Doch zurück zu den Spekulationen, von denen ich mir insgeheim erhoffte, dass sie tatsächlich neuen Erkenntnissen Platz machen würden. Third Round von Manu Katché wurde in den Toploader gesetzt und Herr Brunborg durfte wieder einmal mit seinem Sopransaxofon ran. Meine Freude hätte nicht größer ausfallen können: keine Tinnitus-Gefahr! Doch die Freude entspingt keinem schmeichlerischen Quell; der Lector spült weder weich, noch kaschiert er durch oberflächliche Schönmalerei. Die Andersartigkeit der Auflösung des Lector gegenüber meinem Player liegt in seiner Fähigkeit, Töne und Klangereignisse in ein gefühlt richtiges Verhältnis zu setzen, diesen natürliche Klangfarben zuzuordnen und untereinander realistisch zu gewichten. Sagen wir es mal so: Auf einer imaginären Bühne hustet der Bassist, der Trompeter atmet beim Luftholen schwer. So höre ich mit meinem Player das Atmen so klar, auch begünstigt durch dessen helle Timbrierung, dass mein Verstand sich dem Sezieren hingibt – das Luftholen und der anschließend in der Entstehung befindliche Ton erwecken den Anschien, zwei voneinander getrennte Klangereignisse zu sein. Der Lector stellt den gleichen Vorgang anders dar: Atmung und Tonentstehung werden zu einem, unzertrennbar miteinander verknüpften Klangereignis. Die natürlichere Timbrierung, ich verzichte in diesem Zusammenhang bewusst auf „dunklere Timbrierung“, nimmt der Wahrnehmung nichts an Klarheit, jedoch dem Gehirn die Tendenz zur Analyse. Halbwegs verständlich?Exakt die gleiche Fähigkeit trifft nicht nur auf Klangereignisse zu, sondern auch auf die nächste Schicht der Zwiebel – den Kern beziehungsweise den Ton, der angeblich die Musik macht. Der Lector vermag die Abbildung der Tonstruktur quasi aus einem Guss zu präsentieren – ohne sie akustisch zu zerlegen: Das Verhältnis von Grundton zu Obertönen ist stimmig, die Klangfarben sind natürlich. Betrachtet man das ganze Zwiebelfeld, und hier kommt unser Bassist ins Spiel, transportiert der Lector CDP-7 MK3 die Mikro-Ordnung bruchlos in die übergeordnete Makroebene: Man nimmt das Hüsteln wahr, aber nicht losgelöst von den einzelnen Ereignissen, sondern korrekt im Drumherum eingebettet und verwoben … und dies alles im Kontext einer großen, scharf umrissenen und beeindruckend tiefen Bühne. Dass das Thema Dynamik jetzt nicht weiter erläutert werden muss, versteht sich eigentlich von selbst, denn alle Schilderungen hinsichtlich der organischen und absolut stimmigen Performance des Lector wären augenblicklich hinfällig, würde der Lector hier etwas missen lassen. Er ist eben ein waschechter Italiener und ist Italien nicht auch das Land mit den meisten Dynamikanweisungen von Komponisten? An dieser Stelle sollte übrigens nicht unerwähnt bleiben, dass der CDP-7 MK3 recht sensibel auf die NF-Verkabelung reagiert: Während meine Klangschilderungen auf den ersten Versuchen mit Bastanis Epilog Verkabelung gründeten, konnte ich feststellen, dass eine Verkabelung mit Gregg Straleys Reality Cables zu einer noch tieferen und stabileren Raumabbildung führte. Das mag unter anderem auch daran liegen, dass sowohl im Lector als auch in Reality Cables sauerstoffarme Kupferkabel verwendet werden, wogegen Bastanis in den Epilog-Kabeln hauptsächlich Silber als Leiter nimmt.
Ich wäre nicht ich, wenn ich trotz aller Euphorie nicht noch ein paar Wermutstropfen suchen und auch finden würde: Betrachtet man diese Schönheitskönigin und wirft dann einen Blick auf die Plastikfernbedienung, stellt sich das Gefühl ein, dass diese etwas weniger Designerliebe abbekommen hat. Der leichte, nicht wirklich störende, mechanische Brumm des Netzteils fällt ebenfalls unter die Kategorie „muss das sein?“. Einen wirklich wichtigen Schönheitsfehler, der mich damals allerdings hinderte das Prädikat „zur vollsten Zufriedenheit“ auszustellen, hat Herr Romagnoli ausgemerzt: Der damals für meinen Geschmack etwas zu schlank und einen Tick zu nervös geratene Bass ist einem souveränen, definierten und satten Bassfundament gewichen – gut gemacht! In puncto Rhythmus und Timing vermag der Lector CDP-7 MK3 eh ein beachtliches Feuerwerk abzubrennen. Gerald Claytons kürzlich veröffentlichtes, zweites Album Two Shade gerät mit dem Lector zum akustischen Spektakel. Selten habe ich über einen CD-Player so satte, voluminöse und doch konturierte Tom-Toms gehört. Gleichzeitiges Anschlagen auf Rim und Snare hat so viel Attacke und jagt dermaßen kernig durch meine Lautsprecher, dass ich Angst bekomme, der Stick fliegt gleich durch meine Membran. Wussten Sie, dass Herr Romagnolis erstes Produkt ein Tonarm war? Irgendwie einleuchtend … Nun, derzeit jage ich eine CD nach der anderen durch den Lector; ich habe meine Freude am Hören von CDs wiederentdeckt. Den CDP-7 TL gebe ich diesmal nicht wieder her, basta!
GEHÖRT MIT
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Vorverstärker | Tubeguru Professional Preamp |
Endstufen | Tubeguru EL156 SE-Monoblöcke |
Kabel NF | Reality Cables, Bastanis Epilog |
Kabel LS | Reality Cables |
Netzkabel | Bastanis Reference |
Lautsprecher | Bastanis Atlas mit Chrystal Upgrade |
Zubehör | Schallwand Biophotone, Little & Big Foot, Steinmusic Harmonizer H2, Naturals & Magic Diamonds, Millennium M-Blocks, Fast Audio Absorber, Acoustic System Resonator |
Racks | Taoc AS-3 |
HERSTELLERANGABEN
Lector CDP-7 TL
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Ausgangsstufe | 2 x Doppeltrioden 12AT7/ECC81 |
DAC | Burr-Brown Dual PCM 1704 |
Ausgänge analog | 1 x Cinch |
Abmessungen CD-Player (H x B x T) | 440 x 850 x 310 mm |
Abmessungen Netzteil (H x B x T) | 200 x 850 x 310 mm |
Gewicht CD-Player | 9 kg |
Gewicht Netzteil | 5 kg |
Fernbedienung | ja |
Preis | 3350 Euro |
Garantie | 2 Jahre |
VERTRIEB
Preference Audio
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Anschrift | Peter Schmitz Sommerstrasse 34 81543 München |
Telefon | +49 (0) 89 47077691 |
Fax | +49 (0( 89 47077692 |
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