tests/11-02-08_audiophysic
 

Audio Physic Virgo 25

08.02.2011 // Markus Sauer

Bild 001 Der Schaumstoffring um den Hochtöner dient nur zur staubdichten Abdeckung der Aufhängung. Akustische Funktion hat er nicht.
Bild 001 Der Schaumstoffring um den Hochtöner dient nur zur staubdichten Abdeckung der Aufhängung. Akustische Funktion hat er nicht.

Der zweite Aspekt ist die Sprachverständlichkeit. Man kann Texte über die Virgo 25 einfacher verstehen als über viele andere Boxen, was der stupenden Auflösung von Mittel- und Hochtöner geschuldet sein dürfte. Während der Wochen, die mir die Box zur Verfügung stand, war die mit Abstand meist gehörte CD in meiner Familie eine mit Weihnachtsliedern, die Begleit-CD zu dem Buch „Am Weihnachtsbaume …“ mit Musik von Nils Kacirek, eine wunderbar gespielte und auch unter klanglichen Aspekten sehr ehrenwerte Aufnahme. Natürlich ist in den Liedern oft vom Christuskind die Rede. Die Wiedergabe des Gutturallautes aus der Verbindung der Konsonanten „K“ und „R“ ist in der Regel eine Herausforderung für Lautsprecher, ebenso wie die des „S“. Bei der Virgo 25 staunt man, wie selbstverständlich diese Herausforderung gemeistert wird. Die Kombination aus Mittel- und Hochtöner ist absolute Weltklasse.
Weltklasse ist auch das Zusammenspiel. Ich konnte den Übergang zwischen den beiden Chassis nicht heraushören, was für eine gekonnte Auslegung der Frequenzweiche spricht. Außerdem wird klar, dass beide Chassis zusammen und füreinander entwickelt wurden. Man hört keine Charakteränderung mit wechselnder Tonhöhe. Eine E-Gitarre – zum Beispiel die an anderer Stelle schon zitierte Stax-LP Live Wire/Blues Power mit dem Solo von Albert King im Titelstück – spielt mit einer Mischung aus Attacke und Verführung, dass es eine wahre Freude ist. Die flirrenden Geigen auf der Einspielung von Vivaldis Concerti per le Solennità der Sonatori de la Gioiosa Marca (Divox) kommen klar und mit Attacke, führen aber nicht zu Druck in den Ohren, wie das woanders schon der Fall war.

Die Abdeckung ist akustisch weitgehend transparent.
Die Abdeckung ist akustisch weitgehend transparent.

Veränderungen in der vorgeschalteten Kette werden mit größter Leichtigkeit offengelegt. Während mir die Virgo 25 zur Verfügung stand, konnte ich ein paar Phonostufen vergleichen, deren tonale, räumliche und dynamische Differenzierung über die Audio Physic quasi im Nebenbei-Hören gelang. Die Virgo spielt mit einer Klarheit und Direktheit, die man eher bei aktiven Boxen erwartet, die bei passiven Boxen mit breiter Abstrahlung aber sehr selten erreicht wird. Die Mühe, die sich Manfred Diestertich mit der mechanischen Ruhigstellung von Mittel- und Hochtöner gegeben hat, trägt reiche Früchte.

Und hat man dann noch die Angaben von Audio Physic zur Kanalgleichheit der Hochtöner im Kopf, scheint es nur noch logisch, dass die Virgo 25 eine Meisterin der Abbildung ist. In Breite, Tiefe und Höhe der Darstellung waren es weit mehr Aufnahme und Aufstellung als der Lautsprecher, die die Grenzen setzten. Der berühmte Chor auf Paul Simons Graceland, einer Aufnahme, die ich seit ewigen Zeiten nicht mehr gehört hatte, war sauber im Halbkreis und mit reichlich Abstand zu den Mikrofonen gestaffelt.

Sorgen für erstaunlichen Tiefgang: die Basschassis
Sorgen für erstaunlichen Tiefgang: die Basschassis

Bei der Abstimmung des Basses muss der Entwickler bei vorgegebenem Gehäusevolumen und normalem Wirkungsgrad die Quadratur des Kreises zwischen Tiefgang und Präzision bewältigen. Die Lösung, die Audio Physic gefunden hat, ist überraschend. Der Bass geht richtig weit runter, selbst bei 30 Hertz ist noch fast voller Pegel da. Die letzte Attacke fehlt, die Tendenz geht mehr in Richtung rund und angenehm als zackig wie von einem hart aufgehängten 38-Zentimeter-Basschassis. So was gibt’s dann aber auch nicht im wohnzimmertauglichen Format der Virgo.


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