CanJam, die Messe für Kopfhörer, IEMs und mobiles Audio im Herzen von London ist die einzige dieser Art im europäischen Raum. Dass sie dennoch nicht in der EU abgehalten wird, ist etwas eigenartig. London als Austragungsstadt zu wählen, ist natürlich trotzdem nachvollziehbar und ein längerer Aufenthalt in der Metropole nicht weniger reizvoll.
Die CanJam London fand am 30. und 31. Juli statt. Wie üblich wird die Messe vom Onlineforum head-fi.org organisiert. London ist dabei nur einer der Austragungsorte. Die Messe wird unter anderem auch in New York City, Singapur und Chicago abgehalten. Die Ausgabe in Südkalifornien im September steht noch aus. Ethan Opolion ist bei head-fi ausschließlich für die Organisation der Messen zuständig. Er berichtet mir, dass die Messe in London gute 30 Prozent unter der üblichen Kapazität fährt. Besonders Hersteller aus China können durch die dort noch geltenden Schutzmaßnahmen zur Pandemiebekämpfung dieses Jahr nicht teilnehmen. Durch ihre britischen Distributoren vertreten, ist dennoch eine Vielzahl an chinesischen Herstellern vor Ort. Der asiatische Markt ist nach wie vor die Heimat von mobilem Audio. So sind viele Hersteller aus Singapur persönlich vertreten. Auch aus den vereinigten Staaten sind viele Hersteller angereist. Aus Deutschland sind wie üblich INEAR und Vision Ears mit von der Partie. Mit amoenus audio ist auch ein Einmannbetrieb aus der Schweiz vertreten. Das Portfolio der Messe ist sehr breit gestreut: Kopfhörer sämtlicher Technologien, IEMs mit verschiedensten Treiberkonfigurationen, Kopfhörerverstärker und mobile Player sind in allen Preisklassen vertreten. Obwohl die Messe im Westminster Ballroom, einem mittelgroßen Veranstaltungssaal im dritten Untergeschoss des Park Plaza Westminster Bridge Hotels, wirklich überschaubar ist, gibt es kaum etwas was sich nicht finden lässt. Auf dem Weg zum Hotel kommt man direkt am Westminster Palace vorbei und hat eine guten Blick auf das London Eye – zentraler geht es nicht.
Die Messe ist viel besser besucht, als ich erwartet hatte. Sowohl am Samstag als auch am Sonntag muss an einigen der etwa 70 Stände sogar ein bisschen gewartet werden, wenn man etwas Bestimmtes hören möchte. Es herrscht eine sehr offene, freundliche Atmosphäre. Nicht nur gegenüber den Kunden, sondern auch unter den Herstellern selbst. Die HiFi-Szene ist im Allgemeinen ja sehr friedlich, aber wie kollegial und aufgeschlossen die verschiedenen Hersteller sich auf der CanJam begegnen, ist wirklich etwas Besonderes. Die Leidenschaft für Musik ist allgegenwärtig und jeder hat großen Spaß daran, auch mit Produkten der Konkurrenz Musik zu genießen.
Ich habe mich darauf konzentriert Hersteller zu finden, die auf deutschen Messen vielleicht nicht unbedingt vertreten sind, und nach Neuigkeiten Ausschau gehalten. Die Kopfhörer- und Verstärkerbranche scheint eher traditionell organisiert zu sein. Besonders im IEM-Bereich läuft es oft aber etwas anders. Nicht alle Hersteller haben deutsche Distributoren und einige sind allgemein gar nicht so leicht erreichbar. Mit einigen Produzenten findet die Kommunikation ausschließlich über Facebook oder Twitter statt. In der Hörerszene scheint dies durchaus akzeptiert zu sein, auch wenn es um Flaggschiffprodukte für mehrere tausend Euro geht. Ich persönlich bevorzuge dann doch einen Ansprechpartner vor Ort. Insbesondere natürlich, wenn es um angepasste In-Ears geht. Nicht zuletzt deshalb führt mich mein Weg immer wieder zu Vision Ears nach Köln. Ihr Stand war auf der CanJam derart gut besucht, dass ich dort nicht mal zum Fotografieren gekommen bin.