Zwei kleine Endstufen hat man da vor sich, möchte man denken, nachdem man den zweiteiligen Phono-Entzerrer aus seinen Kartons gehoben hat, einen für den eigentlichen Entzerrer-Vorverstärker und einen für das Netzteil. Die Verpackung ist auffällig: Die von Hand ausgeschnittenen Styropor-Einlagen zeugen von handwerklicher Einzelanfertigung und erinnern mich an meine Jahre bei der ehemaligen Detmolder Edelschmiede Audiolabor, wo wir unsere „fein“, „klar“ und „stark“ ebenso liebevoll verpackten.
Stellt man nun beide Teile nebeneinander, sehen sie beinahe gleich aus. Die glänzenden Chromfronten offenbaren ihre Herkunft durch die Gravur JR Transrotor. Unter dieser ist eine kleine LED zur Anzeige des Betriebszustandes eingelassen. Eines der beiden Geräte hat einen verchromten Ein-Aus-Schalter. Nichtmagnetische Aluminium U-Profile mit reichlich Kühlungs-Oberfläche, sehr sauber verarbeitet, bilden die Gehäuse. Rückseitig geben sich die beiden Zwillinge dann klar zu erkennen: Das frontal schaltbare Kästchen ist das Netzteil mit nur einer Kaltgeräte-Buchse und dem sechspoligen Anschluss für das beiliegende Kabel für die Versorgung des eigentlichen Entzerrer-Vorverstärkers. Der hält nun eine Überraschung parat: Zwar finden wir neben Buchse für das Netzteil-Kabel und dem Masseanschluss erwartungsgemäß ein Paar Cinch-Ausgänge, jedoch sind die Eingänge als symmetrische dreipolige XLR-Buchsen mit vergoldeten Kontakten ausgeführt. Und das macht Sinn: Tonabnehmersysteme sind sowohl als Moving Magnet als auch als Moving Coil grundsätzlich symmetrisch. An jedem Plattenspieler befindet sich deshalb eine separate Masseleitung zum Anschluss an den Verstärker – zumindest seitdem keine DIN-Stecker mehr verwendet werden.
Der symmetrische Eingang erlaubt es, die extrem niedrig-pegeligen Signale eines MC-Tonabnehmers sehr störungsarm aufzubereiten. Sie sind von der Größe mit Mikrofonspannungen vergleichbar, die in der professionellen Studiotechnik stets symmetrisch verarbeitet werden. Deshalb enthält der 8-MC auch Bauteile, die üblicherweise in der Studiotechnik zuhause sind. Nun ist der Phonoentzerrer nicht durchgängig vollsymmetrisch aufgebaut. Bei der weiteren Aufbereitung wird das symmetrische Signal zusammengeführt und asymmetrisch weiter verstärkt und letztlich über Cinch ausgegeben. Auch sind alle Einstell-Optionen bewusst auf der doppelseitig kupferkaschierten Leiterplatte zu finden und nicht, wie es vielleicht praktischer erscheint, auf von außen bedienbare Schalter gelegt. Aus klanglichen Gründen haben hier ganz eindeutig der klare und geradlinige Schaltungsaufbau und die saubere Signalführung Vorrang vor der Bequemlichkeit. Und das finde ich gut so.
Das Konzept des Transrotor Phono 8-MC überzeugt aber nicht nur in Teilbereichen, sondern auch insgesamt. So wurde der Entzerrer in puncto Empfindlichkeit und Schaltungsaufbau konsequent für Moving Coil Tonabnehmern optimiert. In den Regionen, in denen sich der Phono 8-MC tummelt, stellen Systeme mit bewegter Spule sowieso die überwältigende Mehrheit. Besitzer von MM-Systemen müssen da leider nach anderen Spielpartnern Ausschau halten.
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