Um so langsam auf Betriebstemperatur zu kommen und sich dem klanglichen Optimum zu nähern, gewähre ich dem Cascade gerne viel Zeit. So ist er auch der Signallieferant bei der Beschäftigung mit der fantastischen darTZeel-Vor/Endstufen-Kombination NHB-18NS und NHB-108. Die enormen Fähigkeiten dieser Ausnahmeverstärker lassen sich logischerweise mit Quellen aller bester Qualität leichter entdecken – und umgekehrt: Daran, dass ich Musik-Files über die Schweizer Edelverstärker so intensiv wie nie zuvor in meinem Hörraum genossen habe, hat ganz gewiss auch das MSB-Trio seinen nicht unbeträchtlichen Anteil. Aber auch über den WestminsterLab Quest und Einsteins The Poweramp entfaltet der Cascade seine Magie: Die von Qobuz neu erworbenen Alben wie John Surmans Words Unspoken, Niels Kugelmanns Stormy Beauty und Julia Hülsmanns The Next Door kommen einfach nur ausgesprochen stimmig, fließend und homogen rüber. Die Wiedergabe wirkt frei von jeglichen technischen Artefakten und schlicht „richtig“ oder „natürlich“ – auch wenn ich mich sonst eher scheue, die beiden letzten Adjektive zu verwenden. Aber hier komme ich wohl nicht darum herum.
Bei bekannten Alben wie Changing Places des Tord Gustavsen Trios weiß ich dann auch ohne direkten Vergleich, dass der Cascade beispielsweise den viel gespielten beiden ersten Stücken eine Geschmeidigkeit und dennoch eine hohe innere Spannung verleiht, die ich zuvor nicht kannte. Plötzlich wird einem die unterschiedliche Intensität der Anschläge bei einer entspannten Melodielinie bewusst, was aber nicht vom Wesentlichen ablenkt. Das Spiel Gustavsens strotzt vor Energie, aber dennoch wohnt man beispielsweise auf „Melted Matter“ keinem Spektakel bei, sondern wird geradezu in den realistisch wirkenden Raum hineingezogen. Das Reiben der Besen auf der Snare wird extrem fein differenziert, das mit dem Schlegel leicht angetupfte Fell der Bass Drum entfaltet dennoch einen gewissen Druck. Die Abbildung der Instrumente gelingt ungemein plastisch. Aber mit purer Schwärmerei ist Ihnen ja nicht gedient. Deswegen wechsele ich noch einmal zu Auralic Aries, Chord M-Scaler und Dave mit ihren diversen Modifikationen zurück und starte die von der LSC-CD gerippete Musik-Datei „Sonnenaufgang“ aus Richard Strauß' Also Sprach Zarathustra mit dem Chicago Symphony Orchestra unter Fritz Reiner: Über dem Grummeln der Orgel lassen die Blechbläser die Größe des Aufnahmeraumes erahnen, die Pauken konkretisieren die ersten Eindrücke, besonders in puncto Tiefe der Bühne, und das restliche Orchester setzt ein: Welch grandioser Beginn! Der MSB verleiht dem Grummeln dann mehr Struktur, der Raum scheint noch ausladender zu sein, die Instrumentengruppen umgibt mehr Luft, die Wiedergabe besitzt mehr Eindringlichkeit: Da kommt nicht der geringste Zweifel auf, welcher Wandler diese kurze Sequenz zum tieferen emotionalen Erlebnis macht.
Bisher agierte der Cascade als reiner DAC. Und in dieser Funktion darf er erst einmal den Beginn des ersten Satzes von Schostakowitschs Symphonie Nr. 15 mit den Duisburger Philharmonikern wandeln: Das macht er überzeugender als alle DACs, die vorher in meinem Hörraum gespielt haben – mit Ausnahme des dCS Vivaldi vielleicht, aber der ist leider schon so lange wieder beim Vertrieb, dass ich aus der Erinnerung seine fantastischen Leistungen nicht zu denen des MBS in Relation setzen kann. Leicht beschreiben hingegen lässt sich, was sich ändert, wenn der MSB statt des WestminsterLab Quest auch die Rolle eines Vorverstärkers übernimmt: relativ wenig! Die imaginäre Bühne schrumpft in der Tiefe einen Hauch, dafür nimmt das Klangbild nun mit minimal mehr Druck im Tieftonbereich für sich ein. Das mögen Geschmacksfragen für Hörer mit Fledermausohren sein, mit Blick auf die Kosten ist die Entscheidung klar: Ich würde in meiner Kette dem Cascade auch die Aufgaben einer Vorstufe anvertrauen.
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