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Audeze SINE

26.12.2016 // Bert Seidenstücker

Ein iPhone® reicht dann auch nicht mehr aus, um den SINE Hörer richtig auf den Zahn zu fühlen. Der netzverkabelte Kopfhörerverstärker muss ran. Die amerikanischen Singer-Songwriterin und Politaktivistin Ani DiFranco gab mit dem Titel „Napoleon“ den Opener. Di Franco war einer der maßgeblichen Initiatorinnen, die aus einer ehemaligen Kirche ein Kulturzentrum entstehen ließen. Während des Eröffnungfest s2008 entstand das Album Live at Babeville, entsprechend euphorisch die Stimmung im Saal – unzählige Zwischenrufe und Freudensbekundungen legen davon Zeugnis ab. Audezes SINE artikuliert jeden Einzelnen davon, und wenn sich Ani zu Beginn des Refrains unvermittelt beim Publikum bedankt, so ist die Empfängerin des Lobes bekannt, sang doch eine Dame im Parkett kraftvoll die Textzeile vor. Diese Detailfreude und Klarheit wird aber nicht mit einer ungebührlichen Präsenz erkauft. Im Gegenteil, betont neutral und mit dem richtigen Schwung erreicht der Vortrag die Hörnerven.

Eine liebevolle Verarbeitung bis ins Detail zeichnet den SINE aus
Eine liebevolle Verarbeitung bis ins Detail zeichnet den SINE aus

Für einen Flächenstrahler ist die Königsdisziplin die wohldosierte exakte Wiedergabe der tiefen Frequenzen. Holen wir doch zur Überprüfung einen Klassiker aus dem Datenbestand. Oskar Peterson lässt sich bei „You look good to me“ von Ray Brown trefflich am Akustikbass begleiten. Zuerst gestrichen und nach ein paar Takten gezupft, regt das große Instrument die hauchdünne Folie im Hörer an. Ohne Blähungen wird der mächtige Holzkörper mit seinen schwingenden Saiten so lebensecht reproduziert, dass die Synapsen in der Denkzentrale die Wahrnehmung um die dunkle Farbe des Holzes und dessen typischen Geruch ergänzen. Daneben klappt das Zusammenspiel zwischen Oskar am Klavier und Ed an der Schießbude vortrefflich. Warm und natürlich mit genau der richtigen Tonalität gehen die drei ihrer Arbeit nach.

Der Adapter für den Anschluss an die großen Komponenten, liegt ebenso bei wie ein schicker Transportbeutel
Der Adapter für den Anschluss an die großen Komponenten, liegt ebenso bei wie ein schicker Transportbeutel

Auch wenn die Welt im Moment so garnicht besinnlich ist, Weihnachten steht unübersehbar vor der Tür. Heuer haben wir den obligatorischen Konzerttermin mit dem Weihnachts-Oratorium von Bach verpasst, nun muss die Konserve aushelfen. Rene Jacobs fügte im Jahr 2004 den unzähligen Einspielungen eine fulminante hinzu. Dorothea Röschmann und Andreas Scholl als Solisten werden stimmlich vom Rias Kammerchor unterstützt. Die Tontechniker lieferten, wie aus dem Hause Harmonie Mundi gewohnt, ganze Arbeit ab. Eine Aufnahme farbenprächtig in den Mitten, dazu fein verästelt im Hochton und dennoch voller Saft und Kraft. „Jauchzet, Frohlocket, Auf, Preiset Die Tage“ ist folgerichtig kein elegisch vorgetragener Choral sondern musikalische Lebensfreude: Emotionen die mühelos durch die kleinen Wandler vermittelt werden. Obschon im Hochton nicht spitzfindig, artikulieren sich die Stimmen fest umrissen, die Streicher perlen mit dem richtigen Glanz. Wobei sich das Spektakel in einem etwas kompakteren Spielraum abspielt, eine ausufernde Räumlichkeit ist bei solch Gehörgang nahen Schallerzeugern auch nicht zu erwarten.


  • oBravo Cupid

    Was muss denn unser Wunsch-In-Ear alles können? Also, geschmeidige, transparente und dreidimensionale Mitten und Höhen mit einer riesigen Bühne, präzises Abbildungsvermögen, frische Dynamik und dazu ein tiefer, kontrollierter und farbiger Bass. Und das alles für kleines Geld. Das wars eigentlich schon. Ok, den gibt es nicht. Aber ich hätte hier etwas von der taiwanesischen Firma oBravo für Sie. Sozusagen die Einstiegsdroge. Ob diese nun unter das Betäubungsmittel-Gesetz fallen würde, wollen wir in diesem Bericht ermitteln.…
    22.11.2019
  • MrSpeakers Ether 2

    „Frequenzgang? Ja!“ Das steht genau so im Datenblatt des Ether 2, dem neuen Magnetostaten-Flaggschiff des kalifornischen Herstellers MrSpeakers. Mit Superlativen in Sachen Frequenzgängen muss sich der Kopfhörer nicht schmücken, sein hervorragender Ruf eilt ihm voraus. Nicht nur deshalb bin ich sehr gespannt auf einen ausführlichen Test. Das Design des Ether 2 zieht mich unweigerlich an. Aktuell einer der schönsten Kopfhörer, die der Markt zu bieten hat. Sehr filigran, elegant und zeitlos. Kein Detail zu viel…
    24.09.2019
  • Vision Ears Erlkönig

    O tempora o mores! Testet Hifistatement jetzt schon Hörgeräte? Audiophile Hörgeräte zum Jungfühlen? Keine Sorge, soweit ist es noch nicht. Noch nicht! Aber eine Art Hörgerät ist das Ganze ja irgendwie doch. Was reitet nun jemanden, der normalerweise mit einer abgefahrenen Röhrenanlage und Feldspulenlautsprechern hört, sich diese Stöpsel – Originalton meiner Frau – ins Ohr zu stecken? Ganz einfach, weil die Musik damit verdammt viel Spaß macht. Und zudem noch hervorragend klingt. Scherze, wie der…
    06.08.2019
  • Hifiman Jade II

    Jade hat in der Chinesischen Kultur und Mythologie einen hohen Stellenwert. So ist es nicht verwunderlich, dass Hifiman bei der Neuauflage des Jade-Elektrostaten dem Namen treu bleibt und lediglich eine II hinzufügt. Im Test stelle ich fest, dass der Kopfhörer nicht nur ein Schmuckstück ist, sondern klanglich an sein elegantes Äußeres anknüpft. In der Produktlinie von Hifiman, dem von Dr. Fang Bian ursprünglich in New York gegründetem und inzwischen von Tianjin, China aus operierenden Unternehmen,…
    11.06.2019
  • Cayin HA-300

    Der chinesische Hersteller präsentiert mit dem HA-300 ein als Kopfhörerverstärker ausgewiesenes Gerät mit der Triode 300B, bei dem es sich gleichzeitig um eine ausgewachsene Single-Ended-Endstufe mit separatem Röhrennetzteil handelt. Mir ist sofort klar: Dieses Teil muss zum Test zu mir! Wie so häufig im Leben kommt es auf den Standpunkt an. In Fall des Cayin HA-300 kam mir zunächst folgende Frage in den Sinn: Handelt es sich hierbei tatsächlich um einen Kopfhörerverstärker, der sich auch…
    25.10.2018
  • Sonoma Acoustics M1

    Für mich schien das Thema Kopfhörer abgeschossen: Dessen hatten sich in letzter Zeit zwei besonders Kopfhörer-affine und kompetente Kollegen angenommen. Aber bei einem Komplettsystem mit neuer Technologie, das den Namen der bekannten Sonoma-DSD-Aufnahme-Workstation trägt, kann ich einfach nicht widerstehen. Hinzu kommt, dass Finn Gallowsky, einer unserer beiden Kopfhörerspezialisten, in seinem Bericht über die CanJam ausgesprochen positiv über den M1 schrieb. Grund dafür war weder ein Wahnsinns-Bass noch eine außergewöhnlich feine Auflösung. Der Kollege pries vor…
    22.06.2018

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