Dienstag, 13 August 2024 01:27

darTZeel NHB-18NS und NHB-108

Die Geschichte darTZeels und einige der sehr eigenständigen, in einem Fall sogar weltweit patentierten technischen Lösungen bei den Geräten der Schweizer Nobelmarke erläuterte Firmeninhaber Hervé Delétraz im zuvor veröffentlichten, ausführlichen Interview. Mindestens ebenso spannend sind aber praktische Erfahrungen mit der Vor- und Endstufe.

Die Lektüre des ersten und zweiten Teil des Interviews kann ich nur empfehlen: Zum einen unterscheidet sich Hervé Delétraz' beruflicher Werdegang von dem der meisten Eigner von Hifi- oder High-End-Firmen, denn für ihn stand es schon vor der Entscheidung für einen Studiengang fest, dass er in Zukunft Audio-Elektronik entwickeln wollte, was nach einigen Umwegen dann ja auch – wie der exzellente internationale Ruf darTZeels zeigt – ausgezeichnet geklappt hat. Technik-Fans werden die Überlegungen, die zu seiner patentierten Verstärkerschaltung geführt haben, ebenso interessieren wie die Gründe für die Entwicklung der Zeel-50-Ohm-BNC-Verbindung für Signale auf Line-Level. Mich hat nicht zuletzt Hervé Delétraz' völlig unprätentiöse Beschreibung seiner sich im Laufe der Zeit verändernden musikalischen Vorlieben und seine recht ungewöhnliche Auswahl der Spielpartner für seine darTZeel-Elektronik sowohl in der Firma als auch im heimischen Hörraum für ihn eingenommen: Freude an der Musik, statt die geringste Spur von audiophilem Dünkel!

Die Vorstufe mit ihrem externen Netzteil
Die Vorstufe mit ihrem externen Netzteil

Bevor Sie mich jetzt aufgrund dieser positiven Voreingenommenheit eines zu unkritischen Blickes auf NHB-18NS und NHB-108 verdächtigen, kann ich Sie beruhigen: Diese wird vom Design – oder konkreter: von der Farbgebung – der darTZeel-Gehäuse mehr als ausgeglichen. Verarbeitet sind Vor- und Endstufe hingegen, selbst wenn man die Preisregionen berücksichtigt, in denen sie sich tummeln, wirklich herausragend. Allein die Griffe – beim Gewicht der Boliden eigentlich ein überaus nützliches Ausstattungsmerkmal – dürften zumindest an den Innenseiten ein wenig handschmeichlerischer sein. Dass sie die Ein- und Ausgangsbuchen auf den Rückseiten und die auf das nötigste reduzierten Bedienungselemente auf den Fronten schützen, ist ebenso sinnvoll wie die Gummiringe in den Knöpfen der Impulsgeber für die Eingangswahl und die Lautstärke. Der entsprechende Knopf ist aber nicht trivial mit „Volume“ überschrieben, sondern firmiert unter „Pleasure Control“, wobei man je nach Drehrichtung die Wahl zwischen „Less“ und „More“ hat. Ebenso augenzwinkernd – oder extrem selbstbewusst? – hat Hervé Delétraz die Kürzel der Modellbezeichnung für seine Vor- und Endstufen gewählt: „NHB“ gefolgt von einer Zahl oder Buchstaben/Zahlenkombination, wobei „NHB“ für „Never Heard Before“ steht.

Die Vorstufe wurde in einer Doppel-Mono-Konfiguration aufgebaut
Die Vorstufe wurde in einer Doppel-Mono-Konfiguration aufgebaut


Die Eingänge oder „Enjoyment Sources“ sind schlicht von eins bis sechs durchnummeriert, aber das hat nichts mit Einfallslosigkeit zu tun: Neben den drei Eingängen, bei denen man per Mini-Kippschalter zwischen der Zeel-50-Ohm-BNC- und der Cinch-Verbindung sowie für letztere auch eine Pegelabschwächung um sechs Dezibel wählen kann, und dem ebenfalls serienmäßigen XLR-Eingang gibt es noch zwei weitere Eingänge, die nach Wahl des Kunden ausgelegt werden können. Hier stehen zusätzliche symmetrische, unsymmetrische und MC-Phono-Eingänge zur Verfügung. Erfreulicherweise ist der NHB-18NS in der sogenannten „Standard“-Konfiguration bereits mit einem MC-Eingang bestückt, mein Testexemplar sogar mit deren zwei, was es gegenüber der serienmäßigen Variante um 10.000 auf 75.000 Euro verteuert. Mit einem in zwei Richtungen zu bewegenden Tipp-Taster auf dem Phonoeinschub kann man durch längeres oder kürzeres Betätigen nicht nur zwischen der normalen RIAA-Entzerrung und einer mit der sogenannten Neumann-Konstante wählen und ein Subsonic-Filter zuschalten, sondern auch die Verstärkung in sechs Drei-Dezibel-Schritten zwischen 57 und 72 Dezibel und die Lastimpedanz in ebenfalls sechs Stufen zwischen 43 und 300 Ohm einstellen. Auch ohne Menüs mit entsprechender Software und jeder Menge Prozessor-Power erweist sich die darTZeel-Vorstufe als ausgesprochen flexibel.

Bei den Hochpegeleingängen hat man nicht nur die Wahl zwischen BNC-50-Ohm- und Cinch-Eingängen. Bei letzteren kann auch die Empfindlichkeit verändert werden
Bei den Hochpegeleingängen hat man nicht nur die Wahl zwischen BNC-50-Ohm- und Cinch-Eingängen. Bei letzteren kann auch die Empfindlichkeit verändert werden

Auch ausgangsseitig hat man bei der NHB-18NS die Qual der Wahl: Neben einer Cinch- und einer XLR-Buchse gibt es noch drei BNC-Anschlüsse mit 50 Ohm zur Kontaktaufnahme mit darTZell-Endstufen, was Bi- oder gar Tri-Amping zum Kinderspiel macht. Da Hervé Delétraz Besitzer diverser Revox und Studer Tonbandmaschinen ist, hat er seiner Vorstufe auch einen Tape-Ausgang spendiert, leider jedoch nur einen unsymmetrischen mit Cinch-Buchse. Dafür ist der Aufwand bei der Stromversorgung umso größer: Im vorderen Teil der in Doppel-Mono-Bauweise ausgelegten Vorstufe befinden sich unter einer rot eloxierten Abdeckung mit dem Schriftzug „darTZeel – The never heard before experience“ Akkus, die von einem externen, ebenfalls hervorragend verarbeiteten Netzteil in den charakteristischen Firmenfarben geladen werden.

Anstelle der Phonomodule, bei denen sich mit dem Schalter recht kleinschrittig die Verstärkung und die Lastimpedanz für den Tonabnehmer einstellen lässt, können auch symmetrische oder unsymmetrische Eingänge gewählt werden
Anstelle der Phonomodule, bei denen sich mit dem Schalter recht kleinschrittig die Verstärkung und die Lastimpedanz für den Tonabnehmer einstellen lässt, können auch symmetrische oder unsymmetrische Eingänge gewählt werden

Bei den Endstufen ist das sehr aufwendig gestaltete Netzteil natürlich integriert, ja, es wäre nicht einmal übertrieben zu behaupten, die Schaltungen wären um das Netzteil herum untergebracht. Das Gehäuse der NHB-108 ist in vier Sektionen aufgeteilt, jeweils zwei pro Kanal. In denen hinter der Frontplatte befinden sich die beiden 300-Watt-Ringkern-Transformatoren. Der umfangreichen Bedienungsanleitung mit ihrer ausführlichen Erklärung zur Entwicklung der Endstufe ist zu entnehmen, dass die Trafos auf 450-Watt-Kerne gewickelt wurden, um zu vermeiden, dass sie in die Sättigung gerieten. Die Primärwicklungen seien gegenüber den sekundären elektrostatisch geschirmt, so dass keine hochfrequenten Störungen übertragen würden. Die Trafos seien auf einer sogenannten „falschen“ Bodenplatte montiert und auf Gummidämpfern gelagert, so dass so gut wie keine Vibrationen auf die Schaltungen übertragen würden. Unter der 20 Millimeter starken Platte mit den Trafos befinde sich in einem geringen Abstand die von Außen sichtbare fünf Millimeter dicke Bodenplatte. Durch den Zwischenraum würden alle Kabel und Leitungen geführt, wodurch elektromagnetische Einstreuungen minimiert würden.


Pro Kanal gibt es fünf Vorstufen-Ausgänge und einen unsymmetrischen Tape-Ausgang
Pro Kanal gibt es fünf Vorstufen-Ausgänge und einen unsymmetrischen Tape-Ausgang

In den beiden hinteren Sektionen sind jeweils sechs Siebelkos mit einer Gesamtkapazität von 132.000 Mikrofarad pro Kanal untergebracht. Sie werden von je drei geschwungenen, Kupferschienen mit einer Dicke von fünf Millimetern verbunden. Sie allein wären schon Grund genug, der Endstufe eine Rauchglas-Scheibe statt eines metallenen Gehäusedeckels zu spendieren, die die Sicht auf Technik der Endstufe freigibt. Die beiden bipolaren Ausgangstransistoren eines jeden Kanals sind nur wenige Zentimeter von ihrem Netzteil entfernt. Wie Hervé Delétraz in der Bedienungsanleitung wortreich ausführt, ist er kein Freund symmetrischer Signalverarbeitung, da auch die Musik, also Schallwellen keine Luft bewegten, sondern Vibrationen von Luftmolekülen seien und sich unsymmetrisch verhielten. Aufgrund dieser Überlegungen habe er für seine Endstufe auch eine unsymmetrische Schaltung gewählt. Da er auf einen XLR-Eingang dennoch nicht verzichten wollte, desymmetriert er das Signal ohne Bezug zur Erde mittels eines Transformators. An dieser Stelle erinnere ich mich lebhaft an die recht häufigen Diskussionen mit meinem Kollegen Wojciech Pacuła und das Interview mit Michael Børresen, dem Entwickler von Aaviks C-880 und P-880, die dem darTZeel-Chef in der Sache, wenn auch teils mit anderer Argumentation zustimmen – anders als der Autor. Überhaupt könnte man über einige von Hervé Delétraz meinungsstark beschriebene technische Lösungen oder ihre Begründungen leidenschaftlich diskutieren – auch wenn sie mir in ihrer Konsequenz überaus schlüssig erscheinen. Wie dem auch sei: Entscheidend ist im Hörraum.

Die Vorstufe ist modular aufgebaut. Unter der roten Abdeckung verbergen sich die Akkus
Die Vorstufe ist modular aufgebaut. Unter der roten Abdeckung verbergen sich die Akkus

Als erstes nimmt die darTZeel NHB-108 in meiner Kette die Position von Einsteins The Poweramp ein, zugegeben, ein unfairer Vergleich, bekäme man für den Preis der Schweizer Edel-Endstufe etwa drei Einsteins. Beide Endstufen beziehen übrigens ihre Energie aus Audioquests Niagara 5000 und das Signal über ein symmetrisches Dragon-Kabel – auch wenn das nicht die von darTZeel favorisierte Verbindung ist. Dennoch überzeugt die NHB-108 auf Anhieb, selbst ohne längere Aufwärmphase. Während der ersten Minuten bin ich mir sicher, dass sie mindestens auf demselben Niveau agiert wie mein etatmäßiger Endverstärker. Aber schon bald darauf wird klar, dass sie mehr zu bieten hat: Besonders im Tieftonbereich erzeugt die darTZeel schlicht ein wenig mehr Druck – sehr angenehm! Aber der NHB-108 setzt nicht einfach nur mehr Energie frei, er tut dies auch ungemein kontrolliert und präzise.

Die Akkus werden von diesem externen Netzteil geladen
Die Akkus werden von diesem externen Netzteil geladen


Auch wenn ich den Beginn des ersten Satzes von Mahlers 3. Symphonie unter Mariss Jansons schon fast zu oft für Test verwendet habe, höre ich ihn immer noch gerne: Wohl auch wegen Christoph Stickels Mastering machen wenige Minuten klar, wie es eine Kette mit Dynamik Raumdarstellung, Feinauflösung und der Tieftonwiedergabe hält. Nach dem Einsatz der Blechbläser und dem kurz darauf folgenden der mächtigen Pauken ist die sich anschließende ruhigere Passage mit einer gewissen Unruhe unterlegt. Nach etwa einer Minute, während der einzelnen, recht verhaltenen Paukenschläge weit in der Tiefe des Raumes entfaltet sich das weitere Geschehen vor einem tiefschwarzen Hintergrund. Dank des darTZeel ist die Quelle der Unruhe plötzlich auszumachen: Es sind extrem leichte Schläge auf die tiefen Trommeln, wobei deren Lautstärke knapp über der Wahrnehmungsgrenze liegt. Hier hat das Buchstaben-Kürzel in der Modellbezeichnung der Endstufe seine Berechtigung: never heard before!

Bei der Endstufe gibt ein Rauchglasdeckel den Blick ins Innere frei
Bei der Endstufe gibt ein Rauchglasdeckel den Blick ins Innere frei

Bei Patrice Herals „Improvisation“ auf Le Concert Des Parfums erfreute der Einstein mit viel Tieftonenergie und einem sehr tiefen Raum. Der Vergleich mit dem darTZeel machte dann aber deutlich, dass dieser in der untersten Oktave noch ein wenig mehr Wucht entwickelt und im Frequenzbereich direkt darüber ein Stückchen akkurater zu Werke geht. Die imaginäre Bühne reicht mindestens gleich weit in die Tiefe, was aber dadurch ein wenig aus dem Blick gerät, dass sie sich auch sehr weit in die Breite ausdehnt. Beim sehr leisen Beginn des vierten Satzes der Symphonie Fantastique unter der Leitung von Verujan Kojian demonstriert der NHB-108 seine enormen Fähigkeiten in Sachen Auflösung und Feinzeichnung. Dennoch agiert er nicht als analytische, audiophile Lupe: Die Wiedergabe hat nicht den geringsten Anflug von Kälte, sondern stattdessen einen nie aufdringlichen, ungemein angenehmen Schmelz. Da könnte man fast glauben, da läge irgendwo eine Röhre im Signalweg. Auch ohne 50-Ohm-Verbindung und die Vorstufe aus eigenem Haus überzeugt mich der darTZeel derart, dass ich schon jetzt weiß, wie schwer es werden wird, sich wieder von ihm zu trennen.

Auch für die Betriebsanzeigen und den Einschalter der Endstufe hat sich Hervé Delétraz besondere Bezeichnungen einfallen lassen
Auch für die Betriebsanzeigen und den Einschalter der Endstufe hat sich Hervé Delétraz besondere Bezeichnungen einfallen lassen

Nachdem die Vorstufe die Stelle des WestminsterLab Quest eingenommen hat – noch verbindet das Audioquest Dragon XLR die NHB-18NS mit der NHB-108 – und ich einige Stücke gehört habe, stehe ich vor einem Problem: Um den klanglichen Zugewinn zu beschreiben reicht es einfach nicht, auf noch einen Hauch mehr Bühnentiefe oder ein zuvor nicht über die Wahrnehmungsschwelle getretenes Detail zu verweisen – auch wenn die Interaktion des Flügels mit dem Aufnahmeraum beim Titelstück von Carla Bleys Live Goes On wirklich faszinierender rüber kommt als je zuvor. Zwischen den sparsamen Tönen und Akkorden des Intros entsteht Dank der darTZeels eine spannende Beziehung, Ein- und Ausschwingvorgänge und die klanglichen Färbungen der einzelnen Töne erlangen plötzlich eine Bedeutung, die zuvor nicht erkennbar war. Aber darüber mache ich mir nur Gedanken, wenn ich versuche zu beschreiben, was die Wiedergabe des bestens vertrauten Songs durch NHB-18NS und NHB108 so besonders macht. Viel wichtiger ist, dass die Musik nun noch intensiver erlebbar ist und schlicht noch mehr Spaß macht. Mag auch die Beschreibung der akustischen Meriten der Verstärker ein wenig verkünstelt wirken, die Wiedergabe darTZeels ist es jedenfalls nicht: Sie sind trotz hoher Auflösung und Akkuratesse veritable Spaßmaschinen!


Die Endstufe wurde spiegelsymmetrisch aufgebaut und verfügt über drei unterschiedliche Eingänge. Symmetrische Signale werden desymmetriert
Die Endstufe wurde spiegelsymmetrisch aufgebaut und verfügt über drei unterschiedliche Eingänge. Symmetrische Signale werden desymmetriert

Noch ein kleines bisschen mehr von allem – ja, auch Raumtiefe – gibt’s, wenn statt des Dragon das darTZeel-Ultimate-Koax-Kabel die beiden rot-goldenen Verstärker verbindet. Einzige Ausnahme: Tiefton-Energie. Während ich auch mit dem recht fetten Sound des Dragon zufrieden war, hatte der Freund, mit dem ich die Zeel-BNC-Verbindung ausprobierte, schon zuvor moniert, dass die Kette für seinen Geschmack ein ganz leichtes tonales Ungleichgewicht aufwies. Auch wenn ich von wohl definiertem und kontrolliertem Bass eigentlich nicht genug bekommen kann, muss ich zugeben, dass es mit dem unsymmetrischen darTZell-Kabel nun noch einen Hauch stimmiger und ausgewogener klingt als mit dem Dragon, was natürlich ebenso gut an den Maßnahmen zu Symmetrierung und Desymmetrierung in Vor- und Endstufe liegen kann wie am Kabel. Unstrittig jedoch ist, dass das so gut klingende darTZeel-Koax im Vergleich zum Dragon geradezu ein Schnäppchen ist. Es kostet nicht einmal ein Viertel des XLR-Kabels.

Das Innere der Endstufe wurde in vier Kammern unterteilt
Das Innere der Endstufe wurde in vier Kammern unterteilt

Abschließend widme ich mich noch einem der Phonoeingänge, wobei an diesem weder die Entzerrung mit der Neumann-Konstante noch das Subsonic-Filter aktiviert sind. Auf dem LaGrange waren der lange AMG-Arm mit dem DS-Audio W3 und der symmetrisch verkabelte Simplicity II montiert, beides keine geeigneten Spielpartner für den unsymmetrische MC-Eingang des NHB-18NB. Also baue ich den kurzen Einstein mit dem Transrotor Tamino und den Ortofon AS-309R mit dem SPU Century auf. Aber das war zumindest zur Hälfte vergebliche Liebesmüh: Da sich ein Phonoeingang des darTZeel aufgrund des Doppelmono-Aufbaus von vorn gesehen weit auf der linken Seite befindet, wäre zum Anschluss des Einstein-Arms ein zwei Meter langes, unsymmetrisches Phonokabel notwendig – und ein solches befindet sich nicht in meinem Fundus. Also begnüge ich mich mit der Ortofon-Kombi und lege Mussorgskys Bilder einer Ausstellung mit dem Chicago Symphony Orchestra unter Carlo Maria Giulini auf. Bei den beiden letzten Bildern bin ich wieder einmal überrascht, zu welch weiträumiger Raumdarstellung das moderne SPU fähig ist – natürlich auch dank der Mitwirkung des darTZeel MC-Moduls. Das bringt natürlich auch die SPU-typischen Tugenden wie Klangfarbenreichtum, eine nahezu ungezügelte Spielfreude und diese so schwer beschreibbare Emotionalität bestens zur Geltung. Wie ein kurzer Vergleich zeigt, agiert das Phonomodul mindestens auf dem Niveau von Einsteins symmetrischer The Turntable's Choice: Auch der Phonoeingang des darTZeel überzeugt völlig.

Die sechs Siebelkos pro Kanal werden durch fünf Millimeter starke Kupfer-Körper verbunden. Pro Endstufe kommen nur zwei bipolare Leistungstransistoren zum Einsatz
Die sechs Siebelkos pro Kanal werden durch fünf Millimeter starke Kupfer-Körper verbunden. Pro Endstufe kommen nur zwei bipolare Leistungstransistoren zum Einsatz


Jetzt werde ich NHB-18NS und NHB-108 schnell ins Fotostudio verfrachten, bevor ich mich an den Klang dieser Traum-Verstärker gewöhne. Jede zusätzliche Stunde Musikgenuss mit ihnen würde den unvermeidlichen Trennungsschmerz nur verstärken.

STATEMENT

Nicht nur optisch, sondern vor allem technisch geht Hervé Delétraz mit seiner Vor- und Endstufe eigene Wege. Und das ist gut so: Das darTZeel-Duo bringt in allen Hifi-Disziplinen Bestleistungen. Aber was noch viel wichtiger ist: NHB-18NS und NHB-108 sprühen vor Spielfreude und vermitteln einen emotionalen Zugang zur Musik, wie ich ihn äußerst selten, wenn überhaupt jemals erlebt habe!
Gehört mit
Laufwerk Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil, J.Sikora Reference Line
Tonarm Einstein The Tonearm 9“, Ortofon AS-309R, J.Sikora KV12 MAX
Tonabnehmer Transrotor Tamino, Ortofon SPU Century, Aidas Mammoth AU
Phonostufe Einstein The Turntable‘s Choice (sym)
NAS Melco N1Z/2EX-H60 mit externem Audiaz-Linearnetzteil
Streamer Auralic Aries G2.2
Up-Sampler Chord Electronics M-Scaler mit Ferrum Hypsos
D/A-Wandler DAVE mit Linearnetzteil, MSB Technology Cascade
LAN-Switch Ansuz PowerSwitch D-TC Gold Signature, SOtM sNH-10G
10-MHz-Clock SOtM sCLK-OCX10
Vorstufe WestminsterLab Quest
Endstufe Einstein The Poweramp
Lautsprecher Børresen 05 SSE
Kabel Goebel High End Lacorde Statement, Audioquest Dragon HC und Tornado (HC), Dragon XLR, Ansuz Speakz D-TC Supreme, Digitalz D-TC Gold Signature und Mainz D2 (2x), Rossaudio Kabel, SOtM dCBL-BNC75, Ortofon TSW-5000 Silver
Zubehör AHP Klangmodul IV G, Audioquest Niagara 5000 und 1200, Synergistic Research Active Ground Block SE, HMS-Wandsteckdosen, Blockaudio C-Lock Lite, Degritter Mark II, Acoustic System Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, SSC Big Magic Base, Finite Elemente Carbofibre°-HD, Harmonix Room Tuning Disks, ADOT Medienkonverter (2x) mit Keces P6 und SBooster MK II, Singlemode-Duplex-Lichtwellenleiter, Ansuz Sparks, Darkz Z2S, div. Sortz, PowerBox D-TC SUPREME, Thixar Silent Feet 20, Waversa WLAN-Isolator-EXT-1 (2x), ifi
Herstellerangaben
darTZeel NHB-18NS
Verstärkung bis zu +11dB
Phono-Verstärkung 54 - 72 dB
Eingangsimpedanzen Zeel BNC 50Ω (1Hz -1MHz), Cinch >30kΩ (5Hz - 50kHz), XLR >15kΩ (5Hz - 50kHz), Phono MC 43Ω - 47KΩ wählbar
Ausgangsimpedanzen 75kΩ Cinch, 50Ω darT BNC, <600kΩ XLR, Rec Out <150kΩ
Frequenzgang 5Hz - 500kHz, +0, -1dB
Anstiegszeit <0,5µs
Anstiegsrate >24V/µs, Spitze-Spitze
Harmonische Verzerrung <1% (10Hz - 100kHz)
Zeitliche Verzerrung Keine, bei jedem Pegel und jeder Last
Übersprechen < -80dB (20Hz - 20kHz)
Signal-Rausch-Verhältnis >92dB (A) Line; >70dB (A), Phono
Leistungsaufnahme 7 - 77W je nach Arbeitsbedingungen
Abmessungen (B/T/H) 440/335/170mm, Tiefe mit Griffen 415mm
Gewicht 24kg, Netzgerät 3kg
Sicherungswerte 230 Volt: 0,5A(T)
Preis 75.000 Euro
Herstellerangaben
darTZeel NHB-108darTZeel NHB-108
Nominale Ausgangsleistung 150W RMS an 8Ω, 225W RMS an 4Ω
Verstärkung 26dB bei 8Ω
Eingangsimpedanzen Zeel BNC 50Ω (1Hz – 1MHz), Cinch >30kOhm (5Hz – 100kHz), XLR >30kΩ
Ausgangsimpedanz <0,33Ω (20Hz - 20kHz) gemessen unter 8Ω
Frequenzgang 0,8Hz - 600kHz, +0, -3dB
Anstiegszeit <0,8µs
Anstiegsrate >88V/µs, Spitze-Spitze
DC-Ausgangsspannung ± 50 mV
Harmonische Verzerrung (THD) < 1% (7Hz - 77kHz)
Zeitliche Verzerrung keine, bei jedem Pegel und jeder Last
Übersprechen < -90dB von (20Hz - 20kHz)
Signal-Rausch-Verhältnis > 12 dB (A) bei Nennleistung
Leistungsaufnahme 50W (Leerlauf), 900W (max. Ausgangsleistung)
Abmessungen (B/T/H) 440/350/170mm, Tiefe mit Griffen 415mm
Gewicht 30kg
Preis 65.000 Euro

Vertrieb
AUDIO-TRADE Hi-Fi Vertriebsgesellschaft mbH
Anschrift Villa Belvedere
Wallufer Straße 2
D-65343 Eltville am Rhein
Telefon +49 6123 9258956
E-Mail info@audiotra.de
Web www.audiotra.de

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Montag, 12 August 2024 00:07

Varèse: Das neue dCS-Musiksystem

Mit Varèse hat der britische Digitalspezialist dCS sein bislang ambitioniertes Musiksystem überhaupt präsentiert. Am Anfang der Entwicklung stand die Vision, den Stand der Technik neu zu bewerten und ein noch tiefgreifenderes und intensiveres Musikerlebnis zu schaffen. Varèse bietet ein Leistungsniveau, das alles übertrifft, was dCS je geschaffen hat.

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DCS Development Director Chris Hales und Technical Director Andy McHarg erläutern ihre Vision: „Unser Bestreben bei dCS ist es, jeden Aspekt einer Musikaufnahme absolut originalgetreu wiederzugeben. Dieses Ethos leitet unsere Arbeit seit über 35 Jahren und hat die Entwicklung von unseren ersten Digitalwandlern bis hin zu unserer aktuellen Produktpalette vorangetrieben. Wir haben einige der ausgefeiltesten Audiotechnologien entwickelt, die es gibt, um unsere geliebte Musik voll zur Geltung zu bringen – damit man die ganze Bandbreite an inspirierenden Details und Emotionen in den Werken genießen kann. Da wir uns von der Entwicklung professioneller Audiogeräte zur Herstellung von Hochleistungs-Musiksystemen und separaten Komponenten weiterentwickelt haben, versuchen wir permanent, unseren Fokus zu erweitern, um zu herauszufinden, wie wir den natürlichsten Klang bieten können. Da wir selbst Musikliebhaber sind, wissen wir, wie wichtig Musik im Leben unserer Kunden ist, und wir wollen dies mit außergewöhnlichen Geräten honorieren, die Hörgenuss zu einem noch größeren Vergnügen machen. Unser neues System, dCS Varèse, verkörpert diese Philosophien. Es ist unser bisher fortschrittlichstes Musiksystem und bietet ein Leistungsniveau, das alles übertrifft, was wir bisher geschaffen haben. Gleichzeitig bietet es eine einfachere, intuitivere Benutzererfahrung und ein einzigartiges Design, das modernste Mechanik und Hardware mit einer attraktiven und fühlbaren Form verbindet.“

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Varèse ist der Höhepunkt einer Reihe von Projekten, die vor mehreren Jahren begannen. Neben der ständigen Optimierung der bestehenden Produkte durch Hard- und Software-Updates hat dCS viel Zeit damit verbracht, zu erforschen, wie die klangliche und messbare Leistung seiner DACs weiter verbessert werden kann. Man untersuchte außerdem die Möglichkeit, ein einheitliches System für den Transport von Audio-, Timing- und Steuersignalen zu entwickeln und die Taktung zwischen Audiokomponenten zu verbessern. Parallel dazu wurde überlegt, wie man es für den Hörer noch einfacher und intuitiver gestalten kann, Musik zu entdecken und die Wiedergabe zu steuern, indem man dCS-Besitzer auf der ganzen Welt befragte und untersucht hat, wie zukünftige Musikschnittstellen aussehen könnten. Als sich Ergebnisse heraus kristallisierten, wurde das ehrgeizige Projekt in Angriff genommen und ein komplettes Wiedergabesystem, entwickelt, das die Art und Weise, wie man mit Musik interagiert und sie hört, neu definiert.

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Das Varèse-Musiksystem besteht aus fünf Komponenten:

  • einem Kern (Core)
  • der Benutzerschnittstelle
  • einer optionalen Master Clock
  • zwei Mono-DACs – einer für jeden Audiokanal

Es beinhaltet auch eine spezielle Varèse-Fernbedienung und eine neue App: dCS Mosaic ACTUS. Ein passender CD/SACD-Transport wird ab 2025 ebenfalls erhältlich sein.

Varèse nutzt eine Reihe neuer Technologien, die einen natürlicheren und klareren Klang als bisher möglich machen. Dazu gehört:

  • dCS Tomix, eine patentierte neue Taktungstechnologie
  • ACTUS, eine maßgeschneiderte Schnittstelle, die Audio-, Steuer- und Timing-Signale zwischen den Komponenten überträgt
  • Differential Ring DAC, eine neue Version des dCS Ring DAC™, was die größte Veränderung der DAC-Architektur seit einer Generation darstellt.

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Varèse bietet auch mehrere mechanische und elektronische Innovationen, vom neuen Schaltungsdesign bis hin zu verbesserten Stromversorgungen. Die Vorteile dieser Verbesserungen sind weitreichend: Der Jitter wurde weiter reduziert, gleichzeitig die Linearität erhöht, das Grundrauschen gesenkt und das Übersprechen eliminiert – mit rekordverdächtigen Messwerten.

Für Musikhörer bietet Varèse alle Qualitäten, die sie von dCS erwarten, in noch größerem Umfang. Das Konzept baut auf den außergewöhnlichen Fähigkeiten der aktuellen dCS-Produktpalette auf, um ein neues Maß an Realismus zu erreichen. Die Hörer erwartet unter anderem eine noch breitere, ausgedehntere Klangbühne, ein gesteigertes Gefühl von Leichtigkeit, Musikalität und des rhythmischen Flusses, noch greifbarere Stimmen, eine verbesserte Textur, besseres Timing und eine intensivere Wirkung von Bassinstrumenten sowie eine optimierte Performance und Stimmigkeit bei niedrigen Frequenzen

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Die Erfahrungen Einzelner sind individuell, aber in einem Punkt sind sich alle einig, die Varèse schon hören durften: Es hat die Fähigkeit, einen noch näher an die Musik zu bringen. Die vielen Innovationen von Varèse sorgen für das bisher transzendenteste dCS-Erlebnis, das den Zuhörern eine Performance bietet, bei der der Klang eine spürbarere Präsenz hat als je zuvor.

Weitere Informationen über Varèse und die dazugehörigen Technologien werden am 9. August auf dCSaudio.com veröffentlicht. Die Systeme werden in begrenzter Stückzahl hergestellt und ab Ende 2024 ausgeliefert.

Vertrieb
Audio Reference GmbH
Anschrift Alsterkrugchaussee 435
22335 HAMBURG
Telefon +49 40 53320359
Fax +49 40 53320459
Web audio-reference.de

Weitere Informationen

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Freitag, 09 August 2024 10:03

Lumïn P1 Mini

Im Jahr 2013 trat Lumïn in das Pantheon der Hersteller von Music-File-Playern ein, indem es die Wiedergabe von DSD-Dateien anbot. Der erste Player, einfach Lumïn genannt, war eine Herausforderung für die Konkurrenz. Wir testen das neueste Produkt den P1 Mini, einen File-Player mit Vorverstärkersektion. Dies war der weltweit erste Test.

Als ich den Raum von Lumïn auf der High End 2024 betrat, stand der neue P1 Mini-Player im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Zugegeben, er wurde nicht besonders hervorgehoben, aber seine Wichtigkeit für die dort arbeitenden Menschen, einschließlich Li He, dem Geschäftsführer des Unternehmens, und Angus Leung, dem Leiter des Vertriebs, war unübersehbar. Und das war wirklich interessant. Schließlich standen im selben Raum viel teurere, viel beeindruckendere Geräte, allen voran der originale P1 und der Verstärker Amp. Wie Angus mir kurz darauf sagte und eine Woche später in einem Interview bei mir zu Hause bestätigte, ist der P1 Mini ein Schlüsselprodukt für Lumïn. Wie ist das möglich? Das Gerät kostet knapp 5.000 Euro – kein Pappenstiel, aber im Vergleich zu Konkurrenzprodukten immer noch überaus angemessen. Mit Blick auf den Ruf und die Geschichte des Unternehmens ist es leichter zu erklären, warum der P1 Mini für Lumïn so wichtig ist: Schließlich ist es erst das zweite Produkt, das die Funktionen eines Audio-File-Players, eines DAC mit HDMI-Eingängen und eines Vorverstärkers vereint. Das erste war der ursprüngliche P1 aus dem Jahr 2021.

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Der Name sagt viel darüber aus, worum es sich bei dem neuen Produkt handelt: Es ist eine kleinere und günstigere – was Herr Li On in einem Gespräch mit mir betonte – Version des größeren Produkts. Das Gehäuse wurde verändert und besteht jetzt aus gebogenem Blech statt aus gefrästem massiven Metall, das Netzteil ist kleiner, einige Bauteile sind weniger aufwändig und es gibt keinen symmetrischen Analogeingang. Dennoch kann man den P1 Mini als einen T3 mit mehr Funktionalität und einem einfacheren Gehäuse betrachten. Der Hersteller stellt auf seiner Website die Frage: „Warum der P1 Mini?“ und antwortet: „Genau wie sein größerer Bruder ist der P1 Mini so konzipiert, dass er als Streamer, DAC, Vorverstärker oder als Kombination von allen dreien verwendet werden kann! Mit fünf analogen und digitalen Eingängen, einem linearen Netzteil und vielen anderen Komponenten, die von Flaggschiff-Playern übernommen wurden, bietet der Lumïn P1 Mini unglaubliche Vielseitigkeit und Wertigkeit in seinem neuen schlanken Gehäuse.“

Das Äußere

Das Gerät teilt sich ein Gehäuse mit zwei anderen Produkten dieses Unternehmens - dem D3 Player und dem U2 Mini File Transport. Die Vorderseite ist ein flaches Aluminiumblech mit einem gefrästen „Fenster“, das, wie bei allen Produkten dieses Herstellers, ein Display beherbergt, das Informationen über das Album, den Titel und den Dateityp anzeigt, sowie Symbole, die den gewählten Eingang und die Lautstärke angeben. Der P1 Mini verfügt über zwei Drehknöpfe, die für die Eingangswahl und die Lautstärkeregelung zuständig sind, sowie, und das ist neu, einen Standby-Schalter mit einer Mikrodiode in – leider – blauer Farbe. Wie Angus sagt, hat man sich für diese Art der manuellen Bedienung entschieden, damit auch Personen, die nicht mit der digitalen audiophilen Welt verbunden sind, das Gerät leicht bedienen können. Die Rückwand ist unter dem hervorstehenden Gehäuse versteckt. Dies ist ein Element, das ursprünglich von Linn-Playern übernommen und von Lumïn all die Jahre beibehalten wurde. Ich wies Herrn Li darauf hin, dass dies für das Einstecken von Kabeln nicht sehr praktisch sei, woraufhin er antwortete, dass sie diesen Vorsprung in Zukunft etwas kürzen, aber nicht abschaffen würden, da viele Benutzer einen solchen Kabelschutz lobten.

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Ausstattungsmerkmale

Das P1 Mini ist ein komplexes Gerät mit vielen Funktionen. Auf der Website des Herstellers finden wir diese Beschreibung:

  • Idee Nr. 1 - Streaming DAC
    Der Lumïn P1 Mini kann wie alle anderen Lumïn-Player verwendet werden. Mit seiner DSD512/PCM384-Unterstützung, dem Femto-Clock-System, dem Glasfasernetzwerk, dem Ringkern-Netzteil und dem Leedh Processing ist er vollgepackt mit unglaublichen Komponenten.
  • Idee Nr. 2 – HiFi-Hub
    Verbinden Sie alle Ihre Stereoquellen mit dem Lumïn P1 Mini und schließen Sie eine Endstufe an, und Sie haben alles, was Sie für ein unglaubliches Musiksystem brauchen.
  • Idee Nr. 3 – 2-Kanal-TV-System
    Sie brauchen keinen AV-Receiver. Schließen Sie einfach Ihre HDMI-Quellen an Ihren Fernseher und den P1 Mini an Ihren Fernseher an. Mit HDMI ARC kommt der gesamte Ton über Ihre Hauptlautsprecher.

Lassen Sie uns mit dem Player beginnen. Er basiert auf einer neuen Streaming-Plattform, die er mit dem T3, P1 und X1 teilt und für die Lumïn einen hochmodernen NXP-Chip verwendet. Dank der erhöhten Verarbeitungsleistung kann man PCM-Dateien bis zu 32 Bit und 384 Kilohertz sowie DSD-Dateien bis zu DSD512 abspielen und Dateien in den Formaten Apple Lossless (ALAC), WAV, AIFF, MQA, MP3, AAC (in einem M4A-Container). Files können entweder über das Netzwerk, von einem NAS-Laufwerk oder von einem Flash-Laufwerk übertragen werden – an der Rückseite befinden sich zwei USB-Anschlüsse. Das Gerät ist mit allen wichtigen Streaming-Diensten kompatibel, darunter Qobuz, Tidal Connect und Spotify Connect, und wird voraussichtlich in Zukunft auch Amazon Music unterstützen. Der Hersteller gibt an, dass das System von Tidal in die Software des Geräts integriert ist, so dass Wiedergabelisten zwischen der Streaming-App und dem ???? migriert werden können. Ein separater „Eingang“, der auf dem Display angezeigt wird, ist für Internetradiosender vorgesehen. Der P1 Mini ist außerdem als Roon Ready zertifiziert.

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Wir verbinden das Gerät mit der Außenwelt über ein RJ45-Kabel, ein klassisches Ethernet-Kabel, aber wir könnten es auch über eine SFP-Glasfaserverbindung tun. Lumïn hat dies im X1-File-Transport und dann im L2-Server eingeführt, aber leider ist es im T3 nicht vorhanden... Wir können den P1 Mini nicht über Wi-Fi mit dem Netzwerk verbinden: Lumïn ist ein glühender Verfechter der kabelgebundenen Dateiübertragung. Ein SFP-Modul (Small Form-Factor Pluggable) ist ein kleiner Sender/Empfänger, mit dem Sie die Funktionalität Ihrer Geräte erweitern können. Das darin verarbeitete Signal kann optisch und elektrisch übertragen werden. Er wird auch als Mini-Gigabit-Schnittstellenkonverter (Mini-GBIC) bezeichnet. Er kann direkt an den physischen Port eines Netzwerkgeräts angeschlossen werden. Er kann auch eine elektrische und optische Signalumwandlung durchführen, um die mögliche Entfernung zwischen Sender und Empfänger zu vergrößern. Sein Hauptvorteil beim optischen Betrieb ist die galvanische Trennung der Geräte, was zu einer erheblichen Verringerung des Rauschens führt.

Ein wichtiges, vielleicht sogar das wichtigste Merkmal des Lumïn P1 Mini ist seine Fähigkeit, als Vorverstärker zu arbeiten. Die Geräte des Unternehmens sind jetzt standardmäßig mit dem Lautstärkeregelungs-Algorithmus von Leedh Processing ausgestattet. Wir haben schon oft darüber geschrieben, also werden wir es nicht wiederholen. Sagen wir einfach, dass es ein wirklich fortschrittliches System ist. Das Wichtigste ist, dass es auf PCM-Signalverarbeitung basiert. Wenn Sie also DSD-Dateien hören, werden diese in PCM umgewandelt. Dem Benutzer stehen außerdem digitale und analoge Eingänge zur Verfügung, letztere über unsymmetrische Cinch-Buchsen. So kann das Gerät als DAC mit (oder ohne) einen Vorverstärker arbeiten. Es gibt weitere digitale Eingänge: USB, BNC, optischer Toslink und HDMI, sowie einen Ausgang mit ARC, einem Rückkanal, der es ermöglicht, das Signal an einen TV-Empfänger zu senden, zum Beispiel von einem File-Player oder Blu-Ray-Player, und über das gleiche Kabel das Signal vom Fernseher zurückzugeben. So kann der Player das Herzstück einer Stereoanlage mit Heimkino-Sound sein. Das Signal wird über Cinch- oder XLR-Buchsen ausgegeben. Wenn wir die Lautstärkeregelung verwenden, können wir den P1 Mini direkt an Leistungsverstärker oder Aktivlautsprecher anschließen.


Hinzu kommt, dass derselbe Chip, auf dem die Streamer-Software und das Leedh Processing gespeichert sind, ein Upsampling des Signals auf PCM 32/384 oder DSD128 ermöglicht. Dies ist eines der Dinge, die vom Spitzenmodell X1 übernommen wurden. Aber nicht das einzige. Neben der optischen SFP-Verbindung finden Sie auch zwei Femto-Taktgeber mit einem selbst programmierten FPGA, der das Taktsignal zwischen den verschiedenen Subsystemen verteilt.

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Fernbedienung

Lumïn verfügt über eine eigene stabile und schnelle App, sowohl für iOS-Geräte – und das ist zu bevorzugen – als auch für solche mit Android; iOS 11.0 oder neuer, Android 4.0 oder neuer. Zusammen mit dem P1 Mini habe ich jedoch auch eine Fernbedienung erhalten. Sie ist zwar nicht notwendig, kann aber dennoch praktisch sein, um wie bei einem CD-Player einfach die Titel zu wechseln oder die Lautstärke zu regeln, ohne zum Smartphone oder Tablet greifen zu müssen. Die Fernbedienung sieht dank ihres Gehäuses aus Acryl und Metall gut aus. Sie wird von einem österreichischen Unternehmen hergestellt und sieht aus, als gehöre sie zur Ausstattung eines Luxusautos von Audi oder BMW. Meine einzige kritische Bemerkung betrifft die Lautstärketasten: Sie befinden sich an einer nicht sehr günstigen Stelle.

Wie wir gehört haben

Der P1 Mini-File-Player wurde natürlich im High-Fidelity-Referenzsystem getestet. Die Player-Sektion wurde mit dem Lumïn T3 und mit dem Ayon Audio CD-35-HF-Edition-SACD-Player verglichen. Die Vorverstärkersektion hingegen wurde mit dem Ayon Audio Spheris-III-Röhrenvorverstärker verglichen. Der P1 Mini wurde über Crystal Absolute-Dream-Cinch-Kabel mit dem Vorverstärker und über Acoustic Revive Absolute-XLR-Kabel mit der Soulution 710 Endstufe verbunden.
Der Lumïn stand auf dem obersten Regalboden eines Finite Elemente Master Reference Pagode Edition MkII Racks auf seinen Füßen und wurde über das Harmonix X-DC350M2R Improved-Version-Kabel mit Energie versorgt. Den Erdungsanschluss habe ich mit der Nordost Qkore-Erdungseinheit verbunden.

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Ein Vergleich zwischen dem P1 Mini und dem T3 hat gezeigt, dass die beiden Geräte zwar vom Design her sehr ähnlich sind, ihr Klang aber nicht der gleiche ist. Sie unterscheiden sich in mehreren wichtigen Punkten. Der Klang des getesteten Players scheint mir für ein breiteres Publikum „abgestimmt“ zu sein als der des T3. Anders kann ich mir den offeneren, schnelleren und transparenteren Klang des T3 nicht erklären. Es ist immer noch ein Lumïn, daran besteht kein Zweifel, aber als beispielsweise die Trompete von Wadad Leo Smith in „Conservatory Gardens“ erklang, als die Gitarre in In „My Girlish Days“ von Sue Foley erklang, wusste ich genau, welche Idee hinter diesen Veränderungen steckte.


Das Gute ist des Besseren Feind – ein Grundprinzip in vielen Berufen, auch im Tonbereich. Es ist zwar nicht unumstößlich, aber es funktioniert so oft, dass man sich in Situationen, in denen schnelle Entscheidungen getroffen werden müssen, lieber mit dem „Guten“ zufrieden gibt. So ist es auch bei den Perfektionisten im Audiobereich, also bei uns Audiophilen. Es ist besser, die „Lernkurve“ von Anfang an zu durchlaufen, langsam und ohne Eile, als sich direkt in das Herz des High-Ends zu stürzen. Und zwar deshalb, weil die überwiegende Mehrheit der Musikhörer das nicht verstehen wird und einfachere Lösungen für die besseren halten wird. Das Gleiche gilt für den P1 Mini. Sein Klang ist warm, satt und dicht, aber auch offen und sonor. Der T3 ist viel voller und viel dunkler. Aber das ist etwas, das Erfahrung erfordert, um es zu schätzen, und wenn wir jemanden von unseren Gründen überzeugen wollen, ist es besser, nicht hier anzufangen. Wenn der neue Lumïn-Player also ein Einstiegsprodukt sein soll, das mehr Menschen in unsere Welt lockt, das ihnen ermöglicht, das zu sehen, was wir sehen und davon begeistert zu sein, dann ist das der bessere Weg.

Sue Foleys oben erwähnte Gitarre klang hervorragend - dynamisch, auf eine offene Art und Weise, ohne langen Nachhall. Der Track baut zum Teil auf dem Kontrast zwischen eben jenem modernen Instrumenten-Sound und dem absolutem Vintage-Gesang auf. Letzterer wurde, so wie ich es höre, mit einem alten Mikrofon aufgenommen und dann zusätzlich durch einen Effekt laufen gelassen, der den Vintage-Effekt noch verstärkt. Klingt toll, zumal das Album One Guitar Woman, aus dem der besagte Song stammt, ja den Untertitel „A Tribute To The Female Pioneers Of Guitar“ trägt, was einiges erklärt.

Ähnlich klang auch die fantastische Zara McFarlane. Auch das Stück „If You Could See Me Now“ vom kommenden Album Celebrating Sarah Vaughan wurde so aufgenommen, dass es an die 60-er Jahre erinnern soll. In der Mitte haben wir starken, großen Gesang, aber mit viel Hall, gefolgt von einem Kontrabass; der Klang erinnert mich an das, was Al Smith bei Natalie Coles Aufnahmen vom Album Unforgettable With Love (1991) erreicht hat. Das Klavier ist auf der rechten Seite und das Schlagzeug auf der linken Seite platziert. Das ist ein wunderschön stilisiertes Spiel, mit tiefen Farben und hoher Dynamik. Der getestete Lumïn zeigte diese Dinge ohne Probleme, auch das Begleitrauschen der Aufnahme, als ob sie auf einem analogen Tonbandgerät gemacht worden wäre.

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Das liegt daran, dass der P1 Mini sehr geschickt das audiophile Idiom und die Gewohnheiten von Menschen, die täglich Musik über Kopfhörer oder im Auto hören, verbindet. Aus unserem Umfeld übernimmt er satte Farben, Plastizität und hohe Lautstärke, und aus „der Welt“ übernimmt er offene obere Mitten und eine stärkere Fokussierung auf Details. Es ist immer noch ein Lumïn, kein Zweifel: Wir haben es also weder mit einem hellen noch mit einem ermüdenden Klang zu tun.

Selbst wenn man einen stärker komprimierten Poptitel wie „End of Benignin“ der Gruppe von Joseph David „Joe“ Keery, der unter dem Pseudonym DJO auftritt, vom Album Decide anhört, erleben wir einen eleganten, schönen Vortrag – und zwar weil der Lumïn die schwer zu definierende, aber leicht zu fühlenden Grenze des guten Geschmacks nicht überschreitet. Das liegt daran, dass er die Auflösung und Dichte bietet, die wir – oder zumindest ich – im Audiobereich so sehr schätzen. Wenn es gefordert ist, klingt er zart und pastellig und dann wieder, sagen wir bei einer Live-Aufnahme von „Something To Hold“ von Bilal und Questlove, gelingt es ihm, richtig Druck im untersten Bereich des Spektrums zu liefern und viel Luft in den Raum zu pumpen.


Die Abbildung des musikalischen Geschehens gelingt recht groß, auch wenn der T3 noch größere Klangquellen suggeriert. Schiere Größe habe ich beim P1 Mini nicht besonders vermisst. Ja, er klingt ein bisschen heller und höher, aber ohne irgendwelche negativen Auswirkungen. Ich würde sogar sagen, wenn die Art der Wiedergabe, die der Lumïn bietet, prinzipiell zusagt, wir aber gerne mehr „Luft“ in den Aufnahmen hätten, um sie lebendiger zu machen, dann schneidet der getestete Player besser ab als mein T3, zumal der Mini nicht nur sehr gut differenziert, sondern auch Aufnahmen, die etwas weniger puristisch, also stärker „produziert“ sind, damit richtig cool und angenehm klingen. Ob es nun die bereits erwähnte Zara McFarlane mit ihrer sinnlichen Stimme oder das fast schon sommerlich fröhliche Spiel von Chappel Roan vom Album Good Luck, Babe ist!

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Der Vorverstäker

Damit wären wir bei der Frage, wie der besagte Lumïn mit dem eingebauten Vorverstärker agiert: sehr, sehr cool. Wir haben uns dieses Setup mit Li On und Angus Leung in meinem System angehört, und wir waren uns einig, dass es gut klang. Der externe Vorverstärker verleiht der Musik ein wenig mehr Atem und löst das Geschehen ein bisschen mehr auf. Aber das sind insgesamt keine großen Unterschiede. Und sie fallen auch nicht so sehr ins Gewicht, wie man vielleicht erwarten würde, denn der über ein symmetrisches Kabel direkt mit der Soulution 710-Endstufe verbundene Lumïn mit Leedh-Lautstärkeregler spielt wärmer und voller als wenn mein externer Vorverstärker im Signalweg liegt. Aber diese Wärme geht nicht in Richtung der Schwärze, die wir mit dem T3 bekommen. Es ist eine andere Art von Klang. Weich und pastellig, aber dabei ziemlich offen. Die Gesamtpräsentation ist etwas zurückhaltend, so dass man Musik wirklich laut spielen kann, ohne befürchten zu müssen, dass sie einen ermüdet oder dass sie zu aggressiv rüber kommt. Die Wiedergabe ist kraftvoll, wenn es nötig ist, sie geht – wenn erforderlich –tief hinab und schimmert in Pastellfarben. Der Lumïn zeigt sich spielfreudig, ohne Aufblähung oder Verstellung. Er zeichnet sich durch einen perfekt ausgewogenen und durchdachten Klang aus. Wenn ich die Wahl habe, höre ich mir den P1 Mini ohne externen Vorverstärker an, so wie er ist.

Zusammenfassung

Lumïn gehört zu der Gruppe von Unternehmen, die sich mit der Wiedergabe von Dateien beschäftigen, sei es lokal oder von Streaming-Diensten, und der audiophilen Welt viel Gutes gebracht haben. Ihre Vorstellung von Sound gefällt mir sehr gut, und ich denke, dass es das ist, was wir Musikliebhaber brauchen, um Musik-Files genießen zu können. Gleichzeitig ist Lumïn ein Unternehmen, das erfreulicherweise einerseits nicht stillsteht und andererseits nicht um jeden Preis auf teure Produkte setzt. Ein gutes Beispiel für die Kombination all dieser Dinge ist der P1 Mini. Ein vielseitiges, hübsches, sehr gut gebautes Gerät mit einem Klang, der die meisten Leute, die bisher noch keinen Kontakt mit gutem Audio hatten, schockieren wird. Aber auch Audiophile werden überrascht sein, vor allem, wenn man den Player direkt an eine Endstufe oder aktive Lautsprecher anschließt.

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Der Lumïn überzeugt mit einen dichten, vollen und warmen Klang mit einem offenen Mitteltonbereich und hoher Dynamik. Die Bässe gehen sehr tief und haben viel Gewicht, und die Höhen sind sonor, wenn auch etwas warm. Die Klangbühne, die ich bisher nicht erwähnt habe, wirkt damit sehr natürlich, auch wenn sich darauf die Position der Musiker auf der Bühne nicht hundertprozentig genau bestimmen lässt. Vielmehr verschmelzen die Schallquellen zu größeren Gruppen, und der Raum wird eher großzügig abgebildet anstelle zum Beispiel minimale Veränderung der Position einer Trompete nachzuzeichnen. Ein sehr gutes Gerät für Musikliebhaber.


Das Gehäuse

Obwohl Lumïn den P1 Mini als ein Produkt bezeichnet, das etwas mehr bietet als der T3, stimmt das nicht ganz, zumindest wenn es um das Chassis geht. Das Chassis des getesteten Players ist in der Tat ein wenig einfacher. Das heißt nicht, dass es schlecht ist, aber eben einfacher. Es besteht aus gebogenen Aluminiumblechen, auf die eine dickere Front aus flachem Aluminium von vorne aufgeschraubt wurde. Die Drehknöpfe und der Standby-Schalter sind ebenfalls aus Aluminium gefertigt. Das Gerät steht auf vier kleinen, mit Filz beklebten Füßen, ebenfalls aus Aluminium

Die sorgfältig ausgewählten Buchsen befinden sich auf der Rückseite. Zugegeben, der digitale Cinch-Eingang ist eher gewöhnlich, wenn auch vergoldet und verschraubt, aber es ist eine „normale“ Neutrik-Buchse. Die analogen Eingangsbuchsen sind deutlich besser, sie sind ein Produkt der amerikanischen CMC (Charming Music Company). Interessanterweise sind die Cinch-Ausgangsbuchsen anders, sogar besser: Sie sind eine vergoldete Version der FT-908-Buchsen von Furutech. Die XLR-Buchsen hingegen sehen rhodiniert aus, haben aber keine Markierungen, an denen man sie erkennen könnte.

Die Elektronik

Die Elektronik ist auf einer einzigen, großen Platine in SMD-Technik aufgebaut, mit Ausnahme einiger weniger Bauteile in der analogen Schaltung. Es handelt sich um sehr gute Nichicon Muse BP-Kondensatoren im Ausgang, Wima-Polypropylen-Kondensatoren im Audiopfad und Reed-Schalter für die Ausgangstaktung. Dies sind sehr gute passive Komponenten. Es scheint auch, dass die verschiedenen Bereiche durch die Masse voneinander getrennt sind. Auf der rechten Seite befindet sich auf einer zusätzlichen Platine der Hauptprozessor, ein sogenannte SoC. Das ist ein einzelner integrierter Schaltkreis, der alle wesentlichen Komponenten eines Computersystems enthält, wie zum Beispiel Prozessor, Speicher, Grafik, Kommunikation und Sensoren. Daneben befindet sich ein XMOS-Chip, der ein USB-Empfänger und Konverter für II2S ist. Daneben befinden sich ein großer Altera-Cyclone-IV-Chip und zwei temperatur- und mechanisch stabilisierte Crystek-Taktgeber, getrennt für jede der Abtastfrequenzfamilien, 44,1 und 48 Kilohertz. Die betreffende Schaltung dient der präzisen Weiterleitung des Taktsignals an die einzelnen Chips. Es handelt sich um genau die gleiche Schaltung wie im P1.

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Da die Lautstärkeregelung digital erfolgt, muss das von den Cinch-Buchsen kommende analoge Signal zunächst in ein digitales umgewandelt werden. Dies übernimmt ein 24-Bit-Burr-Brown-PCM9211-Chip mit einer Abtastfrequenz von 192 Kilohertz. Die Verstärkung und Pufferung des Eingangssignals übernehmen die ICs OPA1632 von Burr-Brown und 5532 von JRC.

Auf der linken Seite befindet sich ein schöner großer DAC-Chip. Auch hier handelt es sich um eine Übernahme von dem, was wir bereits im P1 gesehen haben. Der Wandler arbeitet in einem Dual-Mono-Design mit zwei ESS-Technology ES9028PRO-SABRE D/A-Chips, einem pro Kanal. Sowohl die Strom/Spannungs-Wandlung als auch die Pufferung und Verstärkung wurden mit ICs durchgeführt, hauptsächlich mit dem TI OPA1611. Die Pfade für die XLR- und Cinch-Ausgänge sind getrennt angelegt. Im P1 wurde ein Lundahl-LL7401-Übertrager eingesetzt, hier übernehmen die Aufgabe ICs und Kondensatoren. Vor dem BNC-Digitaleingang wurde ein Transformator zur Impedanzanpassung platziert.


Das Netzteil ist kleiner als beim P1, aber auch hier entschied man sich nicht für ein Schaltnetzteil, sondern für einen Ringkerntransformator von Noratel. Im P1 Mini gibt es allerdings nur einen, nicht zwei. Dieser ist unter dem Bildschirm versteckt, und die Spannung wird sofort in Gleichspannung umgewandelt und danach stabilisiert. Nur an bestimmten Stellen sieht man zusätzliche Spannungsstabilisatoren mit Drosseln.

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Gehört mit
Lautsprecher Harbeth M40.1
Lautsprecherständer Acoustic Revive (Sonderanfertigung)
Vorverstärker Ayon Audio Spheris III
SACD-Player Ayon Audio CD-35 HF Edition No. 01/50
Endverstärker Soulution 710
Rack Finite Elemente Master Reference Pagode Edition Mk II
Lautsprecherfilter Spec Real Sound Processor RSP-AZ9EX (Prototyp)
Signal-Kabel Siltech Triple Crown, Siltech Royal Single Crown, Siltech Triple Crown
Stromversorgung Siltech Triple Crown, Acrolink Mexcel 7N-PC9500, Acoustic Revive Power Reference Triple-C, AC Acoustic Revive RTP-4eu ULTIMATE
Herstellerangaben
Gerätebezeichnung
Unterstützung für DSD bis 22,8MHz und PCM bis 384kHz, 16-32 Bit; MQA
Unterstützte DSD-Formate DSF (DSD), DIFF (DSD), DoP (DSD)
Unterstützte PCM-Formate FLAC, Apple Lossless (ALAC), WAV, AIFF; MP3, AAC M4A (verlustbehaftet); MQA
Upsampling auf DSD128 oder auf PCM 384kHz
Digitale Eingänge USB: DoP 128; PCM 44,1 - 384kHz, 16 - 32 Bit, optischer Toslink, Cinch: PCM 44,1 -192kHz, 16 - 24 Bit, DSD64 (DoP64), HDMI: PCM 2.0 Audio, 4K Video Durchgang
Digitale Ausgänge USB: natives DSD512; PCM 44,1- 384 kHz, 16-32 Bit; BNC S/PDIF: PCM 44,1 - 192kHz, 16 - 24 Bit, DSD64 (DoP64), HDMI-Durchleitung & ARC: PCM 2.0 Audio, 4K Video
LAN-Eingänge SFP, 1000Base-T Gigabit Ethernet, RJ45
Abmessungen (B /H/T) 400/77/314mm
Gewicht 7kg
Preis 5.000 Euro

Hersteller/Vertrieb
IAD GmbH
Anschrift Johann-Georg-Halske-Str.11
41352 Korschenbroich
Telefon 02161/61783-0
Web www.iad-audio.de
E-Mail service@iad-gmbh.de

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/24-08-09_lumin
  • Social Introtext Im Jahr 2013 trat Lumïn in das Pantheon der Hersteller von Music-File-Playern ein, indem es die Wiedergabe von DSD-Dateien anbot. Der erste Player, einfach Lumïn genannt, war eine Herausforderung für die Konkurrenz. Wir testen das neueste Produkt den P1 Mini, einen File-Player mit Vorverstärkersektion. Dies war der weltweit erste Test.
Donnerstag, 08 August 2024 00:56

Pro-Ject Debut PRO B True Balanced

Mit dem Debut PRO feierte Pro-Ject sein 30-jähriges Jubiläum. Die upgedatete Version Debut PRO B verfügt nun über eine symmetrische Mini-XLR-Ausgangsbuchse und den neuen Pick it PRO Balanced Tonabnehmer. Dadurch kann man den Plattenspieler mit einem optional erhältlichen True Balanced-Phonokabel in der True Balanced- Konfiguration verwenden.

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Der neue Pick it PRO Balanced Tonabnehmer ist eine überarbeitete Version des Pick it PRO, die eine „True Balanced“- Signalübertragung ermöglicht. Dieses voreingestellte, symmetrische MM-Tonabnehmersystem ist das erste seiner Art weltweit! Der große Vorteil einer symmetrischen Verbindung ist die Fähigkeit, auf dem Signalweg „eingefangene“ Störungen und Interferenzen wieder zu entfernen. Das Pro-Ject True Balanced-Kabelsortiment bietet für jeden das perfekte Kabel, um einen True-Balanced- Plattenspieler an einen der symmetrischen Pro-Ject-Phono-Vorverstärker Phono Box 3 B, Phono Box DS3 B oder Tube Box DS3 B anzuschließen.

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Debut PRO B Highlights

  • True Balanced mini XLR-Ausgang
  • einteiliger 8,6 Zoll Karbon-Aluminium-Tonarm (schwarze Ausführung)
  • einteiliger 8,6-Zoll-Aluminium-Tonarm (White Edition)
  • VTA und Azimut einstellbar
  • Lagerblock aus vernickeltem Aluminium
  • Präzisions-Aluminiumteller mit TPE-Dämpfung
  • Motoraufhängung mit verbesserter Dämpfung
  • höhenverstellbare Füße aus Aluminium
  • Präzisions-Riemenantrieb mit elektronischer Motorsteuerung
  • achtfach handlackiertes MDF-Chassis
  • Semisymmetrisches Phonokabel mit Metallsteckern
  • vergoldete RCA-/Cinch-Buchsen
  • Staubschutzhaube inklusive
  • Lieferumfang: 15 V DC / 0,8 A Netzteil, Staubschutzhaube, Riemen für 78 U/Min, 7-Zoll-Single-Adapter, Antiskating-Gewicht, Inbusschlüssel, Wasserwaage, Schablone zum Einstellen der Auflagekraft, hochwertiges Phono-Anschlusskabel
  • Record Puck PRO separat erhältlich

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Der Pro-Ject Debut PRO B ist ab sofort in schwarz und bald auch in der White Edition zum Preis von 900 Euro verfügbar.

Vertrieb
AUDIO-TRADE Hi-Fi Vertriebsgesellschaft mbH
Anschrift Villa Belvedere
Wallufer Straße 2
D-65343 Eltville am Rhein
Telefon +49 6123 9258956
E-Mail info@audiotra.de
Web www.audiotra.de

Weitere Informationen

  • Imagefolder news/24-08-08_pro-ject

In meinem Bericht über die diesjährige High End habe ich bereits über Final Audios Forschungen zum Thema Timbre Physical Personalisation berichtet. Vor Ort wurde ein detaillierter 3D-Scan meines Oberkörpers und des Kopfes inklusive der Ohren erstellt, auf dessen Grundlage ein Paar ZE8000 In-Ears für mich personalisiert wurde.

Das Prozedere basiert auf der Annahme, dass die individuelle Oberkörper-, Kopf- und Ohrenform nicht nur das räumliche Hören beeinflusst, sondern auch der Timbre-Wahrnehmung einen individuellen Stempel aufdrückt. Diese Klangveränderung soll gemessen und durch ein individualisiertes Filter für die ZE8000 nachgebildet werden. Auch wenn diese In-Ears bereits aus der Vorgängergeneration stammen, verfügt ihr interner Soundprozessor über genug Leistung, um ein spezielles „Reference-Preset“ verarbeiten zu können. In diesem Test setze ich mich ausdrücklich nur mit der Timbre Physical Personalisation auseinander und werde – insbesondere da es sich beim ZE8000 um ein Vorgängermodell der aktuellen Generation handelt – den übrigen Funktionsumfang der In-Ears nicht weiter bewerten und Ihnen außerdem ein Statement schuldig bleiben; schließlich geht es um einen Technologieausblick. Einzig sei angemerkt, dass ich die Passform als sehr angenehm wahrnehme, da nicht versucht wird, die gesamte Elektronik in die Hörmuschel zu quetschen.

Obwohl es vom ZE8000 schon einen verbesserten Nachfolger gibt, wurden die Versuche zur Timbre Physical Personalisation mit dem Vorgänger durchgeführt
Obwohl es vom ZE8000 schon einen verbesserten Nachfolger gibt, wurden die Versuche zur Timbre Physical Personalisation mit dem Vorgänger durchgeführt

Wie bereits im High-End-Messerundgang berichtet, wurde in einem ersten Schritt mein Oberkörper, der Kopf und die Ohren vermessen. Während für letztere ein Spezialscanner notwendig war, konnten Oberkörper und Kopf bereits mit einem handelsüblichen iPhone, allerdings mit einer speziellen App, in ein 3D-Modell überführt werden. Im Final-Hauptquartier wurden dann die detaillierten Scans der Ohren eingefügt und der so entstandene „Acoustic Avatar“ in einer von Final entwickelten Softwareumgebung in einem virtuellen Raum vermessen.

Den 3D-Scan meines Körpers hatte Satoshi Yamamoto bereits auf der High End angefertigt
Den 3D-Scan meines Körpers hatte Satoshi Yamamoto bereits auf der High End angefertigt

Wenige Wochen nach der High End folgte dann eine Online-Session, zu der ich mich mit dem Global Sales & Marketing Manager Satoshi Yamamoto und Haruto Hirai, einem jungen Ingenieur von Final, der am Entwicklungsprozess beteiligt ist, verabredet hatte. In dieser Session verwendete ich ein Paar ZE8000, das ich auf der High End erhalten hatte, um einen kleinen Test-Parcour zu durchlaufen. Es standen verschiedene vorausgewählte Musikstücke zur Verfügung. Neben einigen Solo-Instrumenten und -Stimmen und kleinen Ensembles gab es einen handelsüblichen Querschnitt durch verschiedene Genres zu hören. Die Stücke waren dabei nicht ausgesprochen audiophil, sondern ganz normale Aufnahmen verschiedenster Aufnahmequalität. Per Fernbedienung des Final-Computers in Japan galt dann, mit einem frei gewählten Stück, in insgesamt sieben Schritten im Vergleich zwischen jeweils drei möglichen Klangoptionen einen Favoriten zu wählen. Das Augenmerk lag hierbei nicht darauf, das Gehörte möglichst genau zu analysieren, sondern ich sollte einfach frei nach meinem Geschmack oder sogar Bauchgefühl wählen. Mitunter waren die Unterschiede leicht herauszuhören: verschiedene Bass- oder Höhenquantitäten beispielsweise. Andere Unterschiede waren deutlich schwieriger zu identifizieren, und ich entschied mich für die Einstellung, die subjektiv am angenehmsten für meine Ohren klang, ohne dabei aber meine Hörpräferenz außer Acht zu lassen. Manchmal konnte ich keinen Unterschied wahrnehmen und habe die entsprechenden Auswahlmöglichkeiten übersprungen. Anhand meiner Favoriten wurde dann mein individuelles Hörprofil finalisiert und fest auf ein weiteres Paar ZE8000 mit dem Zusatz JDH aufgespielt, das ich wenige Wochen später über den deutschen Vertrieb ATR erhielt und gegen das Paar ZE8000, das ich auf der High End erhalten hatte, austauschte.


Besondere Aufmerksamkeit galt der detailgenauen Abbildung der Ohren
Besondere Aufmerksamkeit galt der detailgenauen Abbildung der Ohren

Nach dem durchweg angenehmen und kurzweiligen aber ungewöhnlichen Prozedere halte ich also endlich ein Paar speziell auf meinen akustischen Fingerabdruck abgestimmte In-Ears in Händen. Ich habe nicht so richtig eine Vorstellung davon, was ich erwarten soll. Die während der Feinabstimmung gehörten Unterschiede waren, isoliert betrachtet, eher gering. Auf welche Faktoren wirkt sich die Timbre Physical Personalisation tatsächlich aus und wie stark?

Hier befinde ich mich gemeinsam mit Satoshi Yamamoto und Haruto Hirai in der Online-Abstimmungs-Session
Hier befinde ich mich gemeinsam mit Satoshi Yamamoto und Haruto Hirai in der Online-Abstimmungs-Session

Mit „Hell and Highwater“ von Karen Elsons Album Double Roses höre ich mein Referenzsetup zum ersten Mal und es tritt etwas ein, was mir bisher sehr selten passiert ist. Viele In-Ears, Lautsprecher, und HiFi-Komponenten im Allgemeinen beeindrucken mich beim ersten Hören. Aber nicht selten gibt es einen kurze Adaptionsphase. Gerade wenn Komponenten sich stark unterscheiden, treten diese Unterschiede besonders im Direktvergleich initial hervor – logisch. Aber auch ohne eine vorherige Referenz, bin ich oft in der Lage, das Gehörte einzuordnen und zu beurteilen. Ungefähr so, wie wenn man aus dem Gedächtnis ein Musikstück singt und auch ohne absolutes Gehör oder Stimmgabel genau die richtige Tonlage erwischt, einfach aus Gewohnheit oder doch aus einer Art musikalischer Erinnerung? Mit diesem Phänomen habe ich mich bei weitem nicht tiefgreifend genug beschäftigt, um einem wissenschaftlichen Standard gerecht zu werden, aber es ist eine Beobachtung, die ich nicht nur bei mir, sondern auch bei befreundeten Musikern aus meinem Umfeld machen konnte. Ähnliches gilt umgekehrt meiner Meinung nach auch für das Gehör. Wir hören zwar im höchsten Maße relativ und dieser Fakt muss immer wieder klug umschifft werden. Beim Abmischen eines Musikstücks ist es beispielsweise unabdingbar, auf Referenztracks zurückzugreifen, um nicht in eine falsche Richtung zu mischen und beispielsweise immer hochtonlastiger zu werden. Aber dennoch gibt es meiner Meinung nach eine Art Ankerpunkt, der es uns ermöglicht, ausgehend von – ja, wovon denn eigentlich? – unserer Gewöhnung oder doch ganz natürlichen Hörgewohnheit oft in Sekundenbruchteilen festzustellen, ob beispielsweise ein Lautsprecher oder ein In-Ear für uns „richtig“ klingt oder nicht. Und genau das ist der Fall mit meinem Reference Profil der ZE8000 JDH. Ich habe sofort das Gefühl, dass alles stimmt und nehme die Musikwiedergabe frei von einem Eigenklang der In-Ears wahr. Einen Adaptionsprozess meiner Ohren oder viel mehr meines Gehirns kann ich kaum wahrnehmen. Ich höre eins zu eins, was auf der Aufnahme enthalten ist. Das Stück wird von Percussion und tiefen Klavieranschlägen eröffnet. Der hart nach rechts gepannte Hall der Trommel ist klar getrennt vom Piano wahrnehmbar. Kurz nach dem Einsatz Karens, deren Stimme genauso klingt, wie ich es von dem Album gewohnt bin, folgt die Bass Line, die sich wiederum klar vom Klavier absetzt und deutlich trockener wahrnehmbar ist. Während die tiefen Klaviersaiten einen klaren metallischen Kern haben, ist der der Basssaiten eher rund und warm, wenngleich auch er beim genauen Hinhören einen minimalen metallischen Kern offenbart. Gemeinsam mit dem Schlagzeug steigt auch die Harfe ein. Im nächsten Song-Abschnitt verschwindet die Trommel auf dem linken Kanal und wird durch eine Gitarre mit Nylonsaiten ersetzt. Es gibt also eine ganze Menge Details zu hören, die Instrumente heben sich schön voneinander ab, der gesamte Frequenzbereich ist fein aufgelöst und sehr gut durchhörbar. Zwar bin ich gerade erst am Anfang der Hörsession, aber der Eindruck einer großen Leichtigkeit und Unaufdringlichkeit der Wiedergabe bleibt auch bei langen Hörsessions und vor allem bei für mich eher ungewöhnlich hohen Lautstärken bestehen.

Hier ist das 3D-Bild eines meiner Ohren auf dem Bildschirm zu sehen
Hier ist das 3D-Bild eines meiner Ohren auf dem Bildschirm zu sehen

Okay, soweit, so gut. Die Timbre-Anpassung sorgt tatsächlich, und das sollte eigentlich nicht überraschend sein, für eine maßgeschneiderte Hörkurve. Das klingt weniger spektakulär als es technisch ist. Denn auch wenn ich in der Online-Hörsession eine geschmackliche Richtung vorgeben konnte, basiert das Ergebnis überwiegend auf einem 3D-Scan meines Körpers. Und das ist schon spannend: Final übersetzt meine Physiologie in eine akustische Präferenz. Nicht nur der Prozess an sich ist faszinierend, sondern Final muss auch die eigenen In-Ears aufs Genauste vermessen haben und eine sehr gut ausgemittelte Referenzkurve erstellt haben. Denn es hilft ja nichts, zu wissen, wie das natürliche Filter meiner Physiologie aussieht, wenn man dieses auf einen In-Ear spielt, dessen Frequenzgang gänzlich von dem abweicht, was dem Ohr schmeichelt. Ich wäre durchaus neugierig zu erfahren, wie viel tatsächlich aus dem 3D-Scan mehr oder weniger ablesbar, respektive errechenbar ist und wie viel interpretiert werden muss. Aber verständlicherweise möchte Final in dieser Hinsicht nicht unbedingt seine Geheimnisse preisgeben. Welche Effekte hat die Timbre-Anpassung noch und vor allem, wie ist diese denn schlussendlich einzuordnen? Dazu schalte ich in erster Instanz die Anpassung einfach mal ab. Der Unterschied fällt dabei weitaus größer als erwartet aus. Denn nicht nur verschiebt sich das Timbre in Richtung fülliger Bässe und satter Tiefmitten, an die ich mich nach einiger Zeit durchaus gewöhnen könnte, aber gleichzeitig verschwindet überraschenderweise die vorher wahrgenommene Transparenz und Präzision. Außerdem klingen die Instrumente und Karens Stimme schlicht und ergreifend nicht mehr so natürlich, wie sie es vorher taten. Dies ist eine besonders relevante Feststellung, denn sie zeigt, wie unheimlich wirkungsvoll die Anpassung tatsächlich ist. Es ist nicht so, dass Finals ZE8000 durch ihre Treiber prinzipbedingt Detailauflösung oder Akkuratesse fehlt, sondern dass schlicht und ergreifend die Abstimmung nicht perfekt mit meinem akustischen Fingerabdruck übereinstimmt und deshalb Details auf der Strecke bleiben. Das gibt mir, nebenbei bemerkt, über diesen Test hinaus zu denken. Außerdem, und auch dieser Punkt ist nicht unentscheidend, fällt die schöne Tiefenstaffelung, die sich mit dem Reference-Setting im Zentrum zwischen den beiden In-Ears aufbaut, in sich zusammen. Beim erneuten Einschalten des Filters wird regelrecht Platz um die Mitte geschaffen, die Instrumente heben sich besser voneinander ab und verteilen sich viel deutlicher, nicht nur in der Tiefe, sondern auch im Stereopanorama. Insbesondere der Stimme kommt dies zugute und sie wirkt regelrecht von jeglichem Ballast befreit. Die Timbre-Optimierung sorgt demnach auch für eine Verbesserung der räumlichen Wahrnehmung, obwohl dies gar nicht das erklärte Hauptziel von Final ist. Es gilt aber zu betonen, dass ich trotzdem das Gefühl behalte, mit In-Ears Musik zu hören. Es ist nicht so, dass ich plötzlich das Gefühl habe, in einem Konzertsaal, oder meinem Wohnzimmer vor zwei Lautsprechern zu sitzen – was ja auch nicht das Ziel ist. Ich habe aber sehr wohl das Gefühl, viel deutlicher hören zu können, welche Art von Räumlichkeit auf der Aufnahme vorhanden ist. Sämtliche Feststellungen gelten für sämtliche anderen Musikstücke gleichermaßen, das Reference Tuning ist für mich in sämtlichen Genres gleichermaßen effektiv, was ich von anderen Abstimmungen nicht immer behaupten kann. Um den Rahmen hier nicht zu sprengen, werde ich aber nur bei diesem einen konkreten Beispiel bleiben.


Mein Kopf und Rumpf waren ebenfalls schon während der Messe in einem vom Hintergrund isolierten, frei rotierbaren 3D-Modell anzusehen
Mein Kopf und Rumpf waren ebenfalls schon während der Messe in einem vom Hintergrund isolierten, frei rotierbaren 3D-Modell anzusehen

Beim Vergleich mit meinen Vision Ears VE7 folgt eine weitere Erkenntnis: Wenn Final mit den ZE8000 JDH tatsächlich sehr nah an den maßgeschneiderten Idealsound für mein Gehör kommt, dann liegt es nahe, dass ich die VE7 ebenfalls dementsprechend und zu Recht als meine Referenz ausgewählt habe. Denn sie unterscheiden sich in ihrem Timbre nur geringfügig. Die Unterschiede spielen sich im Detail ab. Mit den Vision Ears scheint der Bass etwas flächiger und minimal weniger greifbar abgebildet zu werden, Karens Stimme gerät einen Hauch spitzer, die Harfe etwas weniger spritzig, aber dafür vielleicht sogar einen Hauch besser aufgelöst. Die herausstechende Stärke der VE7 liegt ohne Frage im Hochton, besonders die Becken oder die Rassel im späteren Verlauf des Stücks sind noch einmal höher aufgelöst. Und doch wirkt beispielsweise die Rassel mit den Finals organischer und etwas weniger wie eine Aufnahme. Detailauflösung ist eben auch nicht immer die ganze Lösung. Die Sologitarre auf dem linken Kanal geht mir mit den Finals geschmeidiger ins Gehör. In Sachen Räumlichkeit liegen meine Vision Ears trotz allem in jeglicher Hinsicht vorne. Was Final mit der Timbre Physical Personalisation macht, ist demnach keine Zauberei und gerade Besitzer verschiedener ausgefallener, teilweise hochpreisiger In-Ears sollten keine Wunder erwarten. Dennoch ist sowohl das Ergebnis als auch die dahinterstehende Technologie faszinierend. Auch wenn meine VE7 in Teilbereichen beeindruckender spielen, erreichen sie dennoch nicht die Unangestrengtheit der Finals mit meinem Reference Filter. Ein weiteres Reifen der Technologie bedeutet zusätzlich, dass man nicht mehr ewig lange nach dem für den persönlichen Geschmack – und wie inzwischen deutlich geworden sein sollte, für den persönlichen akustischen Fingerabdruck, der wohl eng mit dem Geschmack verwoben ist – perfekten In-Ear suchen muss: Man kann ihn sich diesen mittels eines 3D-Scans von Final maßschneidern lassen. Bis das allerdings flächendeckend möglich sein wird und die Technologie so weit ausgereift ist, dass nicht mehr manuell von den Ingenieuren bei Final Hand angelegt werden muss, wird es wohl noch etwas dauern. Wer sich allerdings für die Annehmlichkeiten von Bluetooth In-Ears interessiert, sollte den Fortschritt bei Final im Auge behalten. Nachdem ich mich selbst mit Bluetooth In-Ears eigentlich immer schwergetan habe, weil mir die „Mainstream“-Abstimmungen nie gefallen haben, ist Final hier für mich ein Durchbruch gelungen und ich bin dankbar, dass ich mitten im Forschungsprozess einen Einblick in die wohl kommende Technologie der Zukunft erhalten konnte.

Die Sonderauflage der ZE8000 mit meinem Filter sind mit dem Aufdruck JDH für „Jibun Dummy Head“ versehen. Gemeinsam mit dem japanischen Wort Jibun heißt das frei und etwas holprig übersetzt wohl etwa „Ich selbst Kunstkopf“
Die Sonderauflage der ZE8000 mit meinem Filter sind mit dem Aufdruck JDH für „Jibun Dummy Head“ versehen. Gemeinsam mit dem japanischen Wort Jibun heißt das frei und etwas holprig übersetzt wohl etwa „Ich selbst Kunstkopf“

Gehört mit
DAP FiiO M11 Plus ESS (FiiO Music App, Qobuz) unterstützt aptX
Herstellerangaben
Final Audio ZE8000
Verbindungsstandard Bluetooth 5.2
Unterstützte Codecs SBC, AAC, Qualcomm aptX, aptX Adaptive
Spieldauer 5 Stunden (15 Stunden bei Zwischenladung im Case)
Ladedauer 1,5 Stunden (Kopfhörer), 2 Stunden (Case), Schnellladen der Kopfhörer 5 Minuten für bis zu 45 Minuten Spieldauer
Batteriekapazität 54 mAh (je Kopfhörer), 420 mAh (Case)
IP-Schutzart IPX4

Vertrieb
AUDIO-TRADE Hi-Fi Vertriebsgesellschaft mbH
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  • Imagefolder tests/24-08-06_final
  • Social Introtext In meinem Bericht über die diesjährige High End habe ich bereits über Final Audios Forschungen zum Thema Timbre Physical Personalisation berichtet. Vor Ort wurde ein detaillierter 3D-Scan meines Oberkörpers und des Kopfes inklusive der Ohren erstellt, auf dessen Grundlage ein Paar ZE8000 In-Ears für mich personalisiert wurde.

Vor einer Woche standen an dieser Stelle der berufliche Werdegang des darTZeel-Gründers und die schaltungstechnischen Besonderheiten seiner patentierten Endstufe im Blickpunkt. Im Folgenden geht es um die Mitarbeiter der Firma, kommende neue Geräte, die spezielle darTZeel- 50-Ohm-Verbindung und Hervé Delétraz' musikalische Vorlieben.

Dirk Sommer: Seit wann kannst Du von Deiner Hifi-Firma leben?
Hervé Delétraz: Erst sehr spät! Ab etwa 2010, es hat ziemlich lange gedauert, bis ich davon leben konnte. 2010 konnte ich meine andere Arbeit aufgeben. Aber es ist immer noch schwierig. Man muss wirklich leidenschaftlich bei der Sache sein. Sonst hätte ich wirklich schon oft aufgehört, weil es nicht so einfach war. Aber ich liebe es. Also werde ich nicht aufhören. Weißt Du, inzwischen ist es einfacher, davon zu leben.

Der Teil des Teams, der bei unserem Besuch vor Ort war (v.l.n.r.): Werner Traber (Verkaufsleiter), Hervé Delétraz (Geschäftsführer und Gründer), Carlyne Borel (Cheflogistikerin und Assistentin der Geschäftsführung), Loïs Gonnon (Produktion und Service), Aurélien Curtet (Techniker), Harley Stoeckli (Entwicklungsingenieur) und Cécile Bellanger (Kaufmännische Leitung und Einkauf)
Der Teil des Teams, der bei unserem Besuch vor Ort war (v.l.n.r.): Werner Traber (Verkaufsleiter), Hervé Delétraz (Geschäftsführer und Gründer), Carlyne Borel (Cheflogistikerin und Assistentin der Geschäftsführung), Loïs Gonnon (Produktion und Service), Aurélien Curtet (Techniker), Harley Stoeckli (Entwicklungsingenieur) und Cécile Bellanger (Kaufmännische Leitung und Einkauf)

DS: Wie viele Mitarbeiter hast Du heute?
S2: Heute sind wir neun in dem Bereich, den Du besucht hast, plus die Jungs von PRO, dem Wiedereingliederungsunternehmen, die die Vormontage machen ("PRO: Entreprise Sociale Privée d'Intégration et de Réinsertion Professionnelle" ist eine Stiftung, der auch das Gebäude gehört, in dem darTZeel untergebracht ist. ds). Es sind zwischen zwei und sechs. Das hängt von den Bedürfnissen ab, die wir haben. Nicht alle neun Mitarbeiter haben eine Vollzeitbeschäftigung, sondern einige arbeiten in Teilzeit. Die Ingenieure in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung arbeiten zum Beispiel zu 60 oder 80 Prozent, weil ich den Leuten gerne etwas Freiraum gebe. Wenn sie entspannter sind, arbeiten sie einfach besser. Ich möchte sie nicht stressen. Die Ergebnisse sind viel besser, wenn sie nicht gestresst sind. Wir konzentrieren jetzt alles in den Räumen, in denen Du warst. Vorher haben wir auch einige Forschungs- und Entwicklungsarbeiten an einem weiter entfernten Ort durchgeführt. Aber es war nicht so einfach, eine gute Synergie zu erzielen, wenn man nicht direkt mit seinem Ingenieur sprechen kann. Spontane Lösungen sind nicht möglich, wenn man nur 100 Kilometer weit weg ist. Weil es zu kompliziert ist. Wenn Kollegen in den USA oder in anderen Ländern 1000 oder 2000 Kilometer voneinander entfernt sind, ist es nicht einfach, ein Design zu entwerfen, von dem man sicher sein kann, dass es sein Baby ist. Ich möchte etwas haben, das zuerst mir gefällt und von dem ich hoffe, dass es auch den anderen gefällt. Bis jetzt war es in Ordnung. Ich hoffe, dass ich diesen Weg fortsetzen kann.

darTZeels Einstiegsdroge, der LHC-208 MKII: eine Kombination aus Network-Streamer, DAC und Vollverstärker. Besonders auffällig ist der spezielle Kühlkörper vorne rechts
darTZeels Einstiegsdroge, der LHC-208 MKII: eine Kombination aus Network-Streamer, DAC und Vollverstärker. Besonders auffällig ist der spezielle Kühlkörper vorne rechts


S1: Was sind Deine nächsten Entwicklungen?
S2: In der Tat haben wir eine Menge Dinge in der Schublade. Auf unserer Website kann man sehen, dass wir gerade die Jubiläumsausgabe der Vor- und Endstufe auf den Markt bringen. Wir haben etwas an der Elektronik verändert. Wir werden nur eine limitierte Serie herstellen. Vor 25 Jahren hat der 108 seinen ersten Schrei ausgestoßen und deshalb werden wir 108 Sets des Verstärkers und des Vorverstärkers herstellen. Beim 108er haben wir etwas an der Stromversorgung geändert, um die Ausgangsleistung zu erhöhen. Als wir vom Modell 1 zum Modell 2 übergingen, konnten wir die Ausgangsleistung erhöhen, ohne das Netzteil zu verändern, weil wir die Schaltung ein wenig verändert haben, um den Spannungshub besser zu nutzen und näher an das Maximum des Hubs zu kommen. Beim ersten Modell blieben vielleicht 5 oder 6 Volt des Spannungshubs ungenutzt. Das machte einen Unterschied in der Ausgangsleistung. Aber im nächsten Schritt können wir das nicht mehr machen, weil wir schon sehr nah am maximalen Spannungshub sind. Jetzt werden wir den Transformator und die Kondensatoren im Inneren tauschen, um die Spannung zu erhöhen. Wir werden die Ausgangsleistung von 150 auf 250 pro Kanal bei 8 Ohm erhöhen.

Hervé Delétraz zeigt drei Qualitätsstufen seiner 50-Ohm-NF-Kabel
Hervé Delétraz zeigt drei Qualitätsstufen seiner 50-Ohm-NF-Kabel

Wir haben jetzt mit der Anniversary Edition angefangen. Aber es sind schöne Sommertage und alle sind im Urlaub. Nichtsdestotrotz haben wir bereits einige Bestellungen erhalten, aber ich denke, im nächsten Monat und in den Monaten danach werden es noch viel mehr sein. Das Ziel ist es, im Oktober mit der Produktion zu beginnen. Je nachdem, wie viele Bestellungen wir erhalten, können wir früher oder später alle Teile einkaufen. Es hängt also davon ab. Aber das Ziel ist, am 20. Oktober anzufangen, weil dieses Datum auch der 20. Geburtstag von darTZeel Audio sein wird, weil wir im Oktober 2004 als eingetragene Firma angefangen haben. All diese Zahlen kommen also zusammen, aber die Anniversary Edition ist nicht wirklich ein komplett neues Produkt, weil wir die bestehende Endstufe verbessern werden. Wir werden auch den Vorverstärker mit einer noch leiseren Phonostufe aufwerten und wir werden die Netzteile im Inneren verbessern. In den alten Netzteilen verwenden wir hocheffiziente Spannungsregler. Aber alle diese Regler haben ihre eigene Gegenkopplung, um Spannungsschwankungen zu kompensieren. Mein Ziel ist es also, eine neue Art der Regelung ohne Gegenkopplung zu entwickeln und diese in den Vorverstärker zu implementieren. Allein das wird einen großen Unterschied in der klanglichen Leistung ausmachen. So viel zur Anniversary Editon.

Loïs Gonnon und Aurélien Curtet kümmern sich um darTZeel-Kabel in der benötigten Länge für den anstehenden Test von NHB-18NS und NHB-108
Loïs Gonnon und Aurélien Curtet kümmern sich um darTZeel-Kabel in der benötigten Länge für den anstehenden Test von NHB-18NS und NHB-108

Dann haben wir noch zwei Einsteigerprodukte, die wir bald auf den Markt bringen werden: Eine kleine Stand-Alone-Phonostufe und einen kleinen Stand-Alone-Streamer/DAC wie den LHC 208, aber ohne Verstärker im Inneren. Er wird kleiner sein, ohne Bildschirm, aber mit einer LED-Anzeige für die Abtastrate und so weiter. So können wir die hohe Qualität beibehalten, realisieren aber einen günstigeren Preis. Wir hatten geplant, diese beiden Geräte diesen Sommer auf den Markt zu bringen – aber es gab wie üblich einige Verzögerungen und vielleicht wird es eher Ende des Jahres oder Anfang nächsten Jahres soweit sein. Ich hatte vor, den Streamer/DAC zuerst auf den Markt zu bringen, aber vielleicht werden wir die Phonostufe zuerst auf den Markt bringen, weil diese kleine Phonostufe zusammen mit einer größeren entwickelt wird, die zu unseren High-End-Tonabnehmern passt.


Im heimischen Hörraum des Entwicklers: Digitales kommt vom LHC 208, dessen Network-Player und Wandler genutzt werden, während die Vollverstärker-Sektion inaktiv ist. Der Tuner von Quad ermöglicht den Empfang analoger Radiosender – solange es sie noch gibt
Im heimischen Hörraum des Entwicklers: Digitales kommt vom LHC 208, dessen Network-Player und Wandler genutzt werden, während die Vollverstärker-Sektion inaktiv ist. Der Tuner von Quad ermöglicht den Empfang analoger Radiosender – solange es sie noch gibt

DS: Und wie hoch wird der Preis der neuen Phonostufe sein?
HD: Ich hoffe, dass der Preis für die neuen zwei kleineren Geräte bei 12.000 bis 15.000 Schweizer Franken liegen wird. Das Problem mit den Schweizer Produkten ist, dass sich viele Leute beschweren: „Eure Produkte werden immer teurer.“ Ja. Aber das liegt nicht an uns, sondern am Schweizer Franken. Der Wechselkurs des Schweizer Frankens ist schlecht für die Euro-Währung. In diesem Juni sind die Preise in Dollar und in Euro zum ersten Mal leicht gesunken, weil diese Währungen gegenüber dem Schweizer Franken etwas stärker waren. Aber das ist sehr selten. Normalerweise ist das Gegenteil der Fall. Die Preise steigen und steigen und steigen. Der Preis für den LHC 208 liegt heute bei 25.000 oder 27.000 Euro, ich weiß es nicht genau. Das Ziel ist es, Einstiegsprodukte fast zum halben Preis zu machen. Für darTZeel sind das wirklich Einsteigerprodukte. Und auf der anderen Seite haben wir auch einen neuen Flaggschiff-Vorverstärker in der Schublade, der besser zu den großen Monoblöcken passen soll. Wir arbeiten schon lange daran, aber es ist nicht einfach, unseren bestehenden Vorverstärker zu schlagen, weil er so gut ist. Es ist auch nicht einfach, einen besseren zu bauen. Wir denken also darüber nach und werden nicht etwas herausbringen, das nicht wirklich besser ist. Wenn das nicht der Fall ist, bin ich nicht der Typ, der sagt: „Das ist neu. Also ist es besser.“ Nein, ich will es auf den Markt bringen, wenn es wirklich besser ist. Das ist nicht einfach, denn der ursprüngliche Vorverstärker verwendet zurm Beispiel einige optische und analoge Bauteile, um die Lautstärke zu regeln, und er ist sehr transparent. Es ist sehr schwierig, das zu übertreffen. Wir arbeiten daran. Der Plan ist auch, einen kleineren Monoblock zwischen dem 108 und dem großen Monoblock herauszubringen, sowohl was den Preis, als auch die Leistung angeht. Wir haben eine ganze Reihe von Projekten. Das Einzige, was uns fehlt, ist die Zeit und das Geld, um mehr und schneller zu entwickeln.

Die Vorstufe ist natürlich die hauseigene NHB-18NS
Die Vorstufe ist natürlich die hauseigene NHB-18NS

DS: Sind eure 50-Ohm-Eingänge nicht ein Problem, weil die Kunden keine anderen Komponenten haben, die dazu passen?
HD: Ja. Aber wir haben in unseren Geräten ja Cinch-, BNC- und XLR-Anschlüsse. Wenn Du also einen darTZeelVorverstärker und eine Endstufe einer anderen Marke hast oder eben anders herum, kannst Du diese immer miteinander verbinden. Aber es ist keine Frage: Wenn man zwei darTZeel-Geräte mit unseren 50-Ohm-Verbindungen hat und die passenden Kabel verwendet, wird man sofort einen Unterschied hören. Wenn man also zwei darTZeel-Komponenten, die wir Instrumente nennen, mit unserem Kabel verbindet, hat man mehr als nur die Summe der einzelnen Teile, man hat etwas Größeres, weil das Kabel den Instrumenten hilft, mehr zu glänzen.

Ein Schweizer Klassiker aller feinstens wieder aufgebaut und dadurch besser als das Original: der Thorens TD 124
Ein Schweizer Klassiker aller feinstens wieder aufgebaut und dadurch besser als das Original: der Thorens TD 124


DS: Was ist der technische Vorteil dieser Verbindung?
HD: Ich habe vor 20 Jahren eine Abhandlung über den Vorteil einer vollständig angepassten Verbindung geschrieben. Ich habe mich für 50 Ohm entschieden, weil eine solche Terminierung bereits vorhanden war. Ich brauchte also kein spezielles Kabel zu entwickeln, weil es bereits welche in 75 und 50 Ohm gab. 75 Ohm wurden in der Digitaltechnik verwendet. Ich wollte keine Verwirrung stiften, also wählte ich 50 Ohm für mich. 50-Ohm-Kabel wurden auch für Telekommunikationsnetze und das Internet verwendet. Wenn sie koaxial waren, kamen sie auch in Messlabors und für Antennen für den Rundfunk zum Einsatz. Damals war fast alles 50 Ohm. Wenn man sich also für 50 Ohm entscheidet, hat man eine breitere Auswahl an Kabeln in dieser Branche. Wenn man sich für 75 Ohm entscheiden würde, hätte man nicht die gleiche Auswahl. Ich habe also meine Abhandlung geschrieben und gezeigt, dass man mit einer Impedanzanpassung von Anfang bis Ende alle Echos im Kabel auslöschen kann.

darTZeel fertigt auch extrem hochwertige eigene Tonabnehmer. Einen späteren Test möchte ich nicht ausschließen
darTZeel fertigt auch extrem hochwertige eigene Tonabnehmer. Einen späteren Test möchte ich nicht ausschließen

Viele Kabelhersteller geben an, dass ihre Kabel eine Anstiegszeit hätten. Wenn man eine Anstiegszeit im Kabel hat, liegt das nur an den Echos, denn die Echos gehen hin und her. Wenn man das Bild auf einem Oszilloskop vergrößert, sieht man, dass es sich nicht um eine Flanke handelt, sondern um Stufen. Ich habe das in meiner Arbeit gezeigt. Aber wenn man die Impedanz anpasst, hat man keine Echos und die Rechteckwelle ist ein Rechteck, egal wie groß die Länge des Kabels ist. Das Signal hat am anderen Ende eine Anstiegszeit von fünf Nanosekunden, weil es zeitlich verzögert ist. Die Ausbreitungszeit im Kabel beträgt etwa fünf Nanosekunden pro Meter oder so. Das war's. Als ich den Artikel 2001 in Stereophile veröffentlichte, war das lustig: Alle Kabelhersteller sagten mir, ich sei ein Gauner und würde lügen. Aber es war nur Physik und. Dann sagten sie, dass die Echos nur bei sehr hohen Frequenzen auftauchen. Das ist schon in Ordnung. Aber weißt Du, das menschliche Hörsystem ist ziemlich komplex, und man kann Dinge hören, die man nicht messen kann, ganz sicher. Wenn man Musik mit einer Verbindung mit angepasster Impedanz oder einer ohne hört, kann man den Unterschied sofort feststellen. Sobald die Impedanz angepasst ist, klingt es, als hätte man einen Schleier entfernt: Es ist einfach sauber, kristallklar. Also habe ich beschlossen, alle meine Verbindungen so zu gestalten.

Im dem an den Hörraum angrenzenden Zimmer – einer Mischung aus Lager und Werkstatt – gibt es nicht nur diverse Revox -Tonbandgeräte, sondern wie in der Firma auch die ein oder andere Studer
Im dem an den Hörraum angrenzenden Zimmer – einer Mischung aus Lager und Werkstatt – gibt es nicht nur diverse Revox -Tonbandgeräte, sondern wie in der Firma auch die ein oder andere Studer

Bei den Lautsprechern ist das anders, denn Lautsprecher haben leider keine konstante Impedanz. Es ist also schwierig, ein passendes Kabel herzustellen, oder man muss das mit einem Netzwerk auf der Rückseite des Lautsprechers machen, um die Impedanz zu kontrollieren. Aber das ist ein bisschen kompliziert, weil man ein solches für jedes Lautsprechermodell individuell anfertigen müsste. Ich werde sowieso bald ein Lautsprecherkabel vorstellen, das auf einem anderen physikalischen Ansatz beruht. Ich mag es nicht, Dinge herzustellen, die ich nicht erklären kann. Schlangenöl ist nicht mein Ding! Ich kritisiere die Leute nicht, die Lautsprecherkabel herstellen: Es gibt viele sehr gute Lautsprecherkabel, aber wir haben keine Erklärung dafür, warum das eine Kabel anders klingt als das andere, weil wir es nicht messen können. Das ist die Herausforderung, die Erklärung dafür zu finden. Ich bin nahe dran an der Antwort.


Im Hörraum stehen die Klipsch-Hörner nicht in der Ecke, sondern frei im Raum. Nach Herstelleranweisung hat Hervé Delétraz die benötigten Seitenwände angebracht
Im Hörraum stehen die Klipsch-Hörner nicht in der Ecke, sondern frei im Raum. Nach Herstelleranweisung hat Hervé Delétraz die benötigten Seitenwände angebracht

DS: Meine letzte Frage: Was ist Dein Musikgeschmack?
HD: Zu der Zeit, als ich jung war, habe ich keine französische Musik gehört. Überhaupt nicht. Denn wir waren Teenager – und wir waren Idioten. Französische Musik ist schön, wenn man älter ist, weil man auf die Texte hören kann. Hörst Du jetzt deutsche Musik? Als Du jung warst, hast Du sie vielleicht nicht gehört.
DS: Nicht in meiner Jugend und auch jetzt nicht.
HD: Ich mochte alle englischen und amerikanischen Gruppen, und damals war es Pop/Rock. Wir hörten Led Zeppelin, Deep Purple, Asia, Supertramp, Jethro Tull, Genesis und natürlich Pink Floyd, viele dieser Pop/Rock-Gruppen zu dieser Zeit. Zum Jazz bin ich erst später gekommen, in den späten 90ern. Aber ich habe nicht mit Jazz angefangen, sondern mit Pop und Rock. Meine Eltern hörten keine Musik, also hatte ich keinen Leitfaden für klassische Musik. Meine Mutter mochte es sehr, wenn ich Popmusik spielte: Ich spielte sie sehr laut in meinem Schlafzimmer und sie konnte in der Küche hören, was ich hörte. Dann habe ich ihr ein paar Kassetten für ihr Auto gemacht. So hörte sie meine Musik in ihrem Auto.

Auch wenn ein Klipsch-Horn keinen großen Leistungsbedarf hat: Pro Kanal sorgt eine NHB-108 für richtig Schub
Auch wenn ein Klipsch-Horn keinen großen Leistungsbedarf hat: Pro Kanal sorgt eine NHB-108 für richtig Schub

Wir hatten nie diese klassische Musikausbildung. Jetzt kenne ich natürlich eine ganze Menge Leute, die klassische Musik mögen. Wenn sie klassische Musik spielen, mag ich sie, ja ich liebe sie sogar. Aber für mich ist es schwierig, eine Platte aus dem Regal zu nehmen und zu sagen, warum ich sie gerne höre. Ich habe keine Ahnung von dieser Musik. Besonders klassische Musik ist für mich kompliziert, weil man nicht einfach Mozart oder Beethoven auswählen kann: Es gibt so viele Sinfonien und jede Sinfonie wurde von so vielen Dirigenten dirigiert, es gibt so viele Versionen aus so vielen Ländern. Für mich ist das eine Welt für sich. Aber ich schätze es, wenn ein Freund, der sich damit auskennt, für mich Vinyl mit klassischer Musik spielt. Nicht nur in der klassischen Musik, sondern auch im Jazz habe ich ein kleines Problem: Ich mag es nicht besonders, wenn nur ein Instrument spielt, weil ich dann einschlafe, weißt Du. Zum Beispiel das sehr prestigeträchtige Köln Concert von Keith Jarrett: Ich kann es mir nicht anhören, weil ich in der Mitte einschlafe, weil nur Klavier gespielt wird. Ich mag es, wenn es mehr als ein Instrument gibt. Auch in der klassischen Musik vermisse ich manchmal die Stimmen. Deshalb höre ich lieber Opern oder Operetten, weil sie für mich etwas Lebendigeres sind als klassische Instrumentalmusik. Sie sind reicher. Bei instrumentaler Musik vermisse ich etwas.
DS: Ich danke Dir vielmals.
HD: Es war mir ein Vergnügen.

Hervé Delétraz im Gespräch
Hervé Delétraz im Gespräch

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Dienstag, 30 Juli 2024 23:19

New@ATR: Der Rotel A8

Der Vollverstärker Rotel A8 ist ein Gamechanger. Als neuer Einstieg in die preisgekrönte 14er-Serie bietet er ein unschlagbares Preis-/Leistungsverhältnis mit der gewohnt hohen Qualität von Rotel in Klang und Technik – zu einem Preis, der zuvor unmöglich schien.

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Mit über 60 Jahren Erfahrung in der Entwicklung und Herstellung hochwertiger Audiokomponenten muss Rotel keine Kompromisse bei der Qualität eingehen. So basiert der als Class-AB-Verstärker konzipierte Rotel A8 auf einem im eigenen Haus gefertigten Hochstrom-Ringkerntransformator und liefert pro Kanal 40 Watt an 4-Ohm- Lautsprecher. Das Ergebnis ist eine Musikwiedergabe mit tiefen, kontrollierten Bässen, einem kultivierten Mitteltonbereich und geschmeidigen Höhen. Die Souveränität der Wiedergabe und die detailreiche und weiträumige Klangbühne täuschen über die Abmessungen des nur 60 Millimeter flachen, handwerklich exzellent verarbeiteten Chassis hinweg.

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Drei Cinch-Eingänge und eine Moving-Magnet Phono-Stufe gewährleisten die Kompatibilität mit allen analogen Quellen, einschließlich klassischer Schallplattenspieler. Die Bass-, Höhen- und Balance-Regler auf der Vorderseite ermöglichen eine individuelle Klangabstimmung und machen es leicht, das Hörerlebnis ganz nach Geschmack zu gestalten. Mit der mitgelieferten IR-Fernbedienung kann man das Gerät bequem ein- und ausschalten, die Lautstärke regeln und die Quelle auswählen.

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An der Vorderseite befindet sich eine 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse zum Anschluss eines Kopfhörers. Die robusten Lautsprecheranschlüsse auf der Rückseite akzeptieren Bananenstecker oder Kabelschuhe von einem Paar Lautsprecher. „Rotel investiert kontinuierlich in Produktinnovationen, und der A8 war eine Herausforderung, die von den Ingenieurteams gerne angenommen wurde“, sagt Daren Orth, Chief Technology Officer von Rotel. „Die Möglichkeit, einen leistungsstarken Vollverstärker zu entwickeln, der kompromisslos auf den Einstiegspreis ausgerichtet ist, ist ein Beweis für das Engagement, die Leidenschaft und den Einsatz, den Rotel für alle Musikliebhaber auf der ganzen Welt aufbringt.“

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Der Rotel A8 ist in stilvollem Schwarz und elegantem Silber erhältlich. Der empfohlene Verkaufspreis beträgt nur 400 Euro. Der neue Rotel A8 ist ab August bei autorisierten Rotel-Händlern erhältlich.

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Stark und so klein wie möglich lautet meine Übersetzung von Minissimo Forte, dem Namen des Lautsprecher von Crystal Cable aus den Niederlanden. Man sieht ihnen schon an, dass sie etwas Besonderes sind. Zudem ist der technische Aufbau einzigartig und soll ihnen zu bemerkenswerter Musikalität verhelfen.

Das erste Kennenlernen kam für mich bereits auf der HighEnd 2022, als ich im Präsentationsraum der International Audio Holding, zu der die Marken Siltech, Crystal Cable und neuerdings durch Zukauf auch HMS gehören, erstmals den Minissimo Forte begegnete. Es war damals ein Vormodell, vom jetzigen Serienmodell noch ein gutes Stück entfernt, jedoch im technischen Konzept bereits fast identisch.

Beim Minissimo Forte bilden der Ständer und das Lautsprechergehäuse eine Einheit
Beim Minissimo Forte bilden der Ständer und das Lautsprechergehäuse eine Einheit

Die verwandten Marken Siltech und Crystal Cable haben eindeutig ihre Produktschwerpunkte bei ihren weltweit angesehenen Kabeln. Dennoch begrenzt sich der kreative Ingenieur und Musiker Edwin van der Kley Rynveld zusammen mit seiner die Marke Crystal Cable repräsentierenden Ehefrau und Pianistin Gaby Rynfeld nicht auf die Technologie in der Entwicklung und Fertigung von Kabeln. Vielmehr schufen sie und ihr Team schon seit Jahren unter den Markennamen Siltech sowie Crystal Cable sowohl Verstärker als auch Lautsprecher. Dass diese wenig bekannt sind, ist sicher aus dem Renommee der Kabel zu erklären, aber auch, so scheint mir, der Extravaganz der Verstärker und Lautsprecher. Außergewöhnlich in mehrerlei Aspekten ist auch der Minissimo-Forte-Lautsprecher. Erstens ist da die optische Erscheinung. Der zweite Grund liegt in der hier angewandten einzigartigen Technik, die dem Minissimo Forte zu besonderen klanglichen Fähigkeiten verhelfen soll. Diese erlebte ich damals im Mai 2022, als ich mich eigentlich für Crystal Cable und Siltech Kabel interessierte. Ein Paar Minissimo Forte, noch mit ausgelagerter Frequenzweiche, spielte dort im Vorführraum und zog mich mit seiner stimmigen, feindynamischen und unaufdringlichen Spielweise gleich in seinen Bann. Edwin van der Kley Rynveld erzählte mir damals, was er mit diesem auf dem passiven Lautsprecher Arabeske Minissimo aufbauenden Konzept vorhabe und wo seine technischen Besonderheiten lägen und hinführen sollten. Trotz des Umgebungs-Lärms und Rummels war dies damals auf der HighEnd bereits hörbar nachzuvollziehen. Also bat ich um einen Test, sobald die Minissimo Forte in den Handel gelangen.

Das Anschlussfeld unten im Ständer ist ungewöhnlich: hochwertige WBT Polklemmen, wie bei passiven Lautsprechern üblich, plus Strom-Anschluss
Das Anschlussfeld unten im Ständer ist ungewöhnlich: hochwertige WBT Polklemmen, wie bei passiven Lautsprechern üblich, plus Strom-Anschluss


Da sind wir nun angelangt, und es gibt die Lautsprecher seit einigen Monaten serienmäßig in drei verschiedenen optischen Varianten: Champagne, Fire Glow Red und Matt Black. Auf Wunsch sind auch andere Farben zu bekommen. Wie schon damals auf der HighEnd 2022 zu sehen war, gehört eine separat zu erwerbende Top-Abdeckung zur idealen Ausstattung der Minissimo Forte. Sie nennt sich Scala, ist ein schweres, aus massivem Aluminium in Stufen gefrästes Element, das weniger der Resonanzunterdrückung – denn die hat das aufwändige Gehäuse kaum nötig – als vielmehr der Perfektionierung des Abstrahlverhaltens dienen soll. Warum sie nicht direkt zum Lieferumfang gehört, sondern zum Paarpreis von 1440 Euro separat dazu erworben werden soll, habe ich auf der diesjährigen HighEnd Edwin van der Kley Rynveld gefragt und seine Antwort war plausibel: Sie seien separat entwickelt worden, würden aber möglicherweise zum festen Bestandteil der Minissimo Forte. Später mehr zu deren klanglicher Relevanz. Die Minissimo Forte sind kleinvolumige Lautsprecher, durch Verschraubung fest zu einer Einheit mit einer schwarzen Säule als Ständer verbunden, in dem sich die Frequenzweiche mit ihrer Elektronik befindet. Standfest wird das Ganze durch die große runde Basis in der Farbe des Lautsprecher-Kabinetts. Unter dieser befinden sich unsichtbar vier justierbare Füße zum Austarieren der Einheit. Unten rückseitig an der Säule findet man ein Paar hochwertiger WBT-Anschlüsse und einen 220-Volt-Netzanschluss samt Ein-/Ausschalter.

Der Scala Aufsatz optimiert das Abstrahlverhalten und beeinflusst den Klang deutlich
Der Scala Aufsatz optimiert das Abstrahlverhalten und beeinflusst den Klang deutlich

Ein Stromanschluss, obwohl es sich nicht um einen aktiven Lautsprecher im klassischer Sinne handelt? Und dazu noch mit einer in den Ständer integrierten 150 Watt Endstufe, einem speziellen Hypex N-Core Modul? Ja, denn dieser Verstärker ist Bestandteil einer besonderen Frequenzweichen-Technologie, wie sie bereits in Siltechs mächtigem Symphony System Premiere hatte. Was diese einzigartige Technologie ausmacht, erläuterte mir Edwin van der Kley Rynveld sinngemäß so: „Wir nennen unser Konzept passiv-aktiv, weil sich dieser Weg radikal von DSP-korrigierten aktiven Lautsprechern unterscheidet. Ein DSP korrigiert Fehler bei einer bestimmten Frequenz und ist daher statisch. Unglücklicherweise neigen Lautsprecher bei Musik dazu, ihre Parameter deutlich zu verändern, wodurch die DSP-Korrektur nicht immer perfekt funktioniert. Nach unseren Erfahrungen führt dies sogar dazu, dass der Hörer recht schnell ermüdet, weil das Gehirn diese unlogischen Fehler korrigieren will oder muss, während unser System sehr natürlich funktioniert. Ein passiver Lautsprecher verwendet Kondensatoren, Induktivitäten und Widerstände, um das Frequenzspektrum in zwei oder mehr Teile aufzuteilen. Die Filter sind direkt mit den Lautsprechern verbunden. Diese Lautsprechertreiber haben keinen flachen Impedanzverlauf und sind unterhalb der Resonanz kapazitiv und oberhalb der Resonanz induktiv. Außerdem sind die Resonanzen der Lautsprecher je nach Lautstärke nicht statisch, sondern verschieben sich. Ein passives Filter kann nicht alle diese Veränderungen mitmachen, egal wie gut es konstruiert ist. Es wird unterschiedlich klingen, je nachdem, wie laut gespielt wird. Unsere einfache Lösung ist im ersten Schritt: Wir behalten das gleiche Filter bei, belasten es mit einem Präzisionswiderstand von 4 oder 8 Ohm, und das Filter wird ideal funktionieren. Aber jetzt können wir das Filter nicht mehr direkt mit den Lautsprechern verbinden, da deren Impedanz zu niedrig ist und variiert.

Das Hypex-Verstärkermodul ist evidenter Bestandteil der außergewöhnlichen Frequenzweiche
Das Hypex-Verstärkermodul ist evidenter Bestandteil der außergewöhnlichen Frequenzweiche

Deshalb schalten wir einen hochohmigen Strompufferverstärker mit niedriger Verstärkung zwischen unser Filter und den Lautsprecher. Unabhängig von den sich ändernden Eigenschaften während der Musikwiedergabe wird das Crossover-Filter immer das Gleiche tun. So klingt die Musik unabhängig von der Lautstärke immer gleich. Es gibt weniger dynamische Kompression, da die Filter nicht mehr mit den Variablen des Lautsprechers belastet werden. Auch die gemessenen Verzerrungen sinken um bis zu 70 Prozent. Zudem verbessern sich die Impulsantwort und der Bass deutlich, sowohl messtechnisch als auch in der subjektiven Wahrnehmung. Jetzt haben wir einen zweiten Vorteil entdeckt: Da wir einen modifizierten Hypex N-Core als Impedanzpuffer verwenden, konnten wir die Filterkomponenten auf kleinere Werte reduzieren, indem wir die Impedanz von 4 oder 8 Ohm auf 16 Ohm erhöhen. Verstärker klingen am besten, wenn die Ströme niedriger sind, und zwar jede Art von Verstärker egal ob digital, Transistor oder Röhre. Denn die Verzerrungen steigen mit dem Strom. Jetzt, wo wir bei 16 Ohm angekommen sind, stellen wir fest, dass wir keine Induktivitäten mehr brauchen, sondern sie durch viel linearere und besser klingende Widerstände ersetzen können. Für ein 12-Dezibel-pro-Oktave-Filter braucht man normalerweise eine Spule plus einen Kondensator und oft einige Korrekturnetzwerke. Bei 16 Ohm können wir zwei sequentielle 6-Dezibel-RC-Filter verwenden, so dass jedes nur einen Widerstand und einen Kondensator benötigt. Der einzige Nachteil liegt im Leistungsverlust von 3 Dezibel, aber wegen unseres Pufferverstärkers ist der Wirkungsgrad trotzdem hoch. Man muss bedenken, dass auch Induktivitäten in üblichen passiven Weichen Verluste haben.


In der Frequenzweiche finden sich allerfeinste Bauteile. Hier geht es um bestmögliche Qualität – keine Spur von Rotstift
In der Frequenzweiche finden sich allerfeinste Bauteile. Hier geht es um bestmögliche Qualität – keine Spur von Rotstift

Als nächsten Schritt haben wir das Filter verdoppelt, es zu einem symmetrischen Filter gemacht. Das bedeutet, dass es unempfindlich gegenüber elektromagnetischen Feldern und Erdschleifen ist. Die Kosten sind dadurch leider höher, da wir Silber/Gold- und Silber-Öl-Kondensatoren und hochpräzise Audiograde-Widerstände verwenden. Durch den Pufferverstärker werden die Differenzen zwischen den Treibern verringert, wodurch sich auch die Toleranzen verringern. Das liegt daran, dass der Verstärker nun das Verhalten der Lautsprecher kontrolliert. In unserem Fall sank die Verzerrung im mittleren Frequenzbereich von 0,3 auf sehr niedrige 0,1 Prozent. Die Bassleistung und -qualität hat sich verbessert, da die Gegen-EMK des Tieftöners nicht mehr mit der Frequenzweiche interferiert. Für den Hochtöner trennen wir nun bei 1.400 Hertz. Dies wäre passiv nicht möglich, da die Resonanz des Hochtöners die Kurve des Crossover-Filters im Bass ruinieren würde. Die Toleranz zwischen den Treibern wurde von 0,5 passiv auf jetzt 0,3 Dezibel in unserem passiv-aktiven Konzept reduziert. Für diese Gesamtlösung ist ein weltweites Patent angemeldet.“

Die Bassreflex-Öffnung befindet sich unsichtbar im Boden des Gehäuses aus massivem PU-Aluminium
Die Bassreflex-Öffnung befindet sich unsichtbar im Boden des Gehäuses aus massivem PU-Aluminium

Aber auch die Standsäule, das Lautsprechergehäuse und seine Bestückung zeugen von erheblichem Aufwand. Die Treiber der Minissimo Forte sind zwei hochwertige Chassis aus der Illuminator-Linie von ScanSpeak, dem D3004/6640-00, einem 1-Zoll-Beryllium-Kalotten-Hochtöner, und dem 15WU/8741T-00, einem 5,5-Zoll-Papier-Tief/Mitteltöner Diese benötigen wegen ihrer speziellen Beschichtung der Sicken eine längere Einspielzeit. Edwin sprach von 200 Stunden bis zum perfekten Verhalten. Ich habe die Lautsprecher gegenphasig angeschlossen und mit der Front gegeneinander ein paar Tage eingespielt. Das lohnte sich. Eine Frontabdeckung gibt es nicht. Die Illuminator Schmuckstücke muss man auch nicht unbedingt verstecken. Gewünscht hätte ich mir allerdings schwarz eloxierte Schrauben statt solchen aus Edelstahl, damit sie optisch unauffälliger wirken. Das Kabinett besitzt eine ungewöhnliche Form, die gleiche wie die passive Arabesque Minissimo. Dieses Design spielt auch bei der Aufstellung eine Rolle: Es gibt einen linken und einen rechten Lautsprecher. Wichtig ist, den Teil des Gehäuses, der sich sozusagen um den Ständer schlingt, jeweils nach außen zeigen zu lassen und demnach den Teil nach innen, wo der Scala Akustik-Aufsatz am höchsten ist. Das Gehäuse selber ist aus einem einzigen Block einer PU-Aluminium-Legierung gefräst und extrem steif. Im Inneren verhindert die mit Hilfe der kostspieligen Computersoftware Comsol ermittelte, ausgeklügelte MADTM-Lamellen- oder Rippen-Struktur weitestgehend Resonanzen und unterbindet im Zusammenspiel mit einem zusätzlichem Diffusor hinter dem Hochtöner jede stehende Welle. MADTM steht für Multiple Absorption and Dispersion. Mittels Computersimulation wurde auch das spezielle Profil-Design des Bassreflex-Austrittrohrs unten im Gehäuse entwickelt. Am Übergang zum Ständer gibt es eine abgestimmte Vibrations-Entkopplung. Der Ständer aus Aluminium ist laut Crystal Cable selber akustisch so gut wie unauffällig und soll keine Eigenschwingungen erzeugen. Zum Lieferumfang der Fonissimo Forte gehören Stromkabel aus Crystal Cables Diamond-Serie von zweieinhalb Meter Länge. Auch sie haben klanglich ihren Einfluss.

Dieses Foto (von Crystal Cable zur Verfügung gestellt) erlaubt einen Blick auf die innere Struktur des Gehäuses
Dieses Foto (von Crystal Cable zur Verfügung gestellt) erlaubt einen Blick auf die innere Struktur des Gehäuses


Zu Beginn des Hörtests stellte ich die Minissimo Forte mit etwa gut einem Meter Abstand zur Rückwand frei im Hörraum auf, so, wie ich auch meine Phonar Veritas SE oder die Epsylon Vollbereichs-Bändchen üblicherweise betreibe. Dabei winkelte ich sie leicht zum Hörplatz hin an. Sofort auffällig war eine enorm ausladende Bühne, das Klangbild insgesamt schwächelte aber in den tiefen Tonlagen. Hier fehlte eindeutig Volumen. Also rückte ich die über alles 107 Zentimeter hohen Minissimo Forte inklusive Scala-Top in mehreren Schritten dichter in Richtung Rückwand, bis ich mit einem Abstand von 50 Zentimetern, gemessen von der Gehäuse-Front, die richtige Position fand. Die Tiefenstaffelung wurde dadurch zwar geringer, geriet aber realistisch dimensioniert und vor allem klar umrissen. Der intensivere Grund- und Tiefton sorgte nun für eine stimmige Tonalität. Dabei schafften es die Minissimo Forte, das Klangbild nicht nur räumlich in der Tiefe zu ordnen, sondern auch in der Höhe. In der Breite wuchs es über die Lautsprecherbasis hinaus und zeichnete dabei glaubwürdige Proportionen. Instrumente bekamen authentische Maße und Stimmen erklangen nicht überbreit sondern präzise platziert. Dennoch, das Klangbild in Verbindung mit unterschiedlichen digitalen Quellen gefiel mir nicht hundertprozentig. Denn mein Soulnote A2 scheint hier kein geeigneter Partner. Ohrenscheinlich kollidierten hier tonale Charakteristka, so dass es zu einer leichten Überzeichnung in den oberen Mitten kam, was langes Hören nicht zur Freude werden lässt. Das Phänomen ist nicht sehr ausgeprägt und mag manchem durchaus gefallen. Aber in dieser Preis- und Anspruchsklasse muss alles stimmen. Mein 30 Jahre alter NAD-Verstärker harmoniert da tonal sehr viel besser, ist jedoch hinsichtlich Feinzeichnung und anderem nicht adäquat. Als ich dies Edwin van der Kley Rynveld erzählte, war seine Reaktion in sympathischer Weise verständnisvoll, er vermutete auch ein „mismatch“ und bot mir an, ihren Crystal Cable Cube Integrated zu schicken, einen hochwertigen Vollverstärker in unüblicher, aber eleganter Bauweise.

Kenner wissen den Illuminator Beryllium-Hochton von ScanSpeak zu schätzen
Kenner wissen den Illuminator Beryllium-Hochton von ScanSpeak zu schätzen

Im Zusammenspiel mit dem Cube Integrated Verstärker kommt jetzt Freude auf. Nicht nur, dass die tonale Balance nun ausgewogen und musikalisch stimmig wirkt. Vielmehr zeigen die Niederländer nun ihre spezifischen Stärken, die sie vom Gros auf dem Lautsprecher-Weltmarkt positiv unterscheiden. Auffällig ist eine frappierende Feindynamik, die die Details in der Musik präzise abbildet und beleuchtet, so dass Instrumente wie Stimmen nicht nur mit echter und ehrlicher Farbe erklingen, sondern durch ihren Nuancenreichtum bestechen. Die Minissimo Forte begeistern mit einer Auflösung, die sie als allerfeinste Monitore qualifiziert. Das Album Folkocrazy von Rufus Wainwright (Qobuz 96/24) lässt da gleich an mehreren Stellen aufhorchen. Man darf sich bei der Minissimo Forte bei dieser wandnahen Aufstellung, die in den meisten Hörräumen wohl leicht realisierbar sein dürfte, gedanklich schnell von der Vorstellung lösen, dass hier ein kleinvolumiger Lautsprecher spielt. Nicht nur wegen des doch beachtlichen Preises, sondern vielmehr wegen seines musikalischen Auftritts ist der Anspruch hier nicht geringer als bei einem großvolumigen Lautsprecher, der dann womöglich Probleme bei seiner Aufstellung macht. Denn die beiden Minissimo Forte glänzen in allen Disziplinen. Das Frequenzspektrum wirkt nach unten nicht beschnitten, da hier Schnelligkeit und Klangfarbe dafür sorgen, dass der Tiefbass imponiert. Eine Kleinigkeit als Beispiel: Im Rufus Wainright-Song „Going to a Town“, den er mit Anhoni darbietet, ist die Bass Drum beeindruckend plastisch, aber nicht vordergründig zu erleben. Die Minissimo Forte löst das Schlaginstrument so filigran dezent auf, dass man es nicht nur hört, sondern förmlich spürt. Ebenso schön und lebensecht körperlich klingen die vielen unterschiedlichen Stimmen, mit denen Rufus Wainwright auf diesem Album zusammen singt, weil diese Speaker enorm fein auflösen und so den Gesang jedes Interpreten hinsichtlich Klangfarbe und Nuancen exakt differenzieren.

Die Chassis werden besonders in puncto Resonanzverhaltens speziell für Crystal Cable von ScanSpeak gefertigt. Hier der Tief/Mittel-Töner mit leichter Papier-Membran aus der Illuminator Serie
Die Chassis werden besonders in puncto Resonanzverhaltens speziell für Crystal Cable von ScanSpeak gefertigt. Hier der Tief/Mittel-Töner mit leichter Papier-Membran aus der Illuminator Serie

Die Minissimo Forte verwischen nichts, geben Instrumenten und Gesang individuellen Raum und unterstreichen die authentischen Klangfarben. Es fällt leicht zuzuhören, und Edwin van der Kley Rynveld scheint Recht zu haben mit seinem Versprechen, denn ich werde nicht müde zu hören. Dabei darf es auch gerne spät werden und leises Hören zur Pflicht. Kein Problem für diese Lautsprecher! Ich kenne keinen anderen, der seine tonale Balance so zu bewahren in der Lage ist. Es ist egal, mit welchem Pegel Sie die Minissimo Forte musizieren lassen, denn es tut der Ausgewogenheit keinen Abbruch. Bei extrem niedrigen Lautstärken, über die man bei anderen Boxen gar nicht erst redet, weil man längst abgeschaltet hätte und auf Kopfhörer umgestiegen wäre, mag ich sie immer noch hören. Es lässt sich mit Freude feststellen, wie die Minissimo Forte ähnlich erstklassigen Monitoren kleinste Details hörbar machen. Da stellt auch großorchestrale Musik kein Problem dar. Schumanns Symphonien, eine Gesamtaufnahme mit Daniel Barenboim und der Staatskapelle Berlin (Qobuz 96/24), belegen beispielhaft das Auflösungs-Können dieser Lautsprecher. Neben der schönen Räumlichkeit sind die Klangfarben der Instrumente ein Vergnügen. Es scheint mir müßig, die Qualitäten der Minissimo Forte in einzelnen Frequenzbereichen zu beschreiben, da Homogenität und musikalischer Fluss ebenfalls zu ihren überzeugenden Eigenschaften zählt. Nur, weil man's ihnen halt von der Größe nicht zutrauen mag, sei der Tieftonbereich auch in diesem Kontext gelobt. Er gibt dem Orchester das angemessene Volumen und hält sich auch bei tieffrequentem Schlagwerk nicht zurück. Jedes Mehr wäre hier zu viel. Mit dieser Ausgewogenheit reproduzieren die Minissimo Forte die Streicher ebenso klar wie unaufdringlich, von Schärfe keine Spur.


Die 2,5 Meter langen Netzkabel aus der Crystal Cable Diamond Linie gehören zum Lieferumfang
Die 2,5 Meter langen Netzkabel aus der Crystal Cable Diamond Linie gehören zum Lieferumfang

Auch mit dem Beginn von Mahlers Symphonie Nr. 3 mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks lässt sich beweisen, dass die Minissimo Forte im Tiefbass glänzen. Die Hörner im Intro strahlen bei ihrem „Weckruf“ und spätestens bei der Wucht und Präzision des Schlagwerks verliert sich jeder Zweifel an der Tiefton-Potenz, auch wenn ich hier bemerke, dass bei meinen Triangle Grand Concert die Tiefbass-Energie noch mehr aus der Tiefe nach vorn rollt. Je länger ich dieser meisterhaften Aufnahme zuhöre, desto mehr begeistert mich die Feinzeichnung der Niederländer, weil sie mit prächtigen authentischen Klangfarben einhergehen. Und die Dynamik, ob grob oder fein – fantastisch!

Nach längerem Hören mit dem bestens harmonierenden Crystal Cable Vollverstärker bot sich eine andere Verstärker-Option. Mein Freund L. wollte gern mit seinem Soulnote A-1 vorbeikommen und diesen im Vergleich zum A-2 hören. Ich hoffte, mit dem A-1 eine geeignete preisgünstige Kombination zu finden. In Sachen Leistung reichen laut Crystal Cable ja bereits 15 Watt an 16 Ohm, um die Minissimo Forte zu betreiben. Der Hörtest bestätigte unsere Spekulation. Der A-1 ist weniger hochauflösend als sein teurer Bruder und harmoniert mit den Minissimo Forte ganz hervorragend. Aber: ganz so überzeichnend wie mein A-2 noch vor Wochen musizierte, klang die Kombination nun auch nicht mehr. Die weitere Einspielzeit hat hier zu mehr Harmonie geführt. Es ist also Geduld gefragt. Dennoch: trotz des günstigeren Preises qualifiziert sich der A-1 hier als der besser geeignete Partner.

Die Crystal Cable Minissimo Forte machen ihrem Namen Ehre: klein und wohnraumfreundlich mit großartigem Klang, egal wie leise Sie mit ihnen Musik genießen wollen
Die Crystal Cable Minissimo Forte machen ihrem Namen Ehre: klein und wohnraumfreundlich mit großartigem Klang, egal wie leise Sie mit ihnen Musik genießen wollen

Gemeinsam haben wir uns auch mit dem Scala Aufsatz beschäftigt, und zwar am Crystal Cable Integrated. Die Scala dient nur beiläufig eventueller Resonanz-Unterdrückung. Ihre Existenz begründet sich mit der Optimierung des Abstrahlverhaltens, weil an der Oberkante des Kabinetts nun kein harter Abriss mehr erfolgt. Die Wirkung der Scala ist leicht zu hören und auf Anhieb nachvollziehbar. Mit ihr on top gewinnen die Lautsprecher klar an Hochton-Strahlkraft und bilden dadurch auch den Raum noch tiefer und luftiger ab. Nimmt man die Scala weg, klingt es gar nicht schlecht, jedoch zurückhaltender, weniger glanzvoll und dafür etwas sanfter. In einem stark gedämmten Hörraum, dürften die Scala die Musik aufblühen lassen, in meinem Falle – wenig Dämpfung, aber auch nicht hart oder gar hallig – gefallen die Minissimo Forte auch ohne Scala. Somit ist es gar nicht schlecht, dass die Scala zur Zeit noch als Zubehör angeboten werden. Sie haben so die Wahl, und falsch machen kann man mit diesem einzigartigen Lautsprecher ohnehin nichts.


STATEMENT

Die kleinvolumigen Minissimo Forte bilden mit ihren Ständern eine formschöne Einheit, die sich akustisch gut im Wohnraum integrieren lässt. Die besondere passiv-aktiv Technologie ermöglicht ein faszinierendes Dynamikverhalten. Die Präzision, der Nuancenreichtumg und die Klangfarben der Crystal Cable lassen Musik zu einem harmonischen Erlebnis werden. Die tonale Ausgewogenheit beherrschen die Minissimo Forte selbst bei leisesten Hörlautstärken, eine einzigartige Fähigkeit mit hohem praktischen Nutzen.
Gehört mit
CD-Laufwerk Wadia WT 3200
Streamer PS Audio BridgeI
Server Antipodes Oladra G4 mit Roon
Switch Chord Company English Electric 8
Reclocker Mutec M-3+ Smartclock USB
DA-Wandler PS Audio Direct-Stream-DAC mit Trafo-Tuning und Plixir Elite BDC Linearnetzteil für die Analog-Platine oder Sonic Frontiers SFD-1
Vollverstärker Soulnote A-2, Crystal Cable CCI, NAD 306, Soulnote A-1
Lautsprecher Phonar Veritas P9.2 SE, Analysis-Audio Epsylon
Label Text
Herstellerangaben
Crystal Cable Minissimo Forte
Frequenzweiche Semiaktives symmetrisches Filter zweiter Ordnung mit niedrigem Q
Innenverkabelung Crystal Cable Infinite Crystal Silber
Wirkungsgrad 95dB/2,83V
THD >0,2%
Impedanz 16 Ohm
Maximaler SPL 105dB
Frequenzgang 48Hz bis 38KHz (+/-3dB)
Bassendstufe-Ausgangsleistung 150 Watt
Gehäuse-Ausführungen Champagne, Fire Glow Red, Matt Black
Preis (Paar) Minissimo Forte 24.000 Euro; Scala 1.440 Euro

Hersteller und Vertrieb
IAH - Crystal Cable
Anschrift Edisonweg 8
6662 NW Elst
Netherlands
Ansprechpartner Werner Kempf
Telefon +49 1520 2055552
E-Mail werner@internationalaudioholding.com
Web crystalcable.com

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/24-07-30_crystal
  • Social Introtext Stark und so klein wie möglich lautet meine Übersetzung von Minissimo Forte, dem Namen des Lautsprecher von Crystal Cable aus den Niederlanden. Man sieht ihnen schon an, dass sie etwas Besonderes sind. Zudem ist der technische Aufbau einzigartig und soll ihnen zu bemerkenswerter Musikalität verhelfen.
Donnerstag, 29 Juli 2004 23:51

IAH - Crystal Cable

Hersteller und Vertrieb
IAH - Crystal Cable
Anschrift Edisonweg 8
6662 NW Elst
Netherlands
Ansprechpartner Werner Kempf
Telefon +49 1520 2055552
E-Mail werner@internationalaudioholding.com
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Schon vor der High End hatte ich einen Test von darTZeels Vor/End-Verstärker-Kombination NHB-18S und NHB-108 geplant. Im Ausstellungsraum frage ich dann den Firmengründer Hervé Delétraz nach technischen Details seiner Kreationen. Er schlug vor, sich am Firmensitz und in seinem privaten Hörraum in der Nähe von Genf ausführlich darüber zu unterhalten.

In der ersten Juli-Hälfte war es dann soweit: Wir besuchten darTZeel in Plan-les-Ouates. Die Firma residiert dort in Räumen eines großzügigen Gebäudekomplexes einer Stiftung, deren Mitarbeiter auch Teile der Fertigung für die High-End-Schmiede übernehmen. Aber mehr darüber erfahren Sie von Hervé Delétraz direkt, der sich im folgenden Interview als erfreulich offen und auskunftsfreudig zeigte – egal, ob es um konstruktive Lösungen seiner Elektronik oder Details seiner Vita ging. Ich finde seine Ausführungen so spannend, dass ich mich entschlossen habe, Sie Ihnen so gut wie unbearbeitet und ungekürzt – allerdings ins Deutsche übersetzt – zu präsentieren, aufgrund ihres Umfangs jedoch in zwei Teilen. Doch bevor wir mit dem ersten beginnen, sollten Sie noch erfahren, dass der Firmenname darTZeel ein Kunstwort ist, das Hervé Delétraz aus den Buchstaben seines Nachnamens zusammengesetzt hat, ein Anagramm. Besser lässt sich die Verbundenheit des Entwicklers mit seinem Produkt wohl nicht dokumentieren.

Der Blick in den noch nicht ganz fertigen Hörraum in der Firma
Der Blick in den noch nicht ganz fertigen Hörraum in der Firma

Dirk Sommer: Hervé, wie bist Du zu HiFi gekommen? Normalerweise sagt fast kein Firmeninhaber oder Entwickler, dass er geplant habe, in der HiFi-Branche zu arbeiten. Sie kamen mehr oder weniger zufällig dorthin. Wie ist Deine Geschichte?
Hervé Delétraz: Ich bin 1962 geboren. Mitte der 70er Jahre hatte man nicht viele Freizeitbeschäftigungen, nur Musik, Kino, kein Telefon, kein Internet, was auch immer. Also habe ich gerne Musik gespielt. Angefangen habe ich mit dem Radiohören. Meine Eltern hatten ein Philips-Röhrenradio mit einem alten Plattenspieler, und ich hörte anfangs keine Musik, sondern Geschichten auf Vinyl. Es waren Geschichten wie Märchen oder so. Das hat mir gefallen. Und eines Tages beschloss ich, das Radio, das sich in einer Truhe befand, auszubauen. Also nahm ich es heraus und stellte es in mein Schlafzimmer, wo ich anfing, Radio zu hören. Damals gab es die Langwellensender wie France Inter und Europe 1. In der Nacht gab es Sendungen mit sehr schöner Musik. Und sie sprachen über die Musik und die Musiker, und sie sprachen schon damals über Jazz. Aber ich mochte es nicht so sehr, weil es neu für mich war. Aber ich habe mich daran gewöhnt, diese Musik zu hören.

Der Firmenchef ist bekennender Klipsch-Fan. Hinter ihm eines der auf 75 Paare limitierten Jubilee 75th Anniversary Edition. Ich habe nie zuvor ein so unverfärbt spielendes Klipsch-Horn-System gehört. Wirklich beeindruckend
Der Firmenchef ist bekennender Klipsch-Fan. Hinter ihm eines der auf 75 Paare limitierten Jubilee 75th Anniversary Edition. Ich habe nie zuvor ein so unverfärbt spielendes Klipsch-Horn-System gehört. Wirklich beeindruckend


Mein Bruder, der ernster war als ich, arbeitete im Sommer, um etwas Geld zu verdienen. Er hatte mehr Geld als ich, um sich eine Hifi-Anlage zu kaufen. Er hatte also eine schöne Hifi-Anlage. Also habe ich lange Kabel von seinem Zimmer in mein Zimmer gelegt, um seine Musik über mein Radio hören zu können. Am Anfang war das ganz nett. Er hatte einige japanische Komponenten und Thorens-Lautsprecher, die flachen Paneele, die vor langer Zeit hergestellt wurden und einen Wirkungsgrads von 98 Dezibel hatten. Ich erinnere mich nicht mehr an die Namen der großen Modelle. Sie waren schön, aber mit dem Klang der japanischen Verstärker war ich nicht zufrieden, für mich war er ein bisschen hart und trocken. Dann habe ich angefangen, Revox-Verstärker und andere Revox-Komponenten zu kaufen, weil mir der Klang viel besser gefiel: Er war weicher, schöner, weniger hart. Ich hatte nie das Geld, um mir eine Bandmaschine zu kaufen. Ich hatte also die ganze Anlage von Revox, aber nicht die Bandmaschine. Ich hatte immer die letzte Version, die sie gemacht haben, da ich dann auch im Sommer gearbeitet habe, um Geld dafür zu verdienen. Als ich dann zur Schule ging und 13 Jahre alt war, beschloss ich, Elektronik zu studieren, weil ich diese Dinge mochte. Ich interessierte mich dafür, was im Inneren der Geräte vor sich geht. Also ging ich auf die Ingenieurschule in Genf. 1984 habe ich meinen Abschluss gemacht. Ich bekam mein Diplom als Ingenieur im Bereich der Elektrotechnik. Es hieß auf Französisch „Génie Électrique“. Ich machte mein Diplom in der elektrischen Fakultät mit einer Spezialisierung auf Telekommunikation.

Hervé Delétraz (mitte) im Gespräch mit Werner Traber, seinem Sales Executive, und dem Autor
Hervé Delétraz (mitte) im Gespräch mit Werner Traber, seinem Sales Executive, und dem Autor

Meine Diplomarbeit bestand darin, einen Verstärker zu bauen. Das hat Spaß gemacht, weil ich damals, 1984, einen digitalen Verstärker gebaut habe, Class-D. Das war schön, weil es keine kompletten Chips gab, also war alles diskret mit integrierten Schaltungen. Man musste seinen eigenen Diskriminator und Komparator bauen, und das war eine Herausforderung. Nach der Schule beschloss ich dann, meinen eigenen Verstärker zu entwickeln, allerdings analog und nicht mehr digital. Es war eine lange, lange, lange Zeit mit Versuch und Irrtum. Dann sagte mein Vater eines Tages zu mir: „Vielleicht wäre es schön, wenn du anfangen würdest, zu arbeiten und einen Job zu haben.“ „Okay, Papa.“

Die Stereo-Endstufe NHB-108 war Hervé Delétraz' erste Entwickung
Die Stereo-Endstufe NHB-108 war Hervé Delétraz' erste Entwickung

Also begann ich meinen ersten Job bei LeCroy. Ich weiß nicht, ob Du dich daran erinnerst: LeCroy war eine Firma, die digitale Oszilloskope herstellte, und sie waren mit die ersten. Es war ein amerikanisches Unternehmen, aber in Genf hatten sie eine Niederlassung. Und dort gab es einige sehr brillante Ingenieure. Sie entwickelten damals ein neues digitales Oszilloskop, das alle Marken wie Tektronix oder Phillips schlug. Ich habe nur zwei Jahre dort gearbeitet. Dann eröffnete ich mit einem Freund ein Geschäft, um Produkte für die Telekommunikation zu importieren und zu vertreiben. Es ging nicht um Hifi, sondern um Produkte wie Fax- und Kommunikationssysteme. Zu dieser Zeit kamen die Mobiltelefone auf, die man das nordische Mobiltelefon nannte. Es war nicht GSM, es war viel früher als dieses. Aber um die Geschichte kurz zu machen, in den 90er Jahren mussten wir dieses Geschäft aufgeben, weil die Wirtschaft nicht gut lief. Bevor wir aufhörten, wechselten wir in den Computerbereich, und mein ehemaliger Kollege arbeitet immer noch dort. Aber ich wusste nicht, was ich machen wollte.


Die Siebelkos werden durch massive Metallteile verbunden
Die Siebelkos werden durch massive Metallteile verbunden

Dann sah ich eine Stellenanzeige in der Zeitung, in der es um eine Stelle als Beamter bei der Stadt Genf ging. Ich bekam die Stelle und war dafür zuständig, die ersten tragbaren Computer für die 80 Politiker der Stadt Genf zu beschaffen. Ich war für die Auswahl des Computermodells zuständig. Dann wurde ich der „Guru“, denn wenn die Politiker ein Problem hatten, riefen sie mich. Damals hatten wir Windows 3.1 oder 3.1.1. Das ist schon lange her. Ich habe acht Jahre lang für die Stadt Genf gearbeitet, aber meine Leidenschaft wurde immer stärker: Ich wollte Verstärker bauen. Und so habe ich nie aufgehört, über mein Projekt nachzudenken. Ich habe es versucht, ich bin gescheitert, ich habe es wieder versucht und bin wieder gescheitert. So war ich froh, diesen Job in der Stadt zu haben, denn wir mussten am Ende des Monats etwas zu essen haben.

Die natürlich kanalgetrennten Netzteile für die NHB-108 sind vorverdrahtet
Die natürlich kanalgetrennten Netzteile für die NHB-108 sind vorverdrahtet

Es hat insgesamt 16 Jahre gedauert, die ich über meinen ersten Verstärker nachgedacht habe. Im Jahr 1999 habe ich einen Prototyp des ersten darTZeel-Verstärkers gebaut, er hieß Model Zero. Er war sehr groß, weil ich nicht wusste, welche Größe ich im Inneren brauche. Also habe ich ihn größer gemacht, als ich brauchte. Jetzt ist er immer noch da und wenn man hineinschaut, ist er fast leer. Als ich den Verstärker zum ersten Mal eingeschaltet habe, hatte ich Angst, dass er in Flammen aufgeht. Aber es war alles in Ordnung. Ich erinnere mich, dass mein Sohn in den Keller kam und ich ihn in den Arm nahm und sagte: „Es funktioniert. Es funktioniert.“ Ich war so glücklich. Das war 1999. Und dann fing ich an, meine erste Schöpfung einfach zu genießen.

Noch beeindruckender sind die Netzteile der Mono-Endstufen NHB-468
Noch beeindruckender sind die Netzteile der Mono-Endstufen NHB-468

Freunde kamen und hörten sich die Endstufe an und sagten: „Du kannst nicht nur eine machen. Du musst eine für mich und für mich und für mich machen. Weil wir sie haben wollen.“ „Okay, Leute.“ Nun, zu dieser Zeit war es ziemlich kompliziert, weil wir nicht all diese modernen Programme hatten, um Zeichnungen und so weiter zu machen. Zu der Zeit hatte ich nicht die Mittel, AutoCAD zu benutzen, aber es gab eine kleine Software zum Entwerfen namens AutoSketch, die von AutoCAD abgeleitet war, aber für Anfänger. Um die Form, die gesamte Elektronik, die Mechanik und alles andere für diesen Verstärker zu entwerfen, habe ich vielleicht zwei bis drei Jahre gebraucht.


Bei der Kapselung des Trafos betreibt darTZeel einen enormen Aufwand
Bei der Kapselung des Trafos betreibt darTZeel einen enormen Aufwand

DS: Warst Du zu dieser Zeit noch für ein anderes Unternehmen tätig?
HD: Ja. Ich war immer noch Beamter bei der Stadt Genf, und in diesem Job hat man nicht viele Probleme. Die Arbeit ist sicher, und man hat etwas Freizeit. Ich habe diese freie Zeit genutzt, um meine Verstärker zu entwickeln. Und sie waren gut, sie waren wirklich gut. Um das Jahr 2000 baute ich die ersten Verstärker und plante, sie auf einer Messe auszustellen. Aber ich wollte in die USA gehen, denn das schien mir der richtige Ort für uns zu sein. Wenn ich in Genf, in der Schweiz, anfangen würde, wäre es nicht möglich, bekannt zu werden. Also stellte ich 2002 in New York auf der von Stereophile organisierten Show aus. Ich erinnere mich, dass die Ausstellung im Juni im Hilton Hotel stattfand. Ich hatte viele Sachen mitgebracht, um sicherzugehen, dass ich alles habe, außer Lautsprecher, denn die waren zu groß. Zwei wirklich nette Amerikaner boten mir an, zwei Paar Lautsprecher in den Raum zu stellen, ich könnte sie mir anhören und die, die ich lieber hätte, behalten, um meine Vorführung zu machen. Die amerikanischen Jungs waren wirklich nett.

Da ist es nur logisch, dass man man dieses Schmuckstück durch Schaufenster in den Monos sichtbar macht
Da ist es nur logisch, dass man man dieses Schmuckstück durch Schaufenster in den Monos sichtbar macht

Als ich in den Raum kam, sah ich zwei große Holzkisten. Was war das? Ich wusste nicht, dass sie die Lautsprecher in eine Holzkiste packen. Ich war Lautsprecher in einer Pappschachtel gewohnt. Ich hatte kein Werkzeug, um die Kisten zu öffnen. Ich brauchte einen elektrischen Schraubenzieher. Ich ging in den Flur und jemand lieh mir einen elektrischen Schraubenzieher. Das war wirklich nett. Ich baute die Anlage auf, und es gab eine Menge Leute, die sich mein System anhören wollten. Ich benutzte einen Nagra-Vorverstärker, weil ich damals keinen eigenen Vorverstärker hatte. Und ich hatte auch einen Studietto Goldmund Plattenspieler. Ich habe fast eine Tonne Material dorthin gebracht. Das war unglaublich und es war eine schöne Show. Im Jahr darauf, 2003, hatte ich meinen ersten Vertriebspartner. Ich habe mit ihm in den USA angefangen und er war mehr als 20 Jahre lang mein Vertrieb. Letztes Jahr ist er gestorben, weil er Krebs hatte. Und dann mussten wir einen Ersatz finden. Jetzt haben wir wieder einen neuen Mann in den USA.

Die Kondensator-Bank der Monos ist für Technik-Fans ebenfalls ein Blickfang
Die Kondensator-Bank der Monos ist für Technik-Fans ebenfalls ein Blickfang

Aber alles begann in den USA. Für mich sind die USA einfach der beste Ort für High End, weil die Leute wissen, was es ist. Die können den Unterschied zwischen angeblichem High End und echtem High End erkennen und wissen die Qualität der Produkte zu schätzen. Ich will nicht sagen, dass es in Europa keine solchen Menschen gibt, aber viel weniger. Aber in den USA ist es üblicher, dass sie den Unterschied zwischen Hifi und High End erkennen. Noch heute mache ich meine größten Umsätze in den USA, auch wenn Asien ein ziemlicher Konkurrent ist, weil sie auch viel kaufen. In Asien kaufen die Leute bis her mehr deshalb, weil sie etwas Teures wollen als etwas Gutes. Ja, das ist ein bisschen kurz gegriffen und es ändert sich, aber das war in der Vergangenheit schon so.


Besagte Baugruppe zaubert auch ihrem Entwickler immer noch ein Lächeln ins Gesicht
Besagte Baugruppe zaubert auch ihrem Entwickler immer noch ein Lächeln ins Gesicht

DS: Du hast gesagt, dass Du ein Patent für Deinen Verstärker hast. Wofür hast Du es bekommen?
S2: Es ist für die elektronische Schaltung im Audioteil. Man kann das Patent sogar im Internet sehen. Meine Schaltung ist so einfach, dass meine Mutter, als ich den Prototyp gebaut habe, zu mir sagte: „Weißt du, das ist fantastisch, aber du musst es patentieren lassen.“ „Warum Mama?“ „Weil du es nicht benutzen kannst, wenn dich jemand kopiert.“ Ich fragte einen Anwalt, wie ich vorgehen sollte. Er recherchierte in der ganzen Welt, ob jemand eine ähnliche Schaltung gebaut hatte, und fand heraus: Nein. Also konnte ich das Patent anmelden. Meine Arbeit basierte auf der Überzeugung, dass negative Gegenkopplung nicht gut für den Klang ist. Damals las ich über Matti Otala. Er kämpfte gegen die globale Gegenkopplung und hat drei Entwürfe mit sehr geringer Gegenkopplung gemacht. Es war ein Design für Harman Kardon, eines für B&O und eines für Revox. Matti Otala hat die große Endstufe mit den VU-Metern entworfen, die A740. Ich liebe sie. Sie hat kein globales negatives Feedback, aber eine ganze Menge lokaler Feedback-Schleifen, die schneller reagieren. Aber für mich hatte sie immer noch zu viele Stufen, zu viele Bauteile.

Die NHB-18S, darTZeels Vorstufe
Die NHB-18S, darTZeels Vorstufe

Ich habe Matti Otala kontaktiert und wir hatten einige Zeit lang einen Briefwechsel. Und das war sehr schön. Er war zu der Zeit schon recht alt und im Ruhestand. Wir tauschten uns aus und ich erzählte ihm, was ich machen wollte. Er antwortete: „Schön. Super. Mach weiter.“ Ich wollte seine Arbeit nicht stehlen. Ich wollte meine eigenen Forschungen anstellen, und für mich war klar, dass es umso besser ist, je weniger Komponenten im Signalpfad enthalten sind. Also habe ich versucht, alle Stufen meines Revox-Verstärkers zu entfernen, bis er nicht mehr funktionierte, weil nichts mehr drin war. Also habe ich es mit zwei Stufen, drei Stufen, vier Stufen et cetera versucht. Und dann hatte mein erster 108er am Ende drei Stufen: Nur eine Eingangsstufe, eine Verstärkungsstufe und eine Ausgangsstufe und die hatten keine Verbindung über eine Gegenkopplung. Die Eingangsstufe ist unabhängig. Sie besitzt keine Gegenkopplung. Die mittlere Stufe hat eine geringe Gegenkopplung für die Einstellung der Verstärkung, diese ist aber aufgeteilt in eine geringe Gegenkopplung für den positiven Pfad und die für den negativen Pfad. Sie ist also getrennt. Das hilft dem Verstärker, besser auf die Spannung zu reagieren, wenn diese nicht gleich ist. Die Ausgangsstufe ist ein bipolarer Transistorfolger mit einer vollständig offenen Schleife. Viele Leute und auch Konkurrenten sagen, dass ihre Verstärker keine Gegenkopplung haben, aber das ist nicht ganz so. Wenn man sich die Schaltpläne anschaut, gibt es immer eine gewisse Gegenkopplung an einem bestimmten Punkt. Der einzige Schaltplan, den ich kenne, bei dem die Gegenkopplung extrem gering ist, ist mein Entwurf. Das Problem war auch, wie man eine hohe Bandbreite erreichen kann. Denn wenn man keine Gegenkopplung hat, ist die Bandbreite begrenzt, um Stabilität zu erreichen.

Die signalführenden Platinen der NHB-18S
Die signalführenden Platinen der NHB-18S

In den 90er Jahren war das sehr schön: Ich hatte damals Glück, denn Motorola hatte gerade eine neue Art von Transistoren auf den Markt gebracht, bipolare Transistoren speziell für Audioanwendungen, und ich glaube, ich war einer der ersten, der sie damals einsetzte. Heute verwendet sie jeder. In allen Verstärkern findet man die gleichen Transistoren, den MJL3..., wie auch immer Motorola sie bezeichnete, Sie änderten ihren Namen in Semi und nun ist es nicht mehr Motorola. Aber sie stellen sie immer noch her, Sanken stellt sie her, Toshiba stellt sie her und alle Hersteller stellen sie unter ihrem Namen her. Aber das Original wurde um 1995 von Motorola hergestellt. Und es ist lustig, dass jeder Verstärkerhersteller denselben Transistor verwendet. Ich bin froh, dass ich einer der ersten war, der sie damals verwendet hat, denn diese Transistoren waren gut, weil sie die Verstärkung beibehalten, auch wenn man viel Strom einspeist. Je mehr Strom man einem Transistor entnimmt, desto geringer wird normalerweise die Verstärkung. Man kann nicht alles haben. Mit diesen Transistoren kann man die Verstärkung konstant halten, egal wie hoch der Ausgangsstrom ist. Wenn man also nicht zu viel Strom verbraucht, kann man die Bandbreite erhöhen. Ich mache das und dann geht mein Verstärker ohne Gegenkopplung bis zu 1 Megahertz mit -6 Dezibel.


Die Signal-Platinen aus einer anderen Perspektive. Gut zu erkennen sind die BNC-Buchsen für die darTZeel-eigene 50-Ohm-Verbindung
Die Signal-Platinen aus einer anderen Perspektive. Gut zu erkennen sind die BNC-Buchsen für die darTZeel-eigene 50-Ohm-Verbindung

Warum 1 Megahertz? Das macht angeblich keinen Sinn, weil wir nicht so hoch hören. Aber das Ziel war auch, so wenig Phasenverschiebung wie möglich im Audioband zu haben. Und wenn man weniger als ein Grad Phasenverschiebung an den Frequenzgang-Extremen haben will, braucht man eine Bandbreite, die 50 Mal höher oder niedriger ist. 50 mal 20 Kilohertz ist 1 Megahertz. Wenn man dies erreicht, kann man eine sehr geringe Phasenverschiebung bei 20 Kilohertz und auch im Bass haben. Ich mag keine Gleichstromkopplung, weil sie meiner Meinung nach gefährlich ist. Der Verstärker ist also wechselstromgekoppelt, aber mit einer sehr, sehr niedrigen Grenzfrequenz.

Die Montage einer NHB-18S
Die Montage einer NHB-18S

Es ist sehr einfach, einen Verstärker mit einer Rechteckwelle zu testen, denn mit einer Rechteckwelle kann man in den Höhen die Anstiegszeit sehen und in den Bässen kann man sehen, ob das Plateau flach ist, man sieht den Phasenfehler in den Bässen. Und was sehr lustig ist, ist, dass niemand etwas über die Basswiedergabe veröffentlicht. Unsere Verstärker sind bis 20 Hertz recht flach. Da die Phasenverschiebung im unteren Bereich fast nicht vorhanden ist, hat man das Gefühl, dass die Endstufe eine Oktave tiefer geht. Wenn man einen darTZeel-Verstärker an irgendwelche Lautsprecher anschließt, ist der Bass konsistenter, nicht lauter, aber eben präsenter.

Den zweiten Teil des Interviews mit Hervé Delétraz können Sie in einer Woche an dieser Stelle lesen.

Gehäuseteile mit selbst kleinsten Kratzer, Fehlern in der Eloxierung oder Beschriftung werden rigoros aussortiert
Gehäuseteile mit selbst kleinsten Kratzer, Fehlern in der Eloxierung oder Beschriftung werden rigoros aussortiert

Weitere Informationen

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  • Social Introtext Schon vor der High End hatte ich einen Test von darTZeels Vor/End-Verstärker-Kombination NHB-18S und NHB-108 geplant. Im Ausstellungsraum frage ich dann den Firmengründer Hervé Delétraz nach technischen Details seiner Kreationen. Er schlug vor, sich am Firmensitz und in seinem privaten Hörraum in der Nähe von Genf ausführlich darüber zu unterhalten.

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