tests/12-03-16_aurender
 

WideaLab Aurender S10

16.03.2012 // Jürgen Saile
Seit geraumer Zeit überlegt Helmut Baumgartner, womit er mich hinterm Ofen vorlocken kann, um mich zu überreden, einen Artikel für Hifistatement zu schreiben. Anstatt Musik zu hören. Nun weiß er, dass mein CD-Laufwerk bereits stark schwächelt und hatte dann mit dem Aurender S10 ein Angebot, das ich unmöglich ablehnen konnte. Komisch, warum mir dabei immer „der Pate“ einfällt...
teaser


Aurender also. Nie gehört. Es handelt sich hier um ein Wortspiel, bestehend aus Audio und Renderer, wie mich die Homepage des Vertriebs aufklärte. Oberflächlich betrachtet ist der S10 ein Musikserver, kombiniert mit einem Datenspeicher. Verantwortlich hierfür sind die Koreaner, genauer gesagt die Firma WideaLab, eine Tochtergesellschaft der Wonik Corp., einem Industriegiganten der sich mit Halbleiter- und Medizintechnik befasst. Warum das für uns interessant ist? Weil es sich um eine Firma handelt, der es offenbar weder an Geld für die Entwicklung noch an kompetenten Ingenieuren mangelt. Und die Kosten für Forschung und Entwicklung dürften für den S10 nicht unerheblich gewesen sein.

Jetzt kommt natürlich gleich der Einwand, wozu brauche ich so ein Gerät? Ich habe doch einen Computer, der dies nebenbei auch alles kann. Mit einem entsprechend aufgebauten PC und einer geeigneten Software lässt sich natürlich ebenfalls Musik hören und auch sehr gut. Wenn man aber mehr darüber nachdenkt, kommen auch gewisse Bedenken: Ein Computer wurde für einen völlig anderen Zweck konstruiert, er soll möglichst viele Prozesse in möglichst kurzer Zeit und möglichst gleichzeitig abarbeiten. Primär wird er erst einmal alle Systemdienste bedienen, auch diejenigen, die wir zum Musikhören gar nicht benötigen. Das sind die meisten; Audio ist hier nur einer von vielen. Für die Anwendung im Audiobereich ist einzig wichtig, einen gleichmäßigen Stream ohne Jitter an den DAC zu senden. Hierbei sind konkurrierende Prozesse für Keyboard, Maus, Videokarte, Fernbedienung, Drucker, Viren(!) und was sonst noch alles im Hintergrund läuft, eher hinderlich. Ganz so einfach ist die Sache offenbar doch wieder nicht.

Die Anzeigeinstrumente haben sogar ein historisches Flair
Die Anzeigeinstrumente haben sogar ein historisches Flair

Computer Nerds wollen herausgefunden haben, dass hohe Prozessor Taktraten auch mit Einstreueffekten in die Schaltung verbunden sind, so dass der schnellste Computer nicht zwangsläufig auch der am besten klingende sein muss. Festplatten verursachen mechanische Geräusche. Elektromechanische Störungen ebenfalls. Klingt die Festplatte mit 5400 Upm dann besser? Oder gar schlechter? Die Untergrund-Computerszene versucht schon seit längerer Zeit, durch Weglassen möglichst vieler Funktionen den Klang zu verbessern. Und dies mit Erfolg, je mehr deaktivierte Prozesse, desto besser das Ergebnis.

Die Qualität der Hardware spielt natürlich ebenfalls eine entscheidende Rolle. Der handelsübliche PC wird in erster Linie nach kostenorientierten Gesichtspunkten hergestellt. Auf den Platinen befinden sich dann Bauteile aus aller Herren Länder, von Indonesien bis Mexiko. Je nachdem, was der Einkauf gerade am billigsten bekommen hat. Man darf also nicht erwarten, dass das Schnäppchen vom Discounter um die Ecke irgendwo in der oberen Liga mitspielen kann. Es gibt natürlich Geräte aus der Profiszene, die befinden sich aber in ganz anderen Preisregionen. Da gäbe es auch professionelle Soundkarten, die sehr gut klingen. Diese werden aber dann nur mit 16 Kanälen geliefert, was für unsere Zwecke auch nicht ideal ist.

Bis auf I2S sind alle digitalen Anschlussmöglichkeiten vorhanden
Bis auf I2S sind alle digitalen Anschlussmöglichkeiten vorhanden

Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, Aurender S10. Der Aurender gehört zu einer neuen Gerätegruppe, für die sich findige Werbefuzzis den Begriff Transport ausgedacht haben. Das soll wahrscheinlich den potentiellen Käufer ein bisschen an ein klassisches CD-Laufwerk erinnern. Jedenfalls ist der S10 gedacht und gemacht für Hörer, die sich nicht mit der Komplexität und den Befindlichkeiten eines Computers auseinandersetzen wollen. Also für mich. Plug and Play!


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