tests/12-11-25_amphion
 

NuForce DDA-100 + Amphion ION+

25.11.2012 // Matthias Jung

Da Hifistatement aber ein Hifi-Magazin ist, mussten die kleinen ION+ erst einmal auf  Ständer mitten in den Raum - die leider etwas niedrig waren, so dass ich einen Großteil der Hörzeit auf dicken Kissen auf dem Boden verbringen durfte. Wieso den Großteil? Weil  sich der NuForce DDA-100 zwischendurch an meinen Rogers austoben durfte – da passt dann der Hörsessel wieder.

Nuforce DDA-100 und Amphion ION+ wurden so nebenbei in die Anlage eingeschleift. Den Anfang macht der NuForce, der mit dem digitalen Coaxialausgang meines alten Denon CD-Players (er möge noch lange leben) verbunden und probeweise an die Rogers angeschlossen wurde. Das lief dann erst mal so im Hintergrund mit „Kruder und Dorfmeister“ vor sich hin – Frau und Kinder mögen das auch, passt an sich immer. Dabei fiel sofort auf, dass der Nuforce äußerst sauber aufspielt. Kleine Class-D-Verstärker mit 2 x 15 Watt kenne ich als enorm druckvoll und groß abbildend, so lange die Puste eben reicht. Der DDA-100 ist da ganz anders. Druck macht er wenig, dafür spielt er schon knapp über der Hörschwelle verständlich und durchhörbar, modelliert dabei so gut wie nicht. Ok, beim ersten Reinhören fehlt ein wenig Bass und Raum, vielleicht sind die Höhen ein bisschen zurückhaltend, aber das scheint ganz ordentlich zu sein. Nach ein paar Minuten empfinde ich den Klang als „unsichtbar“, irgendwie kommt der Verstärker nicht vor, mischt sich nicht ein und lässt die Musik einfach durch. Er verändert sich auch nicht, wenn man lauter macht. Etwas später bemerkt man dann die sehr gute Auflösung. Na gut, nur als Desktopgerät will ich den an sich nicht nutzen. Die ION+ werden im laufenden Betrieb erst auf den einen Hauptlautsprecher gestellt und angeschlossen – nur nachmachen, wenn Bananenstecker an den Kabeln hängen und bitte darauf achten, nichts kurzzuschließen – und dann auf den anderen. So stehen sie zum einen viel zu hoch, zum anderen sehen sie sich mit der Aufgabe konfrontiert, 26 Quadratmeter beschallen zu dürfen und das mit basslastiger, elektronischer Musik. Klingt auch die ersten paar Takte etwas ausgedünnt, dafür sind die Lautsprecher akustisch nicht zu orten, einfach komplett weg. Dahinter etablieren sich die dorthin produzierten Synthesizer stabil im Raum, alles ist extrem klar, durchhörbar und sauber. Nach dem Wechsel kommt jetzt richtig das Gefühl auf, dass die Geräte nur eine untergeordnete Rolle spielen, hier geht es um Musik oder - anders ausgedrückt – hier spielt echte Musik in meinem Raum. Das ist jetzt doch ein wenig unerwartet, und man sollte sich nicht mal nur so nebenbei mit so etwas beschäftigen. Nachdem ich etwas nervös geworden die familiäre Brut unter fadenscheinigen Vorwänden aus dem Raum vertrieben habe, stelle ich die Amphion erst mal richtig auf die schon erwähnten, leider zu niedrigen Ständer und bastele mir eine Sitzecke aus Kissen vor dem Schreibtisch. Ob es nun an der speziellen Anordnung der Chassis, der gewählten Übergangsfrequenz, dem Waveguide oder an der Kombination von allem liegt, ist an sich egal. Wichtig ist, dass die ION+ fast überall im Raum funktionieren und somit die Aussage des Herstellers bestätigen.

Nicht täuschen lassen, die Fernbedienung ist winzig und sollte nicht verloren werden. 100 Regelschritte, um die Lautstärke per Hand zu drehen, kann zum Geduldsspiel werden
Nicht täuschen lassen, die Fernbedienung ist winzig und sollte nicht verloren werden. 100 Regelschritte, um die Lautstärke per Hand zu drehen, kann zum Geduldsspiel werden

Die Kombination spielt phänomenal durchhörbar und plastisch. Attribute wie schnell, zackig, glänzend, farbig, geschmeidig oder rhythmisch bleiben gleich in der Schublade, werden dem Gehörten nicht gerecht. Es klingt einfach echt. Es gibt auch kein Mogeln, wie dies bei Kleinlautsprechern gern gemacht wird: Oberbass anheben, um Volumen vorzutäuschen und dafür jeden Tiefbass abwürgen und über leicht angezogene Höhen Auflösung vorgaukeln - nichts davon. Vielmehr blickt man direkt auf die Musiker und was sie da so veranstalten. Dabei herrscht, wie schon angesprochen, eine so große Klarheit, dass man glaubt, vieles das erste Mal zu hören. Es geht dabei nicht nur um kleine Details oder Hochtongezirpse. Eine Solovioline beinhaltet so viel mehr an Information als gewohnt. Der Umgriff auf dem Steg, die Haltung des Instruments, man sieht förmlich, wie sich der Solist beim Spiel bewegt. Und das völlig frei im Raum und in realistischer Größe. Leise angeschlagene Glöckchen schweben unglaublich lange aus, bis sie immer leiser werden und danach noch eine Spur Schwingung hinterlassen, die man eher spürt als hört. Sehr faszinierend, da es auch überhaupt keine Betonung eines bestimmten Bereichs gibt, das ist einfach so.

Die angesprochenen, fehlenden Eigenschaften bedeuten nicht, dass man es hier mit lahm oder unengagiert spielenden Komponenten zu tun hat, die einen gleichmacherischen Effekt haben. Sie mischen sich nur nicht ein. Steigert sich ein Schlagzeug sowohl im Tempo als auch in der Lautstärke, geschieht dies so nebenbei. Hat der Musiker einen guten Tag, fängt das dann auch an zu treiben, man geht mit und erlebt unerwartete Dramatik. Dies liegt sowohl an den hervorragenden feindynamischen Eigenschaften der ION+ als auch an dem definierten Abstrahlverhalten. Durch die angesprochene Klarheit und Auflösung lassen sich komplexe Arrangements sehr gut verfolgen und bekommen durch die Fülle an Informationen plötzlich eine Geschwindigkeit, die einem den Atem rauben kann. Dazu kommt eine Klangfarbentreue, wie ich sie bisher nur sehr selten gehört habe. Das von Kleinlautsprechern und einem Kleinverstärker für den Gebrauch am PC? Niemals! Das spielt alles mehr so, wie High-End dereinst mal definiert war und sein sollte, und nicht wie eine kleine Stereoanlage. Letztendlich erinnert mich das an professionelle Monitore mit der Ausrichtung auf das Musikhören. Machen Lautsprecher für die Musikproduktion dem normalen Musikhörer das Leben oft durch extreme Präzision und glasklare Reproduktion sauer, spielen die Amphion ION+ einfach nur natürlich.


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