Bevor mir jetzt einer sagt: was hört sich denn der zuhause an, kommen wir zu ernster Musik. Bela Bartók, Concerto for Orchestra gespielt vom Chicago Symphony Orchestra unter Fritz Reiner. Der ebenfalls aus Ungarn stammende Dirigent war wegen seines Präzisionsfanatismus seinerzeit gefürchtet. Er hat aber als Landsmann und ehemaliger Schüler von Bartók sicher den besten Zugang zu dessen Musik. Diese Aufnahme aus der Living Stereo Ära ist einer der Blockbuster aus deren goldener Zeit und gilt zu Recht als Referenzeinspielung und das nicht nur in aufnahmetechnischer Hinsicht. Bei der vorliegenden CD Version handelt es sich um ein XRCD2 Mastering von JPC, welches nicht schlecht gelungen ist, aber gegen eine original Living Stereo Shaded Dog weit zurückstecken muss. Aber egal, jedenfalls ist der außerordentlich runde Klang in der Chicago Orchestra Hall hier perfekt eingefangen, die Aufnahme bietet eine stupende Räumlichkeit, man hat das Gefühl mitten drin zu sein.
Nun wird mancher denken, eine derartige hervorragende Aufnahme klingt auf jeder Anlage gut. Tut sie nicht, oder nur zum Teil. Bereits im ersten Satz sind die massiven Streicher in hohen Lagen schwierig naturgetreu wiederzugeben. Hier trägt allerdings auch die diesbezüglich nicht ganz optimale CD Überspielung dazu bei. Spätestens aber in den Tutti Passagen des 5. Satzes wird die eine oder andere Anlage den Überblick verlieren. Oder beide. Über den CDT 100 werden die Violinen wesentlich natürlicher abgebildet, so dass man die mitunter gepfefferten Höhen nicht nur der CD-Überspielung in die Schuhe schieben kann. Die natürliche Wiedergabe der Violinen scheint überhaupt eine der Stärken des CDT 100 zu sein. Wie zu erwarten ist der 5. Satz ein Heimspiel für den Ypsilon. Hier ist es extrem schwierig, das Geschehen zu kontrollieren. Wenn der Rest der Anlage mitmacht, klingt es absolut spektakulär. Wobei man eigentlich diese großartige Musik nicht auf derartig banale Aspekte reduzieren sollte.
Als Kontrast dazu nehme ich einmal die CD Hadouk Trio Live à FIP. FIP ist die Abkürzung für den französischen Rundfunksender France Inter Paris. Die Musik der drei Multiinstrumentalisten ist schwer klassifizierbar, oft läuft sie unter dem schwammigen Begriff Weltmusik. Sie ist eine jazzige Mischung aus orientalischen, afrikanischen und europäischen Elementen. Von den hier gespielten Instrumenten hat wahrscheinlich ein Großteil unserer Leser noch nie etwas gehört: Hjouj, Duduk, Mbira. Und noch viele Exoten mehr. Der Hajouj Bass sieht aus, als hätte ihn jemand aus angeschwemmten Strandgut zusammen gebastelt. Aber, der Sound ist mit keinem anderen mir bekannten Bass erreichbar.
Wenn die drei loslegen, ist eigentlich alles geboten, was der Anlage das Leben schwer machen kann. Eine für Europäer ungewöhnliche Fülle unbekannter Klangfarben der akustischen Instrumente. Grob- und Feindynamik, Tiefbass vom Synthesizer, Perkussionsinstrumente aller Art, realistische Abbildung des Publikums im Hintergrund. Spannungsgeladene Musik. Was sagt der CDT 100 zu dieser Aufgabe? Tja, nichts. Er gibt einfach alles, so wie es war, an die Anlage weiter. Das klingt jetzt so, als würde sich große Langeweile breitmachen; das Gegenteil ist der Fall. Wie selbstverständlich wird das komplexe Geschehen mit allen Facetten wiedergegeben, so dass man sich auf das Wesentliche konzentrieren kann: die Musik. Und man fühlt sich wie mitten im Konzert.
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