Für die Befestigung des Tonabnehmers im Systemträger können lediglich die mitgelieferten Schrauben mit flachem Kopf verwendet werden, selbst die Verwendung von Unterlegscheiben verbietet sich, da dann der Systemträger nicht mehr ins Headshell passt. Die extrem glatte Oberfläche des Systemträgers und der Verzicht auf Unterlegscheiben haben aber einen Nachteil: Zwar kann man den Tonabnehmer ohne großen Aufwand in seine Position bringen, dazu müssen die Schrauben aber noch recht locker sitzen. Dreht man dann die Lehre samt Systemträger und Tonabnehmer, um die Schrauben festzuziehen, neigt der Tonabnehmer dazu, sich wieder aus der zuvor gefundenen Position zu bewegen. Diesem kleinen Schwachpunkt dieses ansonsten vorbildlichen Justage-Konzeptes kann aber mit ein oder zwei Kügelchen BluTack begegnen, die man während der Justage neben dem Tonabnehmer auf dem Systemträger drückt und die man nach dem Festziehen der Schrauben wieder entfernt. Die gesamte Verarbeitung, die perfekte Aufbau- und Bedienungsanleitung, das solide Justage-Werkzeug, das einem die Sicherheit gibt, alles richtig gemacht zu haben, und die Haptik des fertig eingestellten Arms machen die Beschäftigung mit dem Simplicity schon vor dem ersten Ton zu einem wahren Genuss. Wer den Thales-Arm einmal auch nur aus seiner Ruheposition in Richtung Platte geschwenkt hat, wird auch das einzige Argument, das sich gegen diese geometrisch überlegene Lösung ins Feld führen lässt, mit einem Schulterzucken abtun: Dass die zusätzlichen Lager zu einer instabilen, mit unnötigem Spiel behafteten Konstruktion führten, die einer raschen Resonanzableitung entgegenstünde. Nein hier wackelt rein gar nichts. An der Präzision und Leichtgängigkeit der Thales-Lager kann sich die Mehrzahl der Mitbewerber ein Beispiel nehmen.
Auf dem LaGrange und mit dem gerade aus Japan von der Überholung zurückgekommenen Lyra Olympos SL verwöhnt der Simplicity den Zuhörer. Auch den Thales original hörte ich vor etwas mehr als drei Jahren mit dem recht seltenen Lyra. Und wenn mich meine Erinnerung nicht völlig im Stich lässt, entlockt der Simplicity dem Olympos noch mehr Wärme, Glanz und pralle Klangfarben, als dies der Thales mit dem leichten Magnesium-Rohr vermochte. Hier kommen erfreulicherweise alle Vorteile des wohl emotionalsten Lyras voll zur Geltung: einfach bezaubernd! Schwer zu sagen, ob dies an der höheren effektiven Masse des Simplicity liegt oder an seiner kompakteren, für äußere Einflüsse wie Luftschall weniger anfälligen Bauform. Unabhängig vom Preis steht für mich schon jetzt fest: Wenn ich die Wahl zwischen dem Thales-Topmodell und dem Simplicity hätte, bekäme letzterer einen Stammplatz auf dem LaGrange.
Als ich zur Auffrischung meiner früheren Eindrücke noch einmal den Bericht über den Thales las, stieß ich dort auf die Erwähnung einer LP, die während der letzten Jahre ein wenig in Vergessenheit geraten war: Codona 2 (ECM 1177), die früher bei keiner Beschäftigung mit analogen Komponenten fehlen durfte. Musikalisch finde ich die Scheibe heute noch ebenso ansprechend wie zuvor, lasse mich auch wieder von den Klangfarben der eher exotischen Instrumente in ihren Bann ziehen, freue mich über die anspringende Dynamik und die großzügige Raumabbildung. Meist lasse ich es bei meinem Lieblingssong „Mayline“ nach dem melodischen Teil gut sein und steige vor dem wildem, perkussiven zweiten von drei Teilen aus. Der Impuls, den Song hier auszublenden kommt mit dem Simplicity allerdings nicht auf. Trotz aller Lebendigkeit und Spielfreude fasziniert die Wiedergabe nun mit einer Schwärze und inneren Ruhe, die selbst die Schreie des Trio über dem dichten Perkussionsgeflecht genießbar macht. Dem Simplicity ist jeder Anflug von Nervosität fremd: Völlig stoisch führt er den Tonabnehmer zu Höchstleistungen – konstruktionsbedingt selbst einige Millimeter vor der Auslaufrille.
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