Ach ja, da war noch was: die Röhren selbst. Fast hätte ich sie vergessen. Schnell abgehandelt dieses Mal: In der Line-Stufe werkelt eine russische ECC88 von Electro-Harmonix pro Kanal und das Netzteil verfügt über eine ECF82 von Philips sowie eine chinesische EL34 Golden Dragon. Das hier mit amtlicher New-Old-Stock-Ware sicherlich noch was geht, dürfte klar sein, aber aus Gründen der Nachvollziehbar- und Vergleichbarkeit habe ich auf Tube Rolling verzichtet.
Doch aller Aufwand wäre letztlich vergebens, wenn er am Ende nicht zum entsprechenden klanglichen Ergebnis – oder besser gesagt: zu erstaunlichen Effekten (sic!) – führt. Und in dieser Hinsicht versetzte mich der Performance MZ zugegeben in großes Erstaunen, doch dazu später mehr. Zuvor wird leider noch einmal ein kurzer technischer Ausflug nötig, denn die besondere Ausgangssituation war folgende: Meine Endstufe Sun Audio Uchida SV-2A3 wird regulär direkt von der mit einem Pegelregler ausgestatteten Phonovorstufe EAR Yoshino 834P angesteuert. Das funktioniert deshalb ganz hervorragend, weil einerseits die Uchida über einen einem Vollverstärker entsprechenden Verstärkungsfaktor verfügt und am Endstufeneingang lediglich hundertfünfzig Millivolt für die Vollaussteuerung benötigt, andererseits die Ausgangsstufe des EAR kräftig genug ist, die Uchida direkt anzusteuern. Nach dem Einschleifen des New Audio Frontiers Line-Vorverstärkers zwischen Endstufe und Phonostufe erhöhte sich der Gesamtverstärkungsfaktor der Kette mal locker um circa 29 Dezibel, die ich eigentlich gar nicht gebrauchen konnte. Für einen vernünftigen Regelbereich des Performance MZ Potis musste ich also die Pegelregler an End- und/oder Phonostufe weiter zudrehen. Vom Ideal des „verstärkenden Stücks Draht“ entfernte ich mich also, zumal die (technisch unnötige) zusätzliche Verstärkung andernorts wieder ja vernichtet werden musste und generell jede zusätzliche Verstärkerstufe dem Signal weiteres Rauschen hinzufügt. Der Signalqualität konnte das wohl kaum zuträglich sein. Oder doch?
Im Fall des Performance MZ Special Edition zeigte sich wieder einmal, dass alle Theorie grau ist und die Wahrheit – wie beim Fußball – auf dem Platz liegt. Durch den New Audio Frontiers Vorverstärker gewann die Wiedergabe meiner mir ja bestens vertrauten Kette auf schon fast unheimliche Weise an Dynamik und Farbe. Ich kann mich jedenfalls nicht entsinnen, wann mir Morrisseys eindringlicher Gesang auf dem Meisterstück Strangeways, Here We Come von The Smiths (Rough Trade, 1987) jemals so gut gefallen hat. „Death Of A Disco Dancer“, „Girlfriend In A Coma“ oder „Unhappy Birthday“ wurden von meiner durch New Audio Frontiers erweiterten Kette derart authentisch wiedergegeben, dass es mich sprichwörtlich aus den Socken haute. Ich könnte nun noch eine ganze Reihe weiterer Musikbeispiele anführen, die ich mir während vieler abendlicher Sessions gegönnt habe, doch letztlich lief es immer wieder auf den einen, nämlich folgenden Effekt hinaus: Dieser Vorverstärker schien der Wiedergabe irgendwie ein „Mehr“ an Dynamik und Farbenreichtum hinzuzuaddieren. Oder besser gesagt unterzujubeln? Eine reine Spaßmaschine also, die es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt und womöglich die Neutralität auf dem Altar des „Sound-Dopings“ opfert? I wo, weit gefehlt! Der Performance MZ ist extrem durchlässig und baut riesige Räume vor stets pechschwarzem Hintergrund auf, vor dem die Klangfarben eben sehr gut kontrastieren und leuchten können. Diese Schwärze ist meines Erachtens die Folge des blitzsauberen Aufbaus der ultrastabilen Netzteilsektion, die keinerlei Störartefakte ins Musiksignal gelangen lässt. Gewiss ein Teil des Geheimnisses der Top-Performance dieses New Audio Frontiers Vorverstärkers, aber längst nicht die ganze Wahrheit. Insgesamt hat mich das Gerät schlichtweg begeistert, vor allem riesigen Spaß gemacht.
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