Noch vor ein paar Monaten hätte ich es für ausgeschlossen gehalten, in Hifistatement über einen mobilen Player für Musikdateien zu schreiben. Aber der Colorfly ist eben nicht nur ein schlichtes Abspielgerät, sondern auch ein separat nutzbarer Wandler und Sample Rate Converter. Zudem kommt er mit der Anmutung einer Tannoy Westminster daher.
Die Designer von Colorful kann man nur als ausgesprochen mutig bezeichnen. In Zeiten, in denen Apple mit reduziertem Design in der Braun-Nachfolge breite Käuferschichten nahezu vergessen lässt, dass andere Hersteller technisch zumindest gleichwertige Produkte im Angebot haben, die darüber hinaus oft auch noch deutlich erschwinglicher sind, setzt man beim Colorfly auf satiniertes Messing und Amerikanisches Nussbaumholz, das gar von Hand graviert worden sein soll. Statt dem Gerätchen einen Touchscreen zu spendieren und es für eine Bedienung mit Fingergesten zu programmieren, bietet man dem wahrscheinlich ein wenig älteren und betuchteren Besitzer ein User-Interface, das einerseits aus schnöden Plastiktasten besteht, andererseits aber durch einen Alps Audio Pro Schieberegler überzeugt.
Ein Grund dafür anzunehmen, der Benutzer eines Colorfly sei recht gut betucht, ist der Preis des sogenannten Pocket Hifi Players. Der liegt nämlich bei 600 Euro – und damit anderthalb mal so hoch wie der für den größten iPod touch, der für diesen Preis ein doppelt so großes Flash- oder Solid State-Laufwerk mitbringt. Der Colorfly hat zwar nur 32 Gigabyte an Bord, besitzt dafür aber eine Aufnahme für Micro-SD-Karten, die bei einer Kapazität von 32 Gigabyte so um die 50 Euro zusätzlich kosten. Beim Colorfly geht es also weniger um eine „stylische‟ Erscheinung noch um ein Maximum an Speicherplatz. Der Player wurde konzipiert, um auch unterwegs bestmöglichen Klang zu bieten. Und dafür wird ein beträchtlicher Aufwand getrieben: Im Inneren des Colorfly findet man im Analogteil der Schaltung Elna Sicmic II Black Gold Kondensatoren und einprozentige SMT Widerstände, in der Stromversorgung Elna RVO Audio Kondensatoren, einen Cirrus Logic CS4398 Wandler-Chip sowie den Cirrus Logic Sample Rate Converter CS8422. Dieser soll in Kooperation mit einem C4 Clock-Generator und zwei „TCXO high-precision Crystal Oscillators‟ den Jitter unter zwei Picosekunden drücken. Mit der Cirrus-Bestückung ist der Colorfly dann auch in der Lage, hochaufgelöste Musikdateien bis zu 24 Bit bei 192 Kilohertz wiederzugeben. Dank seines S/PDIF-Ein- und Ausgangs kann er sowohl als Sample Rate Converter wie auch als externer D/A-Wandler dienen.
Damit die Vorteile der für einen Taschenspieler wohl einmaligen digitalen Schaltungstopologie auch unterwegs erfahrbar werden, spendierte Colorful das bereits erwähnte Alps-Poti und – wie das Blockschaltbild verheißt – separate Kopfhörerverstärker für den rechten und linken Kanal, die in der Lage sind, mehr als 200 Milliampere Ausgangsstrom und genug Spannung zu liefern, um auch 300-Ohm-Kopfhörer kraftvoll zu treiben. Da solch hochwertige Kopfhörer in der Regel nicht mit 3,5-Millimeter-Steckern bestückt werden, bietet der Colorfly neben der Mini-Klinkenbuchse auch eine 6,3-Millimeter-Variante. Weiterhin weist das Anschlussfeld des Players noch eine USB- sowie zwei Cinch-Buchsen auf. Diese geben kein analoges Singal aus, sondern dienen als S/PDIF-Ein- beziehungsweise Ausgang. Wer möchte, kann den Colorfly dennoch als Player oder auch nur als Wandler für die heimische Anlage nutzen: Man benötigt lediglich ein Kabel mit 6,3-Millimeter-Stereo-Klinkenstecker auf der einen und zwei Cinchsteckern auf der anderen Seite. In dieser Anschlussvariante ist die Ausgangsspannung des Colorfly bei voll aufgezogenem Regler dann – anders als beispielsweise beim iPod classic – ähnlich hoch wie die eines üblichen Wandlers für den Heimbetrieb. Und damit ist es nur eine Frage der Klangqualität, ob der Pocket Player auch in der heimischen Kette eine vollwertige Programmquelle darstellt. Doch dazu später mehr, erst einmal muss er zeigen, was er als mobiles Abspielgerät leistet.Und dazu müssen sich sowohl iPod Classic als auch Colorfly mit dem iGrado Kopfhörer begnügen, da er es ist, mit dem ich für gewöhnlich in der Zeit kurz vor dem Einschlafen noch ein wenig Musik höre. Der Grado lässt die Unterschiede zwischen den Playern eher erahnen, als dass er sie differenziert beschreibt: Das Klangbild des Colorfly wirkt ein wenig luftiger, differenzierter und auch besser fundiert. Mit dem sehr bassstarken Beyerdynamik DT 1350 wird der Abstand zwischen den Playern von Apple und Colorful dann größer: So bringt letzterer noch ein wenig mehr Druck im Bass, spielt aber dennoch mit höherer Präzision. Auch die bei Kopfhörern so schwer fassbare Raumanmutung gelingt dem Colorfly besser.
Beim vom Jecklin Float abgeleiteten Ergo 2 gibt der iPod dann auf – er erreicht nur mittlere Pegel und wirkt gebremst –, während der Colorful mit diesem auf dem Kopf auf- statt an den Ohren anliegenden Kopfhörer dem Klang hochwertiger Lautsprecher schon sehr nahe kommt. Hier fängt wirklicher Hörgenuss auch für denjenigen an, der ansonsten eine sehr gute stationäre Anlage gewohnt ist – was aber gewiss auch ein klein wenig mit dem Tragekomfort des Ergo 2 zu tun hat. Wie nicht anders zu erwarten, bedarf der Colorfly eines gleichwertigen Spielpartners, der seine Fähigkeiten gebührend zu würdigen weiss.