Entsprechend einfach der Anschluss der Quellgeräte und Lautsprecher. Als einzigen Luxus gibt es eine No-Name-Fernbedienung, mit der das blaue Alps-Potentiometer für die Lautstärke gesteuert werden kann, die Quellen müssen manuell umgeschaltet werden. Das Innenleben des Dayens Menuetto zeigt sich sehr aufgeräumt. Die Umschaltung der Quellen und die Lautstärkeregelung direkt auf der Platine mittels Gestänge erinnern an die alten Cyrus-Verstärker und versprechen extrem kurze Signalwege. Die gewählten Bauteile sind solide Qualität. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Der große Ringkerntrafo mit jeweils einem relativ großen Siebelko pro Kanal erlauben den zwei Pärchen Toshiba-Endtransistoren immerhin eine Stromentnahme, die für 2 x 50 Watt an 8 beziehungsweise 2 x 70 Watt an 4 Ohm reichen soll.
Und wie klingt unser kleiner Minimalist? Na ja, gerade hatte ich für mich beschlossen, dass wirklich neutrale Komponenten eben doch am ehesten in der Lage sind, Musik wirklichkeitsgetreu und damit spannend zu reproduzieren, da kommt diese schwarze Kiste mit Vehemenz dazwischen gesprungen und wirft alles wieder über den Haufen. Als erstes fällt die räumliche Abbildung auf, die sich nicht nur in die Tiefe zieht, sondern in der Breite über die Lautsprecherebene hinaus. In dieser Disziplin erinnert der Dayens eher an Röhrengeräte, mit denen er klanglich noch mehr gemein hat. Zufällig habe ich gerade mal wieder die erste Soloplatte von Brian Eno raus gekramt, die Before And After Science. Für den Wegbereiter des Ambient geht es hier regelrecht rockig zu. Auf „Energy Fools The Magician“ – übrigens mit Fred Frith, Percy Jones und Phil Collins – zwar ruhiger und langsam, dafür hochdynamisch mit sehr direktem Raum, tiefem präsenten Bass und bösartigen Drumkicks. Der Dayens stellt die Instrumente groß, fast greifbar plastisch den Raum, der jeweils einen halben Meter links und rechts neben den Lautsprechern endet. Die harten Anschläge von Fretless Bass, Gitarre, Keybord und Vibraphon sind sowohl in Grob- als auch Feindynamik absolut beeindruckend. Die prägnanten Beckenschläge kommen metallisch funkelnd mit viel Energie. Der Menuetto spielt dabei aber auch bei gehobener Lautstärke nicht ungebührlich nach vorne und verleitet dazu, richtig Gas zu geben. Erst bei den vier finalen brutalen Kicks auf der Bassdrum zieht der Dayens bei sehr hohen Lautstärken die Reißleine und tendiert etwas ins Trockene.
Besonders bei schmalen Besetzungen machen sich die außergewöhnlichen Abbildungsfähigkeiten bemerkbar. Zum Beispiel bei Gideon Kremers Einspielung Hommage a Piazzolla. Neben der Geige gibt es noch Bandoneon, Klavier und Bass. „Milonga En Re“ und „Oblivion“ könnten kaum eindringlicher und dynamisch dramatischer sein. Ein Schönfärber ist der Dayens übrigens bei aller Hingabe nicht. Noch ein Hochgenuss, wenn bei David Sylvians „When Poets Dreamed Of Angels“ von der Secrets Of The Beehive die Gitarren groß und differenziert im Raum stehen, davor die Stimme von Sylvian – minimal kühl vielleicht –, später dann der Rhythmus des Schlagwerks groß und auch mit Wucht mitten im Zimmer.
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