Auch wenn der Player sich noch so gut in die Computer-freie Kette im Wohnzimmer einfügte, muss er an der noch ein wenig höher auflösenden Anlage im Hörraum zeigen, was er kann. Dazu kommt er direkt auf einer Ebene des Pagode-Racks zu stehen, bezieht seinen Strom über ein HMS Gran Finale und steht über symmetrische Sun Wire Reference mit der Vorstufe in Kontakt. In der Schublade des Ayre liegt eine lange nicht gehörte Scheibe des Saxophonisten André Jaume, die er mit meinem damaligen Lieblingsbassisten Charlie Haden und dem Schlagzeuger Oliver Clerc einspielte: Peace/Pace/Paix, Harmonia Mundi CELP C.19. Die Standards und Originale von Haden und Jaume leben von der Spannung zwischen sehr melodischen Passagen und teils solistischen Exkursionen in etwas freiere Gefilde. Die Aufnahme habe ich nicht gerade als audiophil in Erinnerung, doch der Ayre schwelgt in Klangfarben, beispielsweise wenn Jaume vom nie schneidenden Tenor zur Bassklarinette wechselt. Die sensible Besenarbeit ‚Clercs wird ungemein fein aufgelöst dargestellt, wobei die Becken eher warm erstrahlen und man das Reiben auf dem Fell der Snare glaubt sehen zu können. Der charakteristische, singende Ton des mit Darmsaiten bespannten Kontrabasses besitzt Fülle und Kraft und ist dennoch leicht und definiert. Das alles ist völlig frei von Effekten aufgenommen worden und wird vom Ayre auch so entspannt wiedergegeben. Allerdings fand ich die Scheibe – von den Soli Hadens einmal abgesehen – nie sonderlich spannend. Dank des CX-7eMP gibt es hier nun immer neue Kleinigkeiten zu entdecken: Das macht die Scheibe nicht zu einem Spektakel, verführt aber dazu, bis zum Schluss konzentriert zuzuhören. Dem Ayre gelingt es ganz vorzüglich, eine Menge von Details freizulegen, ohne sie aus dem musikalischen Zusammenhang zu reißen.
Um herauszubekommen, ob auch unter dem Ayre die Pulsar Points in Titan zur Ankopplung noch etwas bringen, habe ich mal wieder Keith Jarretts „Wrong Blues‟ von Album Standards Live, ECM 1317 auf- oder besser eingelegt. Beim ersten Hören kann ich mich aber nur schwer auf Rhythmus, Bass und Raum konzentrieren. Schuld daran ist die Wiedergabe der Becken. Wer häufiger Jazzkonzerte besucht, wird mitbekommen haben, dass die wenigsten Schlagzeuger mit ihrem eigenen Drum-Set auf Tournee gehen. Viele begnügen sich mit dem Schlagzeug, das der Club stellt. Wer sich nicht den Luxus des Transports des eigenen Sets leisten kann, aber dennoch besonderen Wert auf seinen eigenen Sound legt, reist zumindest mit seinem eigenen Satz Becken. Nie habe ich dies so gut verstehen können wie beim Hören des „Wrong Blues‟. Ich kann mich nicht erinnern, dass mir die Unterschiede der verschiedenen Becken und die Varianten der Schläge mit Besen oder Sticks je so bewusst geworden sind wie über den Ayre. Es ist einfach phantastisch, welche feine klangliche Nuancen Jack DeJohnette seinem Blech entlockt. Und all diese farbigen und dynamischen Differenzierung vollbringt der CX-7eMP mit einer völligen Selbstverständlichkeit: Die Becken sind im Klangbild keinesfalls überbetont. Wer allerdings möchte, kann hier eine Menge Entdeckungen machen. Einfach klasse!
Ach ja, die Pulsar Points: Da sie in puncto Dynamik, bei der Ausdehnung der imaginären Bühne, dem Punch im Bass und der subjektiv empfundenen Intensität des Grooves eine Menge Vorteile bringen, lasse ich sie unter dem Ayre und verzichte auf Experimente mit den Ayre Myrte Holzblöcken, die Deutschland-Importeur Sun Audio den Geräten ebenso beipackt wie ein hochwertiges Sun-Netzkabel. Das Einsetzen von audiophilen Feinsicherungen gehört übrigens ebenfalls mit zum Service von Sun Audio.
Schade, dass ich keinen QB-9 zum Vergleich hier habe, denn damit würde der Vergleich einer einmal über den CX-7eMP und einmal aus dem Computer wiedergegebenen CD noch aussagekräftiger. So muss die Wandlung des USB-Signals ein Prototype übernehmen, aus dem nach weiteren Verbesserungen der Phonosophie-Wandler hervorgegangen ist. Um den preislichen Unterschied nicht noch größer werden zu lassen – der Wandler allein bewegt sich in der Preisklasse des Ayre, dazu kommt noch der Rechner und ein hochwertiges und -preisiges AudioQuest-USB-Kabel –, verzichte ich auf einen kostenpflichtigen Audioplayer und spiele Patrice Herals „Improvisation‟ aus Michel Godars Album Le Concert Des Parfums direkt aus iTunes: Auch hier bekommt man eine recht konkrete Vorstellung des Aufnahmeraumes im Kloster von Noirlac. Dass ich den steinernen Saal vor mir sehe und zwar sowohl beim iMac als auch beim CX-7eMP, hat nur zum Teil mit deren Qualität und der der CD zu tun. Es liegt auch mit daran, dass ich im Juni des vergangenen Jahres dort Aufnahmen mit Michel Godard gemacht habe, die noch heuer als Platte erscheinen sollen.
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