Meine erste Idee war es, das einfachste, das mittlere sowie das aufwendigste USB-Kabel aus dem Audioquest-Programm zu hören und zwar in recht großer Länge, so dass die verschiedenen Qualitäten möglichst deutlich zu Tage treten könnten. Richard Dress, Audioquests Sales Director Germany, schickte mir dann allerdings gleich alle Modelle – in einer Länge von jeweils gerade einmal 75 Zentimetern
Sie sehen schon, bei der Planung dieses Berichts habe ich versucht, auf Numero sicher zu gehen. In der Hifi-Szene gilt schon ab den frühen 80-er Jahren als gesichert, dass Lautsprecher und NF-Kabel einen deutlichen Einfluss auf den Klang einer Anlage haben, und spätestens seit Mitte der 90-er hat sich auch die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass die Qualität der Verbindung zwischen CD-Laufwerk und D/A-Wandler ebenso akustische Spuren hinterläßt – weshalb mich die teils ungehaltenen Reaktionen auf Reinhold Martins Artikel über die Oyaide Firewire- und USB-Kabel ein wenig überraschten. Wie dem auch sei, ich zähle mich nicht zu den wirklichen Kabelfans, die, sobald sie etwas zur Klangbesserung der eigenen Kette tun möchten, gleich voller Freude Kabel auszutauschen beginnen. Natürlich will und kann ich die positiven Effekte selbst teurer Kabel im entsprechenden Umfeld nicht leugnen, aber ebenso wenig eine gewisse Abneigung gegen Kabeltest, da diese nur immer eine Momentaufnahme darstellen: Bei Komponenten mit anderen Ein- und Ausgangsimpedanzen und -Kapazitäten sind abweichende klangliche Ergebnisse unvermeidlich. Etwas besser sieht es hier schon bei professionellen Audiogeräten aus, wo zumindest für den Rundfunk die Normen des Braunbuches gelten. Bei normierten Schnittstellen wie USB und Firewire dürfte die Übertragbarkeit von in der Testanlage festgestellten klanglichen Effekten einzelner Kabel also noch eher gegeben sein als bei reinen Hifi-Komponenten mit ihren sehr unterschiedlichen technischen Parametern.
Die hier vorgestellten Kabel decken bei einer Länge von 0,75 Meter eine Preisspanne von 25 bis 495 Euro ab und lassen sich von ihrem Aufbau in zwei Gruppen einteilen: Forrest, Cinnamon und Carbon bilden die eine, Coffee und Diamond die andere, die mit dem DBS-System ausgestattet ist. Die Abkürzung steht für das „Dielectric-Bias-System‟, bei dem ein zentral im Kabel angeordneter Leiter und eine Folie unter der äußeren Isolierung mit einem Batteriepack außerhalb des Kabels verbunden sind. Die Knopfzellen liefern 72 Volt, und diese Spannung soll das Isolationsmaterial, das bei einem neuem oder mehrere Wochen nicht benutzten Kabel laut Produktinformation völlig unausgerichtet sei und erst durch das Musiksignal partiell ausrichtet würde, vollständig elektrostatisch polarisieren. Dabei komme es nicht auf die Richtung, sondern ausschließlich auf die Gleichförmigkeit der Ausrichtung an. Eine elektrostatisch nicht polarisierte Isolierung bewirke unterschiedliche „Time Delays‟ für Signale verschiedener Amplitude und Frequenz. Bei einer ausgerichteten Isolierung hingegen verschwänden die Verzerrung aufgrund von Time Delays. Auch ein Skeptiker wird zugestehen müssen, dass dieser Ansatz zumindest den Einspieleffekt bei Kabeln erklären könnte. Letztlich muss sich aber in der Praxis zeigen, ob der Klang den nicht unbeträchtlichen Aufwand rechtfertigt. Beim erschwinglichen Forrest – je nach Länge bewegen sich die Preise zwischen 25 und 59 Euro – bestehen die massiven Leiter aus sogenanntem „Long Grain Copper‟, einem recht reinen Kupfer mit langer kristalliner Struktur. Zudem sollen die Leiter, die das Audio-Signal transportieren, eine kontrollierte Laufrichtung besitzen. Deren Umhüllung aus massivem Polyethylen garantiere, wie in der knappen Produktinformation zu lesen ist, eine stabile Geometrie zwischen den für die Audiosignale relevanten Leitern. Diese Maßnahmen sorgten vorrangig für einen zeitlich stabilen Signaltransport, mit anderen Worten: Sie ließen möglichst wenig Jitter zu. Beim Cinnamon – spätestens bei der High End werde ich einen der Audioquest-Verantwortlichen fragen, wie man auf diese Namen gekommen ist – findet sich derselbe Aufbau, die Oberfläche der Leiter ist jedoch silberplattiert, wobei der Silberanteil hier exakt 1,25 Prozent betragen soll. Beim Carbon – hier werden je nach Länge bereits zwischen 109 und 319 Euro fällig – beträgt dann der Anteil des Silbers, das auf die Oberfläche aufgebracht wurde, fünf Prozent. Das Kabel ist mit einem Geflecht umgeben, was schon rein haptisch einen hochwertigeren Eindruck vermittelt. Gefühlt gehört es also schon in die Liga von Coffee und Diamond, die ein optisch noch attraktiveres Geflecht schmückt, sich aber durch das 72-Volt Dielectric Bias System und silberplattierte Stecker vom Rest des USB-Kabelprogramms abheben. Das Coffee besitzt Kupferleiter, die von einer zehnprozentigen Silberschicht umgeben werden, während beim Diamond „Perfect Surface Silver‟ zum Einsatz kommt. Die Verwendung des edlen Metalls schlägt sich dann auch im Preis nieder: Ein Diamond kostet je nach Länge zwischen 495 und 1450 Euro – Preise, die zwar High-End-Fans schon längst nicht mehr schrecken, bei all jenen, die in Computern Teile einer ebenso günstigen wie wohlklingenden Musikmaschine sehen, aber gewiss allergrößte Skepsis hervorrufen dürften.