Auch mein Anruf bei Stefan Trog brachte in vielerlei Hinsicht Aufklärung. Die Idee zur Entwicklung des LEO erwuchs aus dem Wunsch, ein weiteres Lautsprecherfeld für die 300B nutzbar zu machen, das nicht mit der üblicherweise von dieser Röhre bereitgestellten Ausgangsleistung im einstelligen Wattbereich klarkommt. Nach weiteren Besonderheiten zu seinem Verstärker gefragt, wies er zunächst auf die qualitativ hochwertigen Platinen hin: Westend lässt die Platinen in Karlsbad in Deutschland fertigen. Auch wenn das Label Made in Germany in meiner persönlichen Wahrnehmung im Vergleich zu früher mittlerweile etwas gelitten hat: Hätte ich die Wahl, würde ich mich auch immer für Platinen aus Karlsbad anstatt für die heuer übliche Massenware aus Asien entscheiden.
Zudem verfügt der LEO neben den klassichen Cinch-Buchsen über zwei XLR-Line-Eingänge. Ein anderes augenfälliges Merkmal des Westend LEO ist, dass er seine Röhren komplett verbirgt. Die beiden 300B sind horizontal montiert, da spricht technisch auch überhaupt nichts gegen, die Abwärme entweicht genauso gut nach oben wie bei der üblichen vertikalen Bauweise. Fast fühlte ich mich an meine früheren Röhrengeräte Musiqa No. 1, 2 und 3 von More Fidelity erinnert: Auch hier war äußerlich gar nicht erkennbar, dass es sich um Röhrenverstärker handelte. Im LEO sind mithin keine Western Electric 300B gesteckt, sondern hochanständige Nachbauten von PSVANE. Das ist alles andere als ein Beinbruch, denn klanglich und qualitativ gibt es zwischen den Derivaten von PSVANE und den 300B der aktuellen Produktion von Western Electric keinen signifikanten Unterschied.
Schließlich gibt es noch ein erwähnenswertes Merkmal im Bereich der Schaltung, und dieses hat mir freundlicherweise wieder Günther Mania erläutert, an dieser Stelle noch einmal mein besonderer Dank an ihn, sich die Zeit für meine vielen Fragen genommen zu haben! Die Stromquelle für die Röhrenschaltung beim LEO wird auf spezielle „Mania-Weise“ gesteuert, so dass der Verstärker bei höheren Leistungen noch geringere Verzerrungen produziert als ohne seine Zusatzsteuerung. Einfach gesprochen geht der LEO mit dieser Zusatzsteuerung später ins Clipping, aber diese Beschreibung greift streng genommen etwas zu kurz.
Günther Mania hat sich in unserem Telefonat übrigens als glühender Röhrenfan geoutet: Bereits seine Diplomarbeit habe er zwar über Transistoren geschrieben und er sei insbesondere durch seine Transistordesigns bekannt geworden. Aber sehr früh habe er Röhren als Hobby für sich entdeckt und er fand vor allem deren „Eigenleben“ spannend. In vielen Hörsessions habe er Röhren schließlich attestieren müssen, dass diese unter dem Strich zwar technisch nicht perfekt seien, aber eben dennoch musikalischer klängen. Das hat ihn dazu bewogen, basierend auf Stefans Trogs ambitioniertem Anforderungsprofil für Westend Audio Systems diesen Verstärker zu konzipieren. 14000 Euro für einen Vollverstärker sind absolut gesehen sehr viel Geld. Aber unter dem Strich bietet Westend Audio Systems mit dem LEO einen qualitativ extrem hochwertigen Verstärker für vergleichsweise moderates Geld an, zumal der LEO diesen enormen Aufwand beim Gehäuse betreibt.
© 2025 | HIFISTATEMENT | netmagazine | Alle Rechte vorbehalten | Impressum | Datenschutz
Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.