Die erstgenannte Konstellation ist ein rein statistisches Verfahren, das mit ganz einfachen Worten nach der Methode arbeitet: Wie viele Bassquellen an welchen Orten im Raum mit welcher Art von Entzerrung liefern die effektivsten Ergebnisse in der Übertragungsqualität? Ihr Ursprung ist ganz klar von den üblichen 5.1 AV-Mehrkanalkonstellationen und den damit verknüpften Problemen im Modalbereich der Räume abgeleitet. In erster Linie wird also die teils dramatische Schwankung der Übertragungseigenschaften über eine größere Hörfläche, wie sie hier typisch ist, kompensiert. Die Wiedergabe erfolgt in Mono mit dem sogenannten .1-Kanal innerhalb des Modalbereiches eines Raumes über mehrere Bassquellen mit einer zusätzlichen, definierten Entzerrung. Innerhalb der digitalen Entzerrung werden unter anderem Pegel, Phase und Delays für die einzelnen Quellen genutzt. Hat man eine entsprechende Gerätekonstellation mit den notwendigen Features zur Verfügung, bietet dieses Verfahren die Möglichkeit, recht flexibel für die jeweiligen Räume eine vom Aufwand her tolerierbare Lösung zu finden, bei gleichzeitig sehr guter Übertragungsqualität. Nachteil dieses Verfahrens ist die Tatsache, dass in der Bassübertragung ausschließlich eine Mono-Reproduktion möglich ist, entsprechende, akustische Rauminformationen also nur über die zu tiefen Frequenzen hin bandbegrenzten Hauptkanäle übertragbar sind.
Die zweitgenannte Konstellation ist ein strukturelles Verfahren, das die Tatsache ausnutzt, dass sich Raummoden unterdrücken lassen, wenn mehrere tieffrequente Schallquellen im Raum definierte Positionen einnehmen. Dabei wird im Frontbereich des Raumes ein Array aus mehreren Schallquellen eingesetzt, das eine ebene Wellenfront in den Raum abstrahlt. Auf der Rückseite des Raumes befindet sich ein entsprechendes Array, welches über eine geeignete Ansteuerung die abgestrahlte Wellenfront wieder „entnimmt“. Durch diese Methode werden erst gar keine Moden innerhalb des Raumes erzeugt bzw. angeregt und im Idealfall wird „nur“ das Originalsignal wiedergegeben. Es kann also eine sehr hohe Übertragungsqualität erreicht werden, ohne dass passive akustische Maßnahmen im tieffrequenten Bereich notwendig sind. Die Nachteile dieses Verfahrens liegen im recht hohen Aufwand bei der erforderlichen Hardware und der sehr sensiblen Ansteuerung, der weitgehenden Fokussierung auf „rechteckige“ Raumformen und – auch hier – die rein monaurale Wiedergabe.
Die drittgenannte Konstellation beinhaltet auch Mechanismen, wie sie bei den beiden ersten Verfahren genutzt werden. Also sowohl statistische Aspekte bezüglich der Positionierung und Ansteuerung der Quellen, wie auch die Eigenschaften der „Modenverhinderung“. Darüber hinaus wird der spezifische Einfluss der Abstrahlcharakteristik (Richtwirkung) einer tieffrequenten Quelle auf die Modalanregung mit genutzt. Man erhält damit zusätzliche Freiheitsgrade bei der Platzierung im Raum, wie auch der entstehenden Energieeinkopplung – also den entstehenden Ausschwingvorgängen – durch den Einsatz von Schallquellen mit nierenförmigem Abstrahlverhalten. Es ergeben sich im Wesentlichen zwei entscheidende Vorteile: Ein solches System ist in seiner Komplexität je nach Anwendungsfall skalierbar. Damit kann der Aufwand auf die Gesamtsituation des Raumes und die Modenproblematik abgestimmt werden. Darüber hinaus ist diese Methode als Ergänzung zu einem vorhandenen Setup auch für reine Stereowiedergabe mit dekorrelierten Signalen konfigurierbar und damit weitgehend unabhängig von den Vorgaben der Originalzuspielung. Von Nachteil ist, wenn man so will, dass die Einstellung einer solchen Konstellation ein hohes Vorwissen voraussetzt und großer Sorgfalt bedarf, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erreichen.
Allen drei Konstellationen oder auch entsprechenden Mischungen davon ist gemeinsam, dass mit den modalen Eigenschaften eines Raumes flexibler und intelligenter als bei passiven akustischen maß-nahmen umgegangen werden und eine „sehr hohe“ Übertragungsqualität bei tiefen Frequenzen erreicht werden kann – teils mit mehr oder weniger Unterstützung durch passive akustische Maßnahmen. Im Einzelfall wird es für den jeweiligen Raum und seine Qualitäten im Bassbereich immer zweckmäßig sein, neben den rein akustischen Eigenschaften, auch die Gerätekonstellation auf mögliches Optimierungspotential hin zu überprüfen.