Das Schöne an der CanJam ist, dass große Hersteller und kleine Einmann-Betriebe koexistieren und eine ähnliche Beachtung finden. Einer dieser Einmann-Betriebe ist Erich Meier aus der Schweiz. Er präsentiert seinen Kopfhörerverstärker amoenus ASM 6-3 SP. Er vereint gleich zwei Technologien. Zum einen amoenus externus, einen Algorithmus, der eine lautsprecherähnliche Wiedergabe auf Kopfhörern ermöglichen soll. Im Test mit einem beyerdynamic DT880 zeigt der Algorithmus, was er kann. Die Rauminformation der einzelnen Schallquellen von „Chan Chan“ des Buena Vista Social Clubs werden mit eingeschaltem Algorithmus genau so sauber und präzise reproduziert wie ohne. Mit dem Unterschied, dass sich das musikalische Geschehen vor mir ausbreitet und nicht nach außen drängt wie sonst bei der Kopfhörerwiedergabe üblich. Der auf 11 verschiedenen Delays basierende Algorithmus überzeugt mich auf ganzer Linie. Chapeau, Herr Meier! Der zweite Algorithmus des ASM 6-3 SP, der amoenus verus wurde für Lautsprecher entwickelt. Als Punktschallquelle fehlt ihnen, besonders im Hochtonbereich, die breite Abstrahlcharakteristik von echten Instrumenten. Viele Hersteller versuchen dem mechanisch entgegenzuwirken. Amoenus mit einem Algorithmus. Der ASM 6-3 SP kostet um die 3.500 Euro.
Audeze ist weithin für ihre magnetostatischen Kopfhörer bekannt. Mit dem MM-500 ist ein Kopfhörer in Zusammenarbeit mit dem Mixing Engineer Manny Marroquin entstanden. Mit seinem Mixing-Portfolio kann ich ehrlich gesagt nicht viel anfangen, mit dem MM-500 hingegen eine ganze Menge. Die ersten Modelle sollen noch im August erhältlich werden. Für einen verhältnismäßig humanen Preis von 1.700 Dollar spielt der MM-500 sehr nah an den absoluten Flaggschiffen, die oft ein Vielfaches kosten. Eines dieser Flaggschiffe bietet Audeze mit ihrem CRBN selbst an. Dieser Kopfhörer basiert allerdings auf dem elektrostatischen Prinzip und man ist gezwungen, zusätzlich zu den 4.500 Dollar Kaufpreis in einen passenden Kopfhörerverstärker für Elektrostaten zu investieren. In Sachen Auflösung, Plastizität und Authentizität der Wiedergabe ist dann aber auch das Ende der Fahnenstange erreicht. Dies ließ sich sogar in der lauten Umgebung der Messe feststellen. Außerdem bietet Audeze passend zum aktuell entfachten Trend mit dem Euclid für 1.300 Euro einen neuen Magnetostaten in In-Ear Form an. Er ist dem Campfire Supermoon dicht auf den Fersen.
Über Campfire habe ich bereits auf der High End bereichtet. Dort haben sie ihren Trifecta vorgestellt, der eigentlich auch im Zentrum der CanJam stehen sollte. Viel größer war jedoch das Interesse am Supermoon, der auf einem magnetostatischen Treiber basiert. In-Ears mit Treibern dieser Art sind aktuell ein großer Trend, nach einem eher verhaltenen Einzug dieser Technologie in den IEM-Sektor, wird sie immer interessanter. Der Supermoon war eigentlich nur als angepasster Hörer geplant. Auf der CanJam häufen sich jedoch die Anfragen für eine universelle Variante. Dementsprechend kann ich mir gut vorstellen, dass Campfire Audio dieser Bitte bald nachkommen wird. Der Preis liegt bei 1.500 Dollar.
Auf einer Messe in Großbritannien darf dCS nicht fehlen. Mit der LINA Serie werden gleich drei neue Komponenten der Superlative gezeigt. Der LINA Network DAC für 14.350 Euro, die LINA Master Clock 8.250 Euro der LINA Headphone Amplifier für 10.250 Euro. Gemeinsam mit dem Abyss AB1266 Kopfhörer, der mit 7.500 Euro zu Buche schlägt, nicht nur eines der teuersten, sondern auch am beeindruckendsten Systeme der CanJam.
Dekoni hat sich auf Kopfhörerpads spezialisiert und bietet diese in verschiedenen Qualitätsstufen für nahezu jedes Drittherstellermodell an. Der Kopfhörer-Mantelständer-Baum gab genügend Gelegenheit, verschiedene Kopfhörer mit Dekoni-Polstern zu testen. Am beyerdynamic DT 770 Pro ließen sich verschiedene Polster miteinander vergleichen. Die Polster haben mir so gut gefallen, dass ich meinen DT 880 wohl mit einem passenden Polster aufwerten werde.
Mit Effect Audio ist einer der größten und erfolgreichsten Kabelhersteller der In-Ear-Szene auf der CanJam. In ihrer Signature Serie legen sie Ares und Eros neu auf. Eine Urversion des Ares nutze ich seit Jahren an meinen Vision Ears VE6 X2. Das neue Ares S (Kupfer) kostet 180 Dollar, Cadmus (silberbeschichtetes Kupfer) 200 Dollar und Eros S (Kupfer/Silber-Hybrid) 300 Dollar. Neben der leider auslaufenden Vogue Serie ist die Signature Serie die zuverlässigste Wahl für den Einstieg in Upgrade-Kabel. Die Flaggschiffe Chiron für 2.000 Dollar in 4-Wire Ausführung und 3.000 Dollar in 8-Wire Ausführung und Centurion für 5.000 Dollar sind teuer als so mancher In-Ear. In der Heritage Serie wird das Reinsilberkabel Cleopatra in Version 2 neu aufgelegt. Es erscheint zwischen August und September und wird um die 1.000 Dollar als 4-Wire kosten. Für die 8-Wire Ausführung werden 1.500 Dollar fällig.
Eletech Cables ist ebenfalls ein Kabelhersteller aus Singapur. Ihr Portfolio ist sichtlich von griechischer Kultur inspiriert. Die Einstiegsserie Virtus spielt mit 200 bis 250 Dollar in einer ähnlichen Liga wie die Effect Audio Signature Reihe. Ihr Flaggschiff Ode to Laura ist mit 2.800 Dollar vergleichsweise erschwinglich.