Für den Test steht mir das Creator Package zur Verfügung. Kopfhörer, Anschluss- und Adapterkabel, die Bedienungsanleitung auf einem USB-Stick – mit wenigen 100 Megabytes Speicherkapazität – und eine Authentizitätsurkunde im Kreditkartenformat befinden sich im Lieferumfang. Der Authentizitätsurkunde ist zu entnehmen, dass der Kopfhörer firmenseitig umfangreich getestet wurde, bereits eine Einspielphase durchlaufen hat und somit sofort einsatzbereit ist. Quittiert wird dies handschriftlich vom zuständigen Mitarbeiter. Das Autogramm hat sich der LCD-X wahrlich verdient. Die Verarbeitungsqualität ist makellos, das mattschwarze Aluminium macht die gesamte Konstruktion überaus robust und sieht verdammt gut aus. Speziell das Design der seitlichen Öffnungsgitter mit dem angedeuteten A sieht sehr edel und hochwertig aus. Die solide Verarbeitung und große Bauform bringen unweigerlich einiges an Gewicht auf die Waage, im Ganzen über ein halbes Kilo. Im Verlauf der Hörsessions, die mitunter gute drei Stunden gedauert haben, hat sich aber gezeigt, dass das Gewicht durch den angenehmen Sitz entspannt auf dem Kopf ruht. Gleichermaßen massiv ist das geflochtene Anschlusskabel, das mit einem 6,3-Millimeter-Klinkenstecker, zwei 4-Pol Mini-XLR zum Anschluss an den Kopfhörer und einem festen Aluminiumzylinder an der Y-Aufteilung ausgestattet ist. Das Kabel verrät es bereits, die Aluminiumschönheit LCD-X fühlt sich am wohlsten in Gesellschaft von dedizierten Kopfhörerverstärkern. Für den Betrieb an 3,5-Millimeter-Klinkenbuchsen liegt ein Adapterkabel bei. Für den Betrieb unterwegs ist das ziemlich umständlich, aber hierfür ist die offene Bauform ohnehin eher ungeeignet. Wer dennoch ausschließlich eine 3,5-Millimeter Buchse nutzen möchte, kann die Zuleitung gegebenenfalls austauschen und somit auf das Adapterkabel verzichten. Dazu muss aber auf einen Kabelspezialisten zurückgegriffen werden, da Audeze selbst diese Variante nicht anbietet.
Die niedrige Impedanz und hohe Empfindlichkeit des Kopfhörers sollten ihn eigentlich sehr unkritisch in der Wahl des Zuspielers machen. Insofern beginne ich mich durch die Musikbibliothek auf meinem FiiO X7 Mark II mit AM3A-Modul zu hören. Das Verstärkermodul liefert nur wenig mehr Leistung, als der LCD-X mindestens verlangt. Als erstes wähle ich den vielgehörten Klassiker „Sultans of Swing“ von Dire Straits gleichnamigem Debutalbum – remastered und in 44,1/16. An diesem Song gefällt mir neben seiner musikalisch schlichten, aber dennoch außergewöhnlich groovigen Darbietung die extrem luftige Einbindung der Gitarre in den Mix. Außerdem hat das Stück ungeahnte Tiefbässe, die je nach Abhörsituation unterschiedlich stark zu Tage treten. Mal sehen, was mit dem portablen Player möglich ist. Genau wie in der ersten Textzeile überkommt mich ein kurzer Schauer, allerdings nicht vor Erschrecken, sondern vor Freude. Die Gitarre klingt fast genauso unbeschwert, wie ich sie mir gewünscht habe, die Beckenanschläge extrem artikuliert, der E-Bass sehr tief und warm. Der erwähnte Tiefbassanteil ist minimal hörbar und sticht nicht unangenehm heraus wie es bei manchen Kopfhörern oder Lautsprechern der Fall ist. Alle Frequenzbereiche scheinen absolut gleichberechtigt zu sein. Die Lautstärkeregelung am Player musste ich zu etwa 40 Prozent aufdrehen, um eine angenehme Hörlautstärke zu erreichen. Der Kopfhörer ist demnach tatsächlich genügsam und kommt schon mit wenig Verstärkerleistung ausgezeichnet zurecht. Sogar mein Smartphone ist in der Lage, den LCD-X anzutreiben, allerdings nur bei moderaten Lautstärken. Da dies geklärt ist, stecke ich um an den Kopfhörerverstärker des Mytek Liberty Digital-Analog-Wandlers. Nochmals höre ich denselben Song bei identischer Lautstärke. Die ohnehin schon große Bühne scheint noch ein Quäntchen zuzulegen, ebenso der Tiefgang. Die Mitten werden minimal präsenter, was besonders an der Stimmwiedergabe auffällt und die Separation der Instrumente wird noch etwas ausgeprägter. Im Direktvergleich gefällt mir persönlich der zurückhaltendere Klang des mobilen Players besser. Besonders der weniger ausgeprägte, wenn auch weniger tief reichende, Bassbereich sagt meinem Geschmack eher zu. Da zur Beurteilung von Mischungen genau dieser Tiefgang allerdings unabdingbar ist, würde ich zu diesem Zweck wieder den Kopfhörerverstärker des Mytek bevorzugen. Allerdings dann die extremen Tiefen und einige Mitten per EQ leicht absenken, was der Präzision des Kopfhörers in dieser Konstellation tatsächlich zu Gute kommt. Musikalisch verliert der LCD-X dadurch zwar an Lebendigkeit, gewinnt aber an analytischer Qualität und Direktheit. Beim Musikhören setze ich normalerweise nie einen EQ ein, beim Mixing respektive Mastering wiederum ist alles erlaubt, was zweckdienlich ist. Zumal Kopfhörer für diesen Zweck in den meisten Fällen nach Lautsprechern ohnehin erst die zweite Wahl sind. Für Hörer, die nicht gerne am EQ rumschrauben, dürfte das Reveal Plugin von Audeze interessant sein. Es bietet einen speziell auf den jeweiligen Kopfhörer fest abgestimmtes Filterset, das stufenlos zwischen null und einhundert Prozent zugeschaltet werden kann. Dies funktioniert mit allen Software-Playern, die AU-, VST- oder AAX-Plugins unterstützen, in Roon beispielsweise ist es fest integriert und muss nicht erst installiert werden. Reveal verlagert die Tonalität ebenfalls leicht zum Analytischen, was beim entspannten Musikhören nicht immer erwünscht ist. Wenn man das Plugin allerdings auf einem niedrigen Prozentwert nutzt, wird es seinem Namen gerecht, denn es deckt tatsächlich minimal mehr Details auf, ohne dabei zu offensichtlich oder den Musikgenuss störend zu arbeiten. Schlussendlich ist es erfreulich, dass der LCD-X doch recht deutlich auf verschiedene Zuspieler reagiert, so findet jeder eine passende Kombi, auch ohne DSP.