Die Weiche der Virgo 25 entspricht ansonsten weitgehend der des Vorgängermodells. Zum Einsatz kommen Claritycaps aus der ESA-Reihe, einer gut beleumundeten Baureihe, in die Untersuchungen des Herstellers in Zusammenarbeit mit einer britischen Universität zum Einfluss mechanischer Resonanzen auf Kondensatoren einflossen. Kondensatoren und Spulen werden nicht nur auf eine Seite der Weiche gelegt (üblicherweise im Signalweg vor dem Chassis, obwohl es elektrisch theoretisch keinen Unterschied machen würde, die Weichenteile hinter das Chassis zu schalten), sondern vor und hinter das Chassis (beim Mitteltöner der Hochpass-Kondensator vor, die Tiefpass-Spule hinter das Chassis). Diestertich meint, er könne einen Effekt nicht messen, aber klar hören. Irgendwas müsse sich bei der Ableitung zur Masse ändern, nicht messbar im Frequenzgang, nicht messbar im Verzerrungsverhalten, aber möglicherweise im Zeitbereich. Es klinge einfach richtiger und besser aufgelöst. Ähnliches gelte für die Entkopplung von Frequenzweiche und Anschlussterminal. Selbst die Aluplatte für den Hochtöner ist mit Neopren-Dübeln statt mit Metallschrauben befestigt. Über mangelnde Entwicklungstiefe kann man sich bei der Virgo 25 nicht beschweren. Jedes Detail wurde geprüft und optimiert.
Gehört habe ich die Virgo 25 ausschließlich mit den leicht merkbar VCF II M8 genannten Füßen aus dem Zubehör (Vibration Control Feet II mit M8 Gewinde), die noch einmal eine zusätzliche Investition von 240 Euro bedingen. Ich mag meinem Parkett nicht unbegrenzt Spike-Löcher zumuten. Hinter diesen Füßen verbirgt sich, was sonst, ebenfalls das SSC-Prinzip. Nach Erfahrungen mit anderen Lautsprechern würde ich auch für die Virgo unterstellen, dass es mit Spikes noch ein klein wenig präziser im Bass klingt, mit den VCF-Füßen dafür gelöster und freier im Mittel- und Hochton.
Mit der Aufstellung musste ich ein bisschen experimentieren. Am gleichmäßigsten klang in meinem Raum der Bass, wenn die Box verhältnismäßig nah an der Wand stand, circa 40 Zentimeter Abstand zwischen Wand und Rückseite der Box. Die schmale Schallwand der Virgo 25 hat aber zur Folge, dass noch bis in den oberen Stimmenbereich Schallanteile nicht nur nach vorne und zu den Seiten, sondern auch nach hinten abgestrahlt werden. Da die Rückwand meines Wohnzimmers weitgehend unbedämpft ist, litt unter dieser wandnahen Aufstellung die Klarheit der Mittenwiedergabe. Der beste Kompromiss war deshalb bei mir eine Aufstellung, bei der die Boxen knapp einen Meter vor der Rückwand standen und so eingewinkelt waren, dass die Abstrahlachsen sich circa einen Meter hinter meiner Hörposition kreuzten. Hätte ich noch länger das Vergnügen mit den Virgo 25, würde ich ein paar Bücher- oder Plattenregale an die Wohnzimmerrückwand platzieren, um Reflexionen zu mindern und die Boxen wieder näher an die Wand rücken zu können. Die Platzierung ging übrigens schnell von der Hand, da die Virgo 25 klare und eindeutige Rückmeldung liefert und man leicht hört, wann das Klangbild „einrastet“.
Positiver Effekt der Einpassung der Chassis in die schmale Schallwand ist ein sauberer Frequenzgang außerhalb der Achse. Die sogenannte Power Response, die Summe der in den Raum abgegebenen Energie, dürfte bei der Virgo 25 sehr gleichmäßig sein. Wenn man von außerhalb des Hörraums hört, ist die Wiedergabe angenehm natürlich und unverfärbt. Womit wir beim Klang angelangt sind.
Die Virgo 25 klingt vom Grundcharakter anders, als ich es bei einer Audio Physic-Box erwartete. Das Firmenmotto lautet seit jeher „No loss of fine detail“. In früheren Versionen der Virgo, aber auch vieler anderer AP-Lautsprecher, wurden die oberen Mitten und Höhen angehoben, um Details leichter hörbar zu machen. Das ergab eine insgesamt eher helle Abstimmung. Davon ist bei der Virgo 25 nichts übrig geblieben. Die ist das erste Modell der Briloner Firma, bei dem mir die Assoziation „warm“ in den Sinn kam. Was nicht heißen soll, dass das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wurde und wir es jetzt mit einer anderswo durchaus beliebten, bassbetonten und in den Höhen zurückgenommenen Abstimmung zu tun hätten. Direkt auf Achse des Hochtöners höre ich durchaus noch ein kleines bisschen Hochtonglanz, aber eben nur noch direkt auf Achse und nur ganz, ganz oben. Vom Stimmenbereich aufwärts ist die Virgo 25 ansonsten ein Muster an Neutralität. Mit den neuen Mittel- und Hochtonchassis erreicht Audio Physic die gewünschte Detailfreude jetzt offensichtlich ohne die Hinzufügung von Geschmacksverstärkern und künstlichen Aromen.
Die Wiedergabe von Stimmen ist eine absolute Schokoladenseite der Virgo 25. Das liegt einerseits daran, dass Stimmen, wie schon gesagt, sehr unverfärbt wiedergegeben werden. Sie klingen so, wie man es erwartet, daher muss man wenig mentale Energie darauf verwenden, den Sänger oder die Sängerin zu erkennen und sich „schön zu hören“. Eine Wohltat im Vergleich zu vielen anderen Boxen.