Aber auch am anderen Ende des Frequenzbereichs hat sich einiges getan. Das Stück „España“ von Emmanuel Chabrier in der Aufnahme mit Ataulfo Argenta und dem London Symphony Orchestra (Decca Legacy Volume Two - FIM UHD) lebt von der reichhaltigen und zugleich feinsinnigen Instrumentalisierung. Mit Huron lässt der DirectStream nun kleine Details hörbar werden, die ganz offensichtlich zuvor verdeckt wurden. Die Auflösung im Hochtonbereich ist enorm. Im Vergleich zu der aus heutiger Sicht recht frühen Version 1.1.9 hat Huron vielleicht etwas weniger Wärme zu bieten. Dafür entsteht um einzelne Instrumente, wie beispielsweise die Kastagnetten, eine Luftigkeit, die beeindruckend ist. Es ist schwer zu sagen, ob durch die Prägnanz an den Frequenzenden der Mitteltonbereich ein klein wenig zurückhaltender wirkt. Andererseits habe ich „Wonderland“ und hier gerade die Stimme von Nils Lofgren (Nils Lofgren: Acoustic Live) selten so beeindruckend gehört.
Hinzu kommt die Fähigkeit von Huron, die Räumlichkeit guter Aufnahmen mit gewaltiger Tiefe und Breite abzubilden – und die räumliche Abbildung war schon bisher eine der großen Stärken des DirectStreams. Ein schönes Beispiel für diese außergewöhnlichen Fähigkeiten ist die Aufnahme von Tchaikovskys „Schwanensee“ mit dem Philharmonia Orchestra unter der Leitung von Efrem Kurtz und dem Soloviolinisten Yehudi Menuhin (Tchaikovsky: Swan Lake – Suite from the Ballet – Hi-Q Records xrcd24). Die einzelnen Instrumentengruppen des großen Orchesters sind außerordentlich tiefgestaffelt und die Solovioline hebt sich zu jeder Zeit klar vom Orchester ab, ohne dass der stimmige Gesamteindruck unnatürlich wirkt.
Insgesamt habe ich den Eindruck, mit Huron einen völlig anderen, neuen und besseren DirectStream zu hören. Eigentlich hat eine derartige klangliche Verbesserung bisher immer einen vollständigen Austausch der Hardware erforderlich gemacht – beim DirectStream reicht eine SD-Karte. Und das Beste ist: sollte einem die klangliche Veränderung nicht gefallen, kann jederzeit zum Basislager zurückgekehrt werden. Aber das ist für mich mit Huron nicht nötig. Die Gipfelbesteigung ist erfolgreich! Und dann taucht ausgerechnet kurz vor Redaktionsschluss, vor wenigen Tagen völlig unerwartet, ein weiterer Viertausender am Horizont mit dem Namen Redcloud auf. Abgabetermin für meinen Bericht hin oder her, es gibt für mich keinen Zweifel, da muss ich hinauf! Also eine weitere SD-Karte formatiert, Redcloud heruntergeladen, eingespielt und die Gipfel-Tour geht weiter. Ich höre die ersten Stücke und wäre vor Überraschung bei diesem weiteren Aufstieg beinahe abgestürzt.
Alles klingt nun um so viel geschmeidiger und natürlicher, dass ich es kaum glauben kann. Bei „Galicia Flamenco“ mit Gino D‘ Auri (Flamenco Passion FIM XRCD) gewinnen die Instrumente enorm an Substanz und wirken wesentlich farbiger. Die gewisse Zurückhaltung im Mitteltonbereich, die ich bei Huron verspürt habe, ist verschwunden. Die Mandolinen im „Konzert für 2 Mandolinen“ von Vivaldi aus dem Sampler The Chasing Dragon (The Chasing Dragon – Audiophile Recordings) – aufgenommen mit nur drei Neumann M 50-Mikrofonen in der berühmten „Decca-Tree“-Anordnung – sind noch einmal wesentlich klarer umrissen und verstrahlen bei aller Präsenz dennoch eine warme Atmosphäre. Das Schöne daran ist, dass sowohl der Tief- als auch der Hochtonbereich darunter nicht gelitten haben. Im Gegenteil: Der Bass kommt bei „Isla del Sol“ von Ottmar Liebert (Ottmar Liebert: Barcelona Nights) genauso prägnant und tief wie zuvor, ist aber trotzdem straffer und knackiger. Die Höhen klingen wieder runder, ohne dass dies zu Lasten der enormen Fülle an Feininformationen gehen würde. Was das zusammengenommen für die Musikwiedergabe bedeutet, höre ich eindrucksvoll bei Rossinis Streichersonaten für zwei Violinen, Cello und Kontrabass (Salvatore Accardo - Rossini: 5 Sonate a Quattro - LIM UHD) – übrigens eine herausragende Aufnahme. Die Streicher erklingen jetzt so unglaublich samtig und geschmeidig und mit einem solchen Nachdruck aus dem Mittenbereich, dass Huron dazu im Vergleich geradezu blass wirkt. Zusammen mit der enormen Feinauflösung glaubt man das „Atmen“ der Musiker zu hören und spürt ihre Spielfreude hautnah.
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