In den folgenden Tagen genieße ich auf dem Melco gespeichertes Musikmaterial oder solches von meinem Qobuz-Highres-Zugang, den ich ebenfalls per Melco erreiche. Frappierend empfinde ich immer wieder, welche Feinzeichnung und Genauigkeit in der Detail-Information. aber auch welches Timing der FLS 10 den Lautsprechern ermöglicht, ja aufzwingt. Er kombiniert Neutralität mit Leben und Spielfreude. Nie klingt etwas harsch, nie klingt etwas langweilig. Diesen Bändchen-Dipol-Strahlern ist der neue Audia Flight ein perfekter Partner. Leonard Cohens „Hallelujah“, interpretiert mit vielstimmigen Gesang vom Pentatonix Ensemble, wird mit kraftvollen männlichen und weiblichen Stimmen ergreifend vorgetragen. Auch die Oldies „Proud Mary“ oder „It Came Out Of The Sky“ von Creedence Clearwater Revival gerieten mit diesem Verstärker im Qobuz-192 kHz-Streaming zum fetzigen und mitreißenden Vergnügen. Vor allem der kontrollierte Bass imponierte und sorgte gefühlt für den richtigen Vorwärtsdrang. Der Ohrwurm „Hey Now“ der Indie-Pop-Band London Grammar imponierte durch sauberen, mächtig druckvollen Synthesizer-Tiefbass und die hautnahe Stimme von Frontfrau Hannah Reid. Was der Audia Flight an Präzision an den Dipol-Flächen-Strahlern erreicht, ist einmalig. Dies gilt in noch höherem Masse für orchestrale Musik wie Stravinskys „Pulcinella Suite“ mit dem New York Philharmonic und Pierre Boulez. Wunderschön seidig, klar und farbig inszeniert der FLS 10 das Orchester und die Solo-Instrumente.
Äußerlich macht der Audia Flight FLS 10 einen wirklich gediegenen Eindruck. Dies verdankt er seiner hochwertigen Gehäuse-Verarbeitung und dem sichtbaren Material-Aufwand. Massives Aluminium kommt hier reichlich zum Einsatz. Diese Wertigkeit unterstreicht das typische Audia Flight Fenster auf der Front, das aussieht wie ausgebreitete, weite Flügel und in blauen Lettern auf schwarzem Grund manch Wissenswertes anzeigt. Das große, optisch gekoppelte Schwungrad als Lautstärke-Regler gefällt durch seine Sensibilität. Will man große Sprünge machen, spürt der Sensor dies an einer kurzen, heftigen Dreh-Bewegung. Beim behutsamen Drehen verändert der Optokoppler in feinen Schritten den Pegel. Da möchte man die solide und ergometrisch angenehme Metall-Fernbedienung gerne mal beiseite lassen. Sechs metallene, auf der Front nebeneinander angeordnete Druckschalter haben folgende Funktionen: „On“ erweckt den Verstärker aus dem Standby. Der Schalter für die vollständige Trennung vom Netz befindet sich rückseitig. Rechts daneben befindet sich der „In“-Taster, nach dessen Betätigung Sie den Eingang per Stellrad wählen können. Es folgt „Set“ zum Programmieren diverser Optionen wie individueller Benennung oder Empfindlichkeit der einzelnen Eingänge. Sie können auch nicht benutzte Eingänge aus der Auswahl ausschließen, so dass Sie schnelleren Zugriff haben. Denn der FLS 10 erlaubt keine direkte Anwahl, sondern lediglich das Durch-Tasten von eins bis fünf oder rückwärts. Weiterhin lässt sich jeder Eingang unter Umgehung der Vorstufe direkt auf die Endstufe schalten. Zwischen dritter und vierter Taste leuchtet in rot (Standby) oder blau die Betriebs-LED. Der vierte Taster ist „Mute“ und fährt den Pegel zügig, aber nicht schlagartig runter oder rauf auf die ehemalige Einstellung. Dies ist übrigens auch so, wenn Sie mit dem „On“-Schalter in oder aus dem Standby gehen. Der Audia Flight kehrt in den vorherigen Zustand zurück. Ob „Mute“ ganz auf stumm oder einen leisen Pegel herunterfahren soll, kann man programmieren. Der fünfte Schalter „Phase“ invertiert die Lautsprecher-Ausgänge um 180 Grad. Dies kann bei einigen Aufnahmen hilfreich sein oder bei Bi-Amping, wenn man eine Endstufe eines anderen Herstellers anpassen will. Der sechste Taster „SPK“ schaltet die Lautsprecher ab, falls Sie den daneben liegenden Klinke-Kopfhörer-Ausgang nutzen wollen. Dem habe ich mich kurz gewidmet und möchte ihm ein Kompliment machen. Wenn auf die Lautsprecher verzichtet werden muss, liefert der Kopfhörer-Anschluss eine großartige Alternative. Das bislang Positive Wahrgenommene dürfen Sie auch auf ihn beziehen. Das hat wohl seinen Grund darin, dass es keinen speziellen Kopfhörer-Verstärker im FLS 10 gibt. Vielmehr liefert die Endstufe selber auch hier die Energie und ihren Charakter.
Die Rückseite verdient ebenfalls Beachtung: Die Symmetrie des Doppel-Mono-Konzepts ist deutlich zu erkennen. Auf jeder Seite gibt es zwei XLR-Eingänge, drei Cinch-Eingänge, einen XLR-Ausgang, zwei Cinch-Ausgänge sowie pro Kanal zwei Paar Lautsprecher-Anschlüsse. Diese sind nicht separat wählbar, sondern parallel geschaltet, um optimales Bi-Wiring zu ermöglichen. Zwei großflächige Blenden aus massivem Aluminium bedecken die Steckplätze für einen optionalen Phono-Einschub und eine digitale Wandler-Einheit. Diese sind zur Zeit noch nicht erhältlich. Somit ist der FLS 10 aktuell ein reiner Hochpegel-Vollverstärker.