits ist es natürlich platzsparend und davon gibt es auf der Rückseite des Lautsprechers nicht allzu viel. Oslo beisitzt ein Zehn-Zentimeter-Breitbandchassis der Firma Dayton Audio mit Aluminiummembran und einem Kennschalldruck von etwas über 85 Dezibel. Breitbänder bedeutet auch: keine Frequenzweiche und damit keine Phasenprobleme im Übergangsbereich mehrerer Chassis. Dies war sicher die Kernüberlegung bei der Chassisauswahl; schließlich soll Oslo ja auch als Nahfeldmonitor benutzt werden. Die eingebaute Aktivelektronik arbeitet im Class A/B Modus, dieser soll gegenüber den verbreiteten Class-D Modulen mehr Details und mehr Dynamik liefern.
Zudem beinhaltet die Elektronik eine analoge Entzerrung des Frequenzbereiches sowie zwei Regler für Bässe und Höhen. Klangregler? Hier wird natürlich manch einer die Nase rümpfen, sollte er aber nicht tun, die Dinger sind unheimlich praktisch. Wenn der Lautsprecher in einem Regal steht, kann man die Bässe etwas herausnehmen, umgekehrt bei freier Aufstellung ein bisschen aufdrehen. Ein kleiner Gag am Rande, in Polen gehen die Uhren scheinbar anders, ein Dreh am Bassregler gegen den Uhrzeigersinn bewirkt eine Anhebung der Bässe.
Das Modul kann 30 Watt Leistung pro Kanal abgeben. Es existieren zwei verschiedene Cinch-Eingänge, eine Standardversion mit einem Volt Eingangsempfindlichkeit und eine empfindlichere für iPod und Konsorten von 0,5 Volt. Für den professionellen Gebrauch sind XLR-Buchsen vorhanden, außerdem gibt es einen Ausgang für einen Mono-Subbass. Der Audiophile als solcher wird natürlich sofort das externe Schaltnetzteil bemängeln, ohne zu bedenken, dass ein potentes, analog aufgebautes Netzteil wahrscheinlich genauso viel kosten würde wie hier der gesamte Lautsprecher. Dennoch könnte man sich damit eine weitere Verbesserung vorstellen.
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