Die Bedienung des Lautstärkereglers ist ein Erlebnis. Der Drehknopf gleitet begleitet von einem leisen Klicken der Relais durch seinen überaus fein abgestuften Arbeitsbereich. Aus diesem Grund habe ich trotz Fernbedienung die Lautstärke meist direkt am Gerät eingestellt. Der Progression Integrated benötigt nach dem Einschalten etwa 30 Minuten, um die optimale Betriebstemperatur zu erreichen und entfaltet nach meiner Erfahrung nach rund einer Stunde sein volles klangliches Potential, wobei sich das gesamte Gerät deutlich erwärmt. Der Einbau des Progression Integrated in meine Anlage scheint zunächst eine größere Herausforderung zu sein. Ich habe nämlich meinen Vorverstärker nahe bei den Quellen und die Endstufen nahe bei den Lautsprechern platziert. Keine idealen Voraussetzungen für den Progression Integrated. Da aber mein Testmuster weder das Digital- noch das Phono-Modul enthält und die Ausgangsstufe meines PS Audio DirectStream DAC auch etwas längere Kabelstrecken treiben kann, lässt sich das Problem mit kleineren Umbauarbeiten einfacher lösen als zunächst gedacht. Dann kann es losgehen. Die Erwartungen sind hoch, sogar sehr hoch gesteckt und sie werden – so viel sei bereits an dieser Stelle vorweggenommen – nicht enttäuscht, im Gegenteil.
Der Progression Integrated widerspricht allen gängigen Klischees: Er ist keine Kompromiss-behaftete Kombination aus Vorverstärker und Endstufe und braucht sich auch vor den besten getrennten Vor-/Endverstärker-Kombinationen in keinerlei Hinsicht zu verstecken. Er hat richtig Power und ist trotzdem ein flinker Feingeist. Er klingt weder kalt noch analytisch, sondern bleibt immer im besten Sinne angenehm neutral, aber mit einem Schuss Wärme, vollen Klangfarben und Ausdrucksstärke. Ich habe mit dem Progression Integrated stundenlang mit großem Genuss Musik gehört. Lassen Sie mich im Folgenden auf die drei Punkte eingehen, die mir besonders angenehm aufgefallen sind. Erstens: Das gesamte Klangfundament des Progression Integrated ruht auf einem ausnehmend sauberen, exakt definierten Bass. In „What's On?“ eröffnet Joe Stilgoe zusammen mit dem Bassisten Tom Farmer und dem Schlagzeuger Ben Reynolds einen rockigen Streifzug durch seine Jugend als Kinobesucher, der zum Mitwippen regelrecht einlädt (Joe Stilgoe: Songs On Film: The Sequel – Linn Records, 24/96). Der obere Bassbereich ist hier aufnahmetechnisch reichlich ausgeprägt und kann leicht zu viel werden, besonders wenn die Präzision zu wünschen übrig lässt. Der Progression Integrated überzeugt mit Definition und enormen Druck, aber ohne Verlust der runden, federnd-lebendigen Struktur, die erheblich zum Spaßfaktor bei dieser Aufnahme beiträgt. Ich stelle fest: straff, straffer, Progression. Die Basswiedergabe des Progression Integrated ist maßstabsetzend, wenn es um die Tieftonfähigkeiten meiner Børresen Lautsprecher geht.
Zweitens: Der Progression Integrated zaubert einen Klangteppich, fein wie allerbeste Seide in meinen Hörraum. Damit meine ich vor allem seine Fähigkeit, kleinste Details aus einer Aufnahme herauszuarbeiten. So kann ich kaum glauben, welche Feinheiten ich auf einmal Bei „Night And Day“ oder „Fine and Dandy" in der alten, aber sorgfältig restaurierten Aufnahme mit dem Joe Holland Quartett (Joe Holland Quartett The Joe Holland Quartet – Klipsch Tape Project Vol.II - HDTT DSD128) zu hören bekomme. Bei „Night And Day“ sind es die Bongos und bei „Fine and Dandy" das großartige Schlagzeug – der Progression Integrated lässt feinste Details hörbar werden, die ganz offensichtlich zuvor verdeckt wurden. Das setzt sich im Streichquartett Op. 76, No. 5, Finale von Joseph Haydn (The Nordic Sound - 2L audiophile reference recordings - 24/192) in ähnlicher Art und Weise fort. Hier sprüht das Engegård Quartet nur so vor Spielfreude und vom Progression Integrated wird dabei jedes noch so kleine Detail, wie das Ansatzgeräusch eines Bogen, in bisher nicht gehörter Perfektion herausgearbeitet. Diese Fähigkeit, kleinste Details freizulegen, kommt genauso der Wiedergabe menschlicher Stimmen zu Gute. So lässt der Progression die Stimme von Claire Martin bei „The Man Who Sold The World“ (Linn Records FLAC Studio Master) ganz besonders sauber und präzise klingen. Dabei überzeugt er gleichzeitig mit genügend natürlicher Wärme und arbeitet fabelhaft die feinen dynamischen Nuancen in der Stimme der Sängerin heraus.
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