Der Westend LEO ist ein Röhren-Vollverstärker mit der Triode 300B als Leistungsröhre, der über eine Ausgangsleistung zwischen 14 und 20 Watt verfügt, welche aus lediglich einer 300B pro Kanal generiert wird. Als Eingangsstufe kommt pro Kanal eine ECC81 Kleinleistungsdoppeltriode von Brimar aus den 1950-er-Jahren zum Einsatz. Das Netzteil dagegen kommt ganz ohne Gleichrichter- oder Stabilisationsröhren aus. Der LEO hat vier Line-Eingänge, davon zwei mit Cinch-Buchsen und zwei weitere mit symmetrischen XLR-Eingängen. Phono-Fans freuen sich über einen zwischen MM und MC umschaltbaren Cinch-Phonoeingang, wobei auch die RIAA-Entzerrung ebenfalls ohne Röhren auskommt; zum Anpassen der gewünschten Abschlusswiderstände und Kapazitäten des verwendeten Tonabnehmers gibt es Phono-Load-Buchsen. Außerdem gibt es eine Bluetooth 4.2 Schnittstelle zum Empfang digitaler Formate. Der LEO verwendet Toroidal-Ausgangsübertrager mit jeweils nur einer Wicklung (für vier, acht oder 16 Ohm), welche durch Austausch auf den jeweils verwendeten Lautsprecher angepasst werden müssen. Fix Out stellt das Musiksignal für Aufnahmezwecke bereit und via Pre-Out könnte ich zum Beispiel einen aktiven Subwoofer ansteuern. Der Verstärker bringt 14 Kilogramm auf die Waage und geht für 14.000 Euro über die Ladentheke. Eine hübsche Fernbedienung für alle Funktionen gibt es ebenfalls und last but not least ist die gesamte Verarbeitung schlichtweg herausragend. Ganz einfach perfekt.
Schaltungstechnisch gibt es beim LEO einige Besonderheiten, es handelt sich nämlich gerade nicht um eine klassische 300B-Single-Ended-Triode mit zwei oder drei Verstärkerstufen und circa acht Watt Ausgangsleistung. Ich musste unbedingt mit Günther Mania sprechen, dem Entwickler dieser patentierten, „Steered Current Source For Single Ended Class-A Amplifier“ genannten Schaltung. Das Patent US 10,256,776 B1 vom 9. April 2019 beschreibt, wie unter Zuhilfenahme von MOSFETs ein Quasi-Push-Pull-Betrieb realisiert wird, denn ein MOSFET variiert dabei seinen Stromfluss aktiv und wird gegenphasig an die Triode anpasst. Konkret geht das Eingangssignal dabei nur auf die Röhre und ausschließlich die 300B übernimmt die Verstärkung. Die Anodenspannung steuert dabei die Stromquelle, die wie ein negativer Widerstand parallel zur Last wirkt; die Röhre sieht die doppelte Impedanz des Lautsprechers.
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