Dabei agieren die Buchardt Audio S300 MKII aus einer großen Ruhe und Lockerheit heraus. Vielleicht kennen Sie das von analogen Masselaufwerken. Einige sind so fett, dass sie eine Grabesruhe verbreiten und sonst nicht viel passiert. Es gibt aber auch welche, die aus ihrer Souveränität heraus Fluss, Geschwindigkeit und Rhythmus entwickeln. So in etwa muss man sich das bei den Buchardt vorstellen.
Dazu kommt ein großartiges Differenzierungsvermögen, ohne jemals plakativ zu wirken. Wird ein Vibraphon (Elbtonal Percusssion, Milt Jackson) gespielt, bekommen die einzelnen Anschläge ihre eigene Bedeutung, ohne deswegen in den Vordergrund zu treten. Congas oder Djembes sind feindynamisch sehr gut abgestuft, das Timing ist hervorragend. Dies passiert so alles nebenbei, bleibt aber jederzeit nachvollziehbar und geht bei steigender Komplexität nicht unter. Kleine Synthesizer-Spielereien im Hintergrund sind gar nicht so belanglos, sondern laufen im Kreis, auf und ab oder sind doch einfach nur ein Loop, bei dem man Anfang und Ende klar benennen kann. Oder an diesen Bass da („50 Words for Snow“ von eben diesem Album von Kate Bush), den ich schon so lange kenne, ist doch tatsächlich ans Ende des Anschlags eine ganz leise Melodieschleife rangebastelt worden. Das prominente Schlagzeug und die Percussion sind hervorragend nachzuvollziehen: Unterschiedlich starke und schnelle Anschläge in der Begleitung lassen sich nebenbei problemlos verfolgen. Nur ist das eben nicht so, dass man da ständig hinhören muss, es ist einfach da und treibt den Rhythmus voran. Mit anderen Worten, die Buchardt Audio S300 MKII gehen richtig ab, machen Spaß und haben einen hohen Fußwippfaktor. Sehr spannend.
Einen Härtetest mussten sie auch überstehen. Mein Bruder war zu Besuch. Er liebt Orgelmusik und verfügt über einen Fundus an Originalaufnahmen bestimmter Orgeln, die er auch selbst gehört hat. Und er hat immer einen Stapel CDs dabei, wenn er kommt. Normalerweise will er mir dann immer etwas „zeigen“, und ich bin nun mal kein so großer Fan dieses Instruments. Diesmal war alles ganz einfach. Er saß stundenlang vor der Anlage, hörte Solo-Orgelwerke von Praetorius, Weckmann und anderen, und ich hatte meine Ruhe. Hinterher berichtete er, dass er die Instrumente jeweils genau erkannt hatte, so die Orgel in der Abtei Himmerod mit ihrem Klangcharakter und den sechs Sekunden Nachhall.
Was aber immer wieder schwer zu beschreiben ist, ist, wenn ein Lautsprecher punktgenau spielt. Beispiel: Ein Orchester steigert sich ganz langsam bis zu einem Crescendo. Wenn kurz davor die Spannung kaum erträglich ist und dann der dynamische Höhepunkt geradezu erlösend einsetzt und explodiert. Bei den Buchardt scheint dieser Ausbruch am einzig möglichen Zeitpunkt zu kommen. Sie transportieren nicht nur die innere Spannung, sondern auch die große Erlösung. Sehr faszinierend, wenn ein Lautsprecher dies hinbekommt. Geht aber auch ganz banal, wenn Stimmen welcher Art immer so einsetzen, dass man nur denkt: „Ja klar, wie denn sonst?“
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