Ein weiterer entscheidender Unterschied besteht darin, dass der Ring-DAC im Gegensatz zu Ladder-DACs nicht jedes Mal die gleiche(n) Stromquelle(n) für dasselbe Bit verwendet. Der Ring-DAC verfügt über 48 Stromquellen, die alle die gleiche Strommenge erzeugen. Wie mir Phil Harris, Tech Support Specialst bei dCS, erklärte, würden selbst für den maximalem Pegel nur 32 Quellen aktiv sein, um den nötigen Strom bereitzustellen. Die 16 – oder bei kleineren Pegeln auch mehr – übrigen Stromquellen bildeten eine Art Reserve und würden dann in den folgenden Samples Verwendung finden. Ein FPGA oder Field Programable Gate Array steuere, welche Quellen ein- und ausgeschaltet werden. Verschiedenem Algorithmen, sogenannte Mappings, die im Menü des Vivaldi ausgewählt werden können, sorgten dafür, dass sich Fehler – minimale Abweichungen der einzelnen Quellen vom Idealwert – im Laufe der Zeit ausgleichen: Wenn das gleiche Bit dreimal vom Ring DAC dargestellt wird, kann der Ausgangsstrom einmal leicht höher, der nächste leicht niedriger sein als der Sollwert und der nächste irgendwo dazwischen liegen. Bei einem Ladder DAC hingegen würde das Sample jedes Mal mit der gleichen Abweichung vom Idealwert dargestellt.
Mathematik-affine Leser dürften bemerkt haben, dass maximal 32 gleiche Stromquellen lediglich ein Sample mit fünf Bit abbilden können. Und genau das ist die Bitrate, mit der der Ring DAC arbeitet. Alle Signale werden unabhängig von ihrer originalen Bitzahl und Abtastrate auf durch Oversampling auf 705,6 oder 768 Kilohertz gebracht, bevor sie von einem Fünf-Bit-Modulator verarbeitet werden. Der Ring DAC wandelt dann schließlich ein Fünf-Bit-Signal mit 2,811MHz. Damit möchte ich es in Sachen Digitaltechnik bewenden lassen. Wer bis hierhin durchgehalten hat, dürfte erkannt haben, dass dCS schon mit dem ersten Ring DAC ausgetretene Pfade verlassen hat und eine vollkommen eigenständige Lösung entwickelt hat. Denjenigen, die auf den Geschmack gekommen sind und sich näher mit den Vor- und Nachteilen verschiedener Wandlerkonzepte auseinandersetzen möchten, sei dCS' Abhandlung Understanding the dCS Ring DAC™ empfohlen.
Noch bevor sich das Trio im Hörraum akklimatisiert hat, überprüfe ich, ob bei wie Purcell und Delius auch in dieser dCS-Generation das Upsampling auf DSD das klanglich beste ist. Dazu wähle ich als erstes 384 Kilohertz als Ziel-Format: Bei Patrice Herals „Improvisation“ auf Le Concert Des Perfums scheint man in einen großen kahlen Raum zu blicken, in dem die Perkussionsinstrumente recht groß, ein bisschen näher als gewohnt und ungemein klar und differenziert abgebildet werden. Der Wechsel auf DSD128 schiebt die Instrumente ein Stückchen weiter in den nun noch etwas imposanteren und eine Spur wärmer klingenden Raum. Das wirkt atmosphärisch dichter und ein wenig spannender. Auch scheint Patrice Heral noch mehr Gefallen an seinem Tun zu finden. Für mich führt das Upsampling auf DSD128 zu einer emotionaleren und damit besseren Wiedergabe. Da kann ich getrost auf Experiment mit anderen Abtastraten verzichten.
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