Ich kenne Jean-Pascal Panchard schon seit der Zeit, als er für das Marketing von Nagra zuständig war, und im Jahr 2012 hatten wir beim Montreux Jazz Festival in einer Ecke des Maschinenraums des Voyageur 1, eines der größten und bestausgestatteten mobilen, digitalen Recording-Studios, eine Nagra T-Audio installiert, um dort die aus einem kleineren analogen Studio zugespielten Zweikanal-Aufnahmen mitzuschneiden. Jean-Pascal Panchard hat Elektronik studiert und ist seit über 30 Jahren im Audio-Bereich tätig. Mit dieser Erfahrung beteiligte er sich auch am Feinschliff der im Jahr 2014 vorgestellten Stenheim Ultimate Reference, die noch vom alten Team entwickelt wurde. Inzwischen ist der Elektronik-Ingenieur Lucas Perrin der Hauptverantwortliche für Forschung und Entwicklung. Er hat seit den Anfängen mit Stenheim zusammengearbeitet und ist auch seit acht Jahren als Toningenieur tätig. Partner bei der Entwicklung von Frequenzweichen-Bauteilen sind Audio Consulting CH, CH Precision und ABC-PCB. Darüber hinaus gibt es Kooperationen mit der Technischen Universität von Genf, insbesondere Professor André Pittet, und der Technischen Universität von Sion.
Die Lautsprecher-Chassis lässt Stenheim bei renommierten Herstellern in Frankreich, Dänemark und Norwegen nach eigenen Spezifikationen fertigen. Die Frequenzweichen werden auf massiven Epoxyd-Harz-Platinen mit Polypropylen-Kondensatoren, Luftspulen und Metallfilm-Widerständen bei Stenheim von Hand aufgebaut. Weichen und Chassis werden mit speziell für Stenheim hergestellten Kabeln aus einer Kupfer-Silber-Mischung verbunden. Das einzige, was nicht in der Manufaktur gefertigt wir, sind die Gehäuse aus massivem Aluminium nach Luftfahrt-Standards, die intern aufwändig bedämpft werden. Die Five bringt es daher bei einer Höhe von 1,20 Meter auf ein Gewicht von über 100 Kilogramm. Jedes der vier Chassis arbeitet auf eine eigene Kammer. Die der beiden Zehn-Zoll-Tieftöner besitzen je eine (Bassreflex-)Öffnung auf der Frontseite. Das Gehäuse des 17-Zentimeter-Mitteltöners mit Neodym-Magnet ist ebenso geschlossen wie das der beschichteten Textilkalotte, deren Schwingspule sich ebenfalls im Luftspalt eines Neodym-Magneten bewegt. Sie wird mit einem Filter vierter Ordnung bei 2,7 Kilohertz eingeblendet. Zum Lieferumgang gehören Spikes aus Edelstahl mit Tellern zur Schonung der Stellfläche aus demselben Material. Mehr Informationen über die Five gibt Stenheim-Chef Jean-Pascal Panchard nicht preis. Als er zusammen mit Tom Habke, seinem Deutschlandvertrieb, die Alumine nach Gröbenzell bringt, kann ich aber zumindest noch in Erfahrung bringen, wie es zum Namen Stenheim gekommen ist: Der ist ein reines Fantasieprodukt, dessen Klang die Assoziationen wecken soll, die man gerne mit der Marke in Verbindung gebracht haben möchte: eine gewisse Wertigkeit, Solidität und Beständigkeit.
Bevor Jean-Pascal Panchard und Tom Habke die Five in ihren Flightcases in meinen Hörraum verfrachteten, hatten wir noch kurz die Kawero! Classic gehört. So hatten wir deren Klang noch recht frisch im Ohr, als die Stenheims die ersten Töne von sich gaben – natürlich erst einmal grob so aufgestellt und ausgerichtet, wie es zuvor die etwas mehr als anderthalb mal so teuren Classic waren. Diese konnten – der über Monate optimierten Platzierung und des Feintunings mit Harmonix Tuning Tips und Füßen sei Dank – im Klangbild nicht mehr geortet werden und begeisterten mit einer sehr tiefen imaginären Bühne. Dieses extrem hohe Niveau konnten die Stenheims bei der provisorischen Ausrichtung natürlich nicht sofort erreichen. Im direkten Vergleich schienen sie mir auch einen Hauch mehr Hochtonenergie abzustrahlen als die Kawero! zuvor. Aber in einem Frequenzbereich überzeugten mich die Alumine Five schon jetzt hundertprozentig: Bei fast allen Lautsprechern – prominentestes Beispiels ist die LumenWhite DiamondLight – wirkt der Oberbass in meinem Raum ein wenig ausgezehrt, die Verity Sarastro IIS und die Classic mit ihren nach hinten abstrahlenden Tieftönern einmal ausgenommen. Obwohl die Stenheim mit ihren beiden mächtigen Bass-Chassis allein nach vorn abstrahlt, kann bei ihr von Bass-Schwäche absolut keine Rede sein! Sie fasziniert mit einem kraftvollen, schnellen und bestens konturieren Tieftonfundament, das keine Wünsche offen lässt. Dass sie mit meinem in diesem Frequenzbereich nicht unproblematischen Raum so gut zurecht kommt, könnte daran liegen, dass sich bei ihr auch die Bassreflexöffnungen auf der Frontseite befinden. Was auch immer der Grund für diesen so stimmigen Tieftonbereich sein mag, er motiviert jedenfalls dazu, die Stenheim durch die Veränderung der Aufstellung auch in den anderen Disziplinen auf dasselbe sehr hohe Niveau zu bringen, das sie im Bass auf Anhieb erreicht.