Da ich im Gegensatz zu Johannes Rickert kein Freund des Bi-Wiring bin, hatte dieser die serienmäßigen Bi-Wiring-Terminal intern gebrückt, bevor er seine Kreationen auf dem Weg von Lübeck nach Gröbenzell begleitete. Als die Stereokonzept nach dem beschwerlichen Transport in den Hörraum dann an der Stelle standen, die üblicherweise die deutlich größeren – und um ein Mehrfaches teureren – LumenWhite einnahmen, wirkten sie etwas verloren. Der Anschluss der Lautsprecherkabel an die an sich sehr feinen Terminals erwies sich als ausgesprochen schwierig, da sich die sehr ausladenden Knebel und die abgewinkelten Spades an den Kabeln in die Quere kamen. Mit ein wenig Fummelei ließ sich das Problem dann aber auch lösen. In der nächsten Serie werden aber etwas kleiner dimensionierte Knebel zum Einsatz kommen.
Sobald die Stereokonzept dann die ersten Töne von sich gaben, sind physische Größe und kleine mechanische Anpassungsprobleme an meine Kette vergessen: Der Klang löst sich völlig vom Gehäuse, die Musik entfaltet sich frei im Raum, das Klangbild ist sehr homogen und Tiefmitteltöner und Ringradiator spielen wie aus einem Guss. Seit dem Test des famosen Mytek-Wandlers habe ich einen neuen Lieblingstitel für Tests: Den 13. Song von Michel Godards Le Concert Des Parfums, Carpe Diem CD-16277, eine Improvisation des Percussionisten Patrice Heral in dem halligen Gemäuer des Klosters Noirlac: Das Modell 3.0 bringt die Atmosphäre des Aufnahmeortes ungemein realitätsnah rüber, man kann Reflexionen einzelner Schläge und den dann einsetzenden Hall sehr fein nachvollziehen. Dabei zerfällt das Klangbild trotz allen Detailreichtums erfreulicherweise nicht in zusammenhanglose Schallereignisse, sondern bleibt in sich stimmig und plastisch. Vor allem die Größe und Tiefe der Abbildung gehen weit über das hinaus, was ich von den zierlichen Stereokonzept erwartet hätte: Mit geschlossenen Augen erlebt man ganz großes Kino für die Ohren. Akustisch wächst die Stereokonzept weit über ihre Physis hinaus. Auch die Wucht der Paukenschläge lässt keine Wünsche offen. Nur wer sich tagtäglich von einer LumenWhite akustisch verwöhnen lässt, könnte krittelnd anmerken, dass der Raum hier noch ein paar Zentimeter tiefer wirkt und der Diamant-Hochtöner noch eine Spur geschmeidiger zu Werke geht als der Ringradiator. Viel bemerkenswerter ist jedoch, dass das Modell 3.0 auf so hohem Niveau spielt, dass sich ein Vergleich mit der – was das Volumen und die Membranfläche anbelangt – mehrfach größeren und teureren LumenWhite dennoch aufdrängt.
So nach ein, zwei Stunden zum Akklimatisieren im Hörraum kann die zuvor bereits bestens eingespielte Stereokonzept dann zeigen, wie sie extreme Anforderungen im Bassbereich meistert. Dazu kommt dann mal wieder Jonas Hellborgs Elegant Punk auf den Plattenteller: „Drone‟ macht dann klar, dass bei fast subsonischen Klängen auch das Modell 3.0 die Physik nicht außer Kraft setzten kann. Hier bringt ein Lautsprecher mit mehr Membranfläche auch noch etwas mehr Druck. Aber wie viele Scheiben kennen Sie, die solch tieffrequenten Signale enthalten wie Jonas Hellborgs Solo-Bass-Album? Mir fällt da so schnell nichts ein. Die schnelle Folge tieffrequenter Impulse mit dem Titel „It‘s The Pits, Slight Return‟ kann die Stereokonzept nicht im Mindesten in Bedrängnis bringen. Obwohl sie im Oberbass einen Hauch fetter klingt als die Lumen, kommen die Impulse sehr exakt, feinste Griffgeräusche sind fein heraushörbar, und der Groove des Songs verführt zum Fußwippen. Selbst dieses enorm fordernde Material setzt die Stereokonzept in Hörgenuss um.
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