tests/18-07-16_auralic
 

Auralic Leo GX Premium

16.07.2018 // Dirk Sommer

Ich habe trotz meiner Neugierde erst einmal auf die üblichen Test-Files verzichtet und ein paar in Vergessenheit geratene Alben angehört – wie etwa Van Morrisons Too Long In Exile, trotz bester Laune Leonard Cohens eher düsteres Popular Problems und Jack DeJohnettes Oneness. Das brachte zwar keine eindeutigen Erkenntnisse, aber neben jeder Menge Spaß auch erste Eindrücke: Beim Bericht über den Aries G2 hatte sich herauskristallisiert, dass er zwar offener, exakter und minimal lebendiger agiert als sein Vorgänger, im Tieftonbereich aber nicht ganz so energiegeladen wirkt. Davon kann beim aktuellen Trio keine Rede mehr sein. Im Zusammenspiel mit Vega G2 und Leo GX ergänzen sich Druck und Präzision aufs Feinste: Da bleiben auch im Bassbereich keine Wünsche mehr unerfüllt. Dass eine Clock auch einen – ausgesprochen positiven – Einfluss auf die Tonalität des Wandlers hat, hätte ich mir nicht träumen lassen. Weniger überrascht hat mich hingegen, dass Auralics Duo durch die Integration des Leo nun noch ein klein wenig detailverliebter und luftiger spielt.

Wie bei allen Geräten mit Unity-Gehäuse ist auch im Leo die Platine hängend im Gehäuse montiert.
Wie bei allen Geräten mit Unity-Gehäuse ist auch im Leo die Platine hängend im Gehäuse montiert.

Jetzt wäre es wohl an der Zeit, die klangliche Leistung des Leo durch den ein oder anderen Vergleich ein wenig genauer einzuordnen. Dazu wähle ich Abdullah Ibrahims „Calypso Minor“ vom Album Sotho Blue und bin von den Klangfarben, der Feinzeichnung, dem Groove und dem bestens konturierten und unerschütterlichen Tieftonfundament schlicht begeistert. Da ist aber noch mehr, das ich als das gewisse Etwas bezeichnen möchte und das die Wiedergabe des Trios von fast allem unterscheidet, was ich von digitalen Formaten gehört habe: eine Mikro-Dynamik bei den Einschwingvorgängen, die der von wirklichen, nicht reproduzierten Instrumenten schon sehr nahe kommt. Ähnliches hatte ich zuvor nur mit dem Chord Electronics DAVE in Kombination mit dem Upscaler im BLU MKII gehört, der jedes Musiksignal auf 705,6 respektive 768 Kilohertz hochrechnet. Da der BLU schon viel zu lange wieder beim Vertrieb ist, lässt sich leider nicht herausfinden, ob Chords oder Auralics so unterschiedlichen Ansätze näher an die Realität heranführen. Aber so intensiv wie mit den beiden Chords und den drei Auralics habe ich Files – in diesem Falle nicht einmal hochaufgelöste, sondern schlicht solche mit 44,1 Kilohertz und16 Bit – bisher nicht in meinem Hörraum erleben dürfen.

Die Platine mit der LAN- und der Lightning-Link-Buchse, nach der das Steuersignal aus dem Vega G2 in ein optisches gewandelt wird, um Wandler und Clock an dieser Stelle galvanisch zu trennen
Die Platine mit der LAN- und der Lightning-Link-Buchse, nach der das Steuersignal aus dem Vega G2 in ein optisches gewandelt wird, um Wandler und Clock an dieser Stelle galvanisch zu trennen

Nachdem ich bei „Calypso Minor“ entdeckt hatte, auf welch extrem hohes Niveau der Leo GX Auralics ja auch zuvor nicht zu verachtendes Duo bringen kann, habe ich Abdullah Ibrahim & Ekayas Album noch einmal ganz genossen und die drei Saxophone, die Flöte, die Posaune und die treibenden Rhythmusgruppe mit einer frappierenden Lebendigkeit und – ja ich traue mich, es so zu formulieren – einem so hohen Maß an Natürlichkeit gehört wie nur bei einer digitalen Quelle zuvor. Außerordentlich beeindruckend, weil groß, plastisch und auch im Bass realistisch, geriet auch die Darstellung des Flügels in „Abide“. Bei aller – absolut berechtigten Schwärmerei – möchte ich aber nicht vergessen darauf hinzuweisen, dass die Menge Blech, die Ekaya aufbietet, von den Auralics nicht im mindesten weichgespült wird: Wenn die Transienten sich der Realität annähern, plätschert die Musik nicht einfach so im Hintergrund. Man braucht nicht immer noch ein paar Grad am Lautstärkeregler zu drehen, um sich in den Bann der Darbietung ziehen zu lassen. Die verlangt auch schon bei gemäßigtem Pegel nach der Aufmerksamkeit des Hörers. Aber wer sich immer mal wieder Konzerte und nicht nur ausschließlich reproduzierte Musik gönnt, dürfte das ja auch ohne diesen Hinweis wissen.


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