Thomas Fast, der sich nun schon fast seit einem Jahrzehnt mit großem Einsatz um den Vertrieb der Produkte Franck Tchangs in Deutschland kümmert, hatte leider kurzfristig nicht das über fünf Meter lange XLR-Kabel vorrätig, das es braucht, um in meiner Kette Vor- und Endstufen miteinander zu verbinden. Bei seinem Kurzbesuch hat er dann ein Lautsprecherkabel und eine anderthalb Meter lange symmetrische NF-Verbindung mitgebracht. Da bis auf die ein oder andere Verbindung zwischen Quelle und Vorstufe der Rest der Kette fast vollständig – bei den Netzkabeln gibt es schon mal eine Ausnahme – mit HMS bestückt ist, habe ich erst einmal die symmetrische Leitung zwischen Mytek-Wandler und Marconi getauscht – und war reichlich überrascht: Das Liveline spielt mindestens in einer Klasse mit dem Allzeit-Klassiker SunWire Reference. Es gibt einige Unterschiede, die allerdings eher in den Geschmacksbereich fallen: Das Sun wirkt eine Spur mehr erdverbunden, musiziert mit etwas gedeckteren Klangfarben und fasziniert mit einer glaubhaften, weiträumigen imaginären Bühne. Das Liveline steht dem Sun in puncto Raumillusion in nichts nach und begeistert mit einer extrem guten Auflösung und einer subjektiv empfundenen sehr hohen Schnelligkeit. Dabei ist es einen Hauch heller timbriert als das SunWire. Ein wenig dunkler kommt auch das mehrfach teurere HMS Gran Finale Jubilee daher, das einen noch minimal größeren Raum suggeriert, jedoch nicht ganz an die Lebendigkeit und Spielfreude des Liveline heranreicht. Franck Tchangs erstes NF-Kabel kann sich also auf Anhieb gegen ausgesprochen etablierte und auch deutlich kostspieliger Mitbewerber behaupten.
Erfreulicherweise bleibt das Lautsprecherkabel der mit der NF-Verbindung eingeschlagenen Richtung treu: Auch hier gibt es Details in Hülle und Fülle, ein sehr solides und tragfähiges Bassfundament, eine griffige Raumillusion und präzise fein- und grobdynamische Strukturen. Die Darstellungsgröße von Sängern und Musikern lässt ebenfalls keinerlei Wünsche offen. Und wieder drängt sich einem der Eindruck auf, die Musiker gingen dank der Livelines eine Spur freudiger und auch minimal schneller ihrer Arbeit nach. Zu den weiteren Schokoladenseiten der Kabel zählt die Fähigkeit, den Groove eines rhythmischen Songs ungemein packend rüberzubringen. Selten zuvor empfand ich beispielsweise den E-Bass auf Ravi Shankars „West Eat Meat‟ so treibend und dennoch fast schwerelos federnd. Dabei ist bei den Lautsprecherkabeln die Tendenz zu eher hellen, lichten Klangfarben weitaus weniger ausgeprägt als beim den XLRs. Hier wirkt die Wiedergabe der Livelines einfach nur völlig schlackenlos und von unnötigem Ballast befreit. Selbst in meiner durch die LumenWhite zu völliger Offenheit und schonungsloser Analyse tendierenden Kette neigen die Livelines nicht im Mindesten zur Schärfe oder gar Kälte. Je länger ich ihnen zuhöre, umso mehr drängt sich mir der eigentlich verpönte Begriff „richtig‟ auf.
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