Meine ersten 300B-Monoblöcke haben mich nicht nur viel Zeit gekostet, sondern auch jede Menge „Lehrgeld“. Das Experimentieren mit unterschiedlichen Treiber-, Gleichrichter- und Leistungsröhren auf der Suche nach der optimalen Kombination, führte schlichtweg ins Uferlose … und letzten Endes zur werksseitigen Röhrenbestückung zurück. Seitdem ist nun wirklich viel Wasser den Rhein heruntergeflossen und ich glaubte mich gegen Irrungen ähnlicher Art gefeit. Denkste!Bereits vor drei Jahren machte ein Lector CDP-7 MK1 für längere Zeit Station in meinem Hörraum. Die italienische Schönheit, mit schwarzer Acryl-Frontblende, Kirschholzwangen und den großen grünen Augen nahm mich sofort für sich ein. Auch aus klanglicher Sicht spielte sie zu meiner vollen Zufriedenheit auf. Eine Spur zu wenig Kontrolle im Bassbereich hinderte mich allerdings daran, ihr das Zeugnis „zur vollsten Zufriedenheit“ auszustellen. Innerlich hatte ich mich bereits darauf eingestellt, die CD-Player-Thematik endgültig abzuschließen, es kam jedoch ganz anders. In meinem Freundeskreis kursierte ein CD-Player, der durch aufwendige Netzteilmodifikation und dank besserer Bauteilebestückung zu einer Art Überflieger hochstilisiert wurde. Und ich wurde von der mich umgebenden Euphorie erfasst: Erste A-/B-Vergleiche waren durchaus beeindruckend, der Lector schien in allen Disziplinen unterlegen. Man schmiss mit allerlei Superlativen und Begrifflichkeiten aus der High-End-Sprache nur so um sich, wobei man den Eindruck gewinnen konnte, dass die „Auflösung“ der heilige Gral der Musikwiedergabe ist. Hätte man an jenem Tag, jedem im Hörraum Anwesenden Zettel und Bleistift in die Hand gedrückt und in Schulmeistermanier die Aufgabe gestellt, den Begriff „Auflösung“ zu definieren – man hätte fünf völlig unterschiedliche Beschreibungen erhalten. Sei's drum, die italienische Schönheit musste weichen, das „Auflösungswunder“ durfte bleiben.
Es dauerte beinahe zwei Jahre bis mir vollends klar wurde, dass mein Über-Player keine finale Lösung für mich darstellen konnte. Bläser, Streicher, E-Gitarren: Je mehr die hohen Frequenzbereiche gefordert waren, desto anstrengender wurde das Hören, mitunter sogar nervtötend. Prefab Sprouts Steve McQueen, eine Aufnahme, die sich trotz hervorragender Abmischung nahtlos in die ewig lange Reihe schwachbrüstiger und dünner 80er-Jahre-Produktionen einreiht, gehörte seit jeher zu meinen Lieblingen und wurde dank meines Fehlgriffs nahezu ungenießbar. Manu Katchés Third Round wird bereits ab dem vierten Takt zur Qual: Tore Brunborgs Saxophon fräst sich, vor allem bei hohen Lautstärken, so aufdringlich in mein Ohr, dass es mir selten gelingt „Swing Piece“ zu Ende zu hören ohne einen Tinnitus zu fürchten. Alle Überredungskünste in Form von anderen Strom-, NF-Kabeln oder Sicherungen, etwas Milde in der Wiedergabe walten zu lassen, waren zwecklos. Auch konnte ich keinen anderen Sündenbock in meiner Kette ausmachen. Jede Platte die ich auflegte, führte mir die CD-Misere aufs Neue vor Ohren – der Spaß am Musikhören über CD war weg. Der Prozess zu dieser Erkenntnis verlief schleichend und nicht ohne ganz ohne Reue: Es ist schwer zuzugeben, einen Fehler gemacht zu haben. Aber jetzt konnte ich mich wenigstens wieder auf die Suche nach einem neuen CD-Player machen; einem Player, der in der Lage ist, den Unterschied zwischen Platte und CD versöhnlich zu präsentieren, Allround-Tugenden hinsichtlich unterschiedlichster Musiksparten mit sich bringt und natürlich auch in mein Budget passt. Seitdem durchliefen einige Player meinen Hörraum, unter denen auch einige Schmankerl zu finden waren, doch entweder scheiterte die ersehnte Anschaffung an einem der genannten Kriterien oder ich fand etwas anderes an ihnen zu mäkeln.
Als ich neulich zu einer Hörsession eingeladen wurde, in der neue Verstärkerelektronik im Fokus stand, griff der Vorführer zu einer CD, die ich sehr schätze, die aber aufgrund des Nervfaktors nur noch sporadisch das Licht meines Lasers erblicken durfte – zu strapaziös hallten Martin Tingvalls zum Teil recht impulsive Klavieranschläge auf „Vattensaga“ durch meine Gehörgänge. Über den Lector CDP-7 TL, absichtlich erkorenes Quellgerät der Vorführung, wurde die Dynamik dieser Anschläge in eindrucksvoller Weise wiedergegeben, jedoch ohne den leisesten Anflug digitaler Härten. Während meine Erinnerung an jenen verhängnisvollen Abend wieder zurückkehrte, löste sich mein Konzept von „um Auflösung dreht sich alles“ auf. „Mehr“ oder „besser“ schienen mir unzureichende Beschreibungen für dieses Phänomen zu sein, stattdessen schwirrten plötzlich Begriffe wie Tonstruktur oder Amplitude durch meinen Kopf. Der Lector schien Töne anders aufzulösen als mein Player und vor allem: vollständiger.