tests/11-12-08_allnic
 

Allnic Audio The Puritas

08.12.2011 // Dirk Sommer

Bei der Übergabe des Systems versicherte mir Peter Schmitz, Inhaber des deutschen Allnic-Vertriebes, dass ich vom Puritas eine Abtastfähigkeit von 50 Mikron erwarten dürfte, was mich dann doch eher irritierte als begeisterte. Die Zeiten, in denen ich glaubte, mit meiner aktuellen Arm-System-Kombination eine Esther-LP oder ersatzweise mindestens 100 Mikron verzerrungsfrei abtasten zu müssen, sind glücklicherweise über 30 Jahre vorbei. Aber so 60, 70 Mikron dürfen es auch heutzutage gerne noch sein. Ich entschied mich also für einen Tonarm der eher gewichtigeren Gattung, den Kuzma 4Point – und darin tastete das Puritas nach einer einfachen Antiskating-Einstellung 70 Mikron sauber ab, bevor es anfing zu verzerren. Zumindest an der Papierform des Allnic gibt es nichts auszusetzen.

Der erste Eindruck täuscht: Die bewegte Masse ist beim Puritas nach Herstellerangaben äußert gering – und die ausgesprochen dynamische Wiedergabe unterstreicht diese Behauptung akustisch
Der erste Eindruck täuscht: Die bewegte Masse ist beim Puritas nach Herstellerangaben äußert gering – und die ausgesprochen dynamische Wiedergabe unterstreicht diese Behauptung akustisch

Um ein System nach längerer Ruhepause – das Puritas war, bevor ich es bekam, schon bestens eingespielt – wieder an seine Arbeit zu gewöhnen, lasse ich sehr gern Art Farmer und Jim Halls Big Blues (CTI 7083) laufen: Die LP kann sich gewiss nicht mit dem Prädikat audiophil schmücken – dazu fehlt es einfach an ein wenig mehr Druck im Bass –, die klangfarbenstarke Melange aus Flügelhorn, Gitarre, Vibraphon, Bass und Schlagzeug macht wohlbekannte Songs wie „Whisper Not‟ jedoch zu einem Hochgenuss: Die Melodien fließen, teils recht heftige Einsätze des Blechs und der Gitarre verhindern aber, dass alles nur voller Wohlklang dahin plätschert. Und das Puritas lässt die Musik strömen, perlen und den Zuhörer mitreißen, obwohl dieser ja eigentlich nur mit halben Ohr hinhören  und vorrangig dem Tonabnehmer ein wenig Bewegung verschaffen wollte. Ganz spontan fühlte ich mich an das Continuum-Laufwerk mit dem Cobra-Tonarm erinnert: Die Kombination und zu mehr als 50 Prozent auch der Arm allein auf dem Brinkmann LaGrange vermochten Musik von der Platte auf eine unheimlich geschmeidige und stimmige Art zu reproduzieren, die alle Aspekte der mechanischen Abtastung vergessen machte und der Wiedergabe eines guten Tonbandes auf einer Studiomaschine nicht unähnlich war. Verstehen Sie mich nicht falsch: Das Puritas hebt LaGrange und Kuzma nicht in solche Sphären, dass man nicht mehr vom australischen Über-100000-Euro-Laufwerk träumen möchte, es scheint – zumindest dem ersten Eindruck nach – aber jenseits aller üblichen Hifi-Einzeldisziplinen diese so schwer in Worte zu fassende Spielweise zu besitzen, die von mechanischen Beimengungen weitgehend frei ist und die Musik weiter in den Vordergrund treten lässt.

Die spezielle Bauform bedingt einen recht kurzen Spanndraht
Die spezielle Bauform bedingt einen recht kurzen Spanndraht

Als ich mich dann etwas näher mit dem System beschäftigte, stellte ich fest, dass die Abschlussimpedanz der Phonostufe bisher 85 Ohm betrug, für den Innenwiderstand des Puritas von 18 Ohm also wahrscheinlich ein gutes Stück zu niedrig war. Entsprechend der Faustformel „Innenwiderstand mal 10 bis 20‟ probierte ich dann die Abschlussstecker mit 150 und 300 Ohm aus: Schon bei 150 Ohm wird die imaginäre Bühne ein Stückchen größer, die Musiker legen einen Hauch mehr Spielfreude an den Tag und rhythmisch spricht einen der Song stärker an. Mit 300 Ohm lassen sich in allen genannten Kriterien weitere Verbesserungen erzielen, so dass ich es dann ganz ohne Abschlussstecker mit einem Widerstand von 1000 Ohm probiere. Hier tut sich aber leider auch tonal so einiges: Die Becken drängen sich ungebührlich in den Vordergrund, die Klangbalance verschiebt sich zu weit ins Helle, Überstrahlte. Ich belasse es also bei 300 Ohm.


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