tests/16-10-14_auris
 

Auris Adagio 300B

14.10.2016 // Jürgen Saile

Wer also einen warmen, wohligen und undifferenzierten Röhrensound erwartet, den muss ich leider enttäuschen. In der Mittenwiedergabe liegt sicher eine der Stärken dieser Konstruktion, es klingt aber nicht nach Omas Dampfradio. Die der 300B nachgesagte Schwäche in der Bassdefinition ist hier auch nicht zu hören, der Bass ist knackig und wird mit sehr vielen Farben abgebildet. Offensichtlich liegt diese oft beschriebene Schwäche nicht an der 300B, sondern an der Schaltung und dem Umfeld der Röhre. Gut zu hören ist dies bei dem Bassisten Anthony Jackson, der seit einiger Zeit mit der Japanerin Hiromi Uehara auf Tour ist. Die Pianistin mit dem Kindergärtnerinnen-Lächeln während ihrer Improvisationen hat einen sehr dynamischen Stil entwickelt, der von Jackson kongenial unterstützt wird. Jackson hatte sich seinerzeit von der renommierten Firma Fodera einen Halbakustik E-Bass bauen lassen, der einen sehr speziellen Ton entwickelt. Dies kann man mit der 300B hervorragend heraushören, der leicht akustische Sound geht hier im Bandgefüge nicht unter. Dies ist keine Selbstverständlichkeit, ich habe dies in anderen Konfigurationen oftmals vermisst.

Auris verwendet keine Bauteile aus der HiFi-Haute Cuisine, sondern solide Industrieware. Alles sauber aufgebaut, lediglich die frei schwebenden Elkos oben am Sockel der 6SN7 passen nicht so ganz ins Bild. Möglicherweise wurde hier nachträglich das Schaltungsdesign noch geändert
Auris verwendet keine Bauteile aus der HiFi-Haute Cuisine, sondern solide Industrieware. Alles sauber aufgebaut, lediglich die frei schwebenden Elkos oben am Sockel der 6SN7 passen nicht so ganz ins Bild. Möglicherweise wurde hier nachträglich das Schaltungsdesign noch geändert

Das Ding ist so gut, dass es sich durchaus einmal lohnen würde, eine ELROG 300B einzusetzen. Zumindest kenne ich von den 211er Typen her, was sich hiermit noch an Klangpotenzial auftut. Freundlicherweise hat mir der Besitzer der neu gegründeten Firma ein Paar 300B für diesen Test zur Verfügung gestellt. Die ELROG kann problemlos gegen eine herkömmliche 300B getauscht werden, die Spezifikationen hierfür entsprechen denen von Western Electric. Einen technischen Unterschied gibt es aber doch, die Heizfäden bestehen hier aus thoriertem Wolframdraht und arbeiten bei höheren Betriebstemperaturen. Deshalb leuchten sie sehr hell.

Es ist erstaunlich, was sich durch den Austausch der Endröhre tut, wobei gesagt werden muss, dass die EH 300B keineswegs schlecht war, im Gegenteil. Aber das bessere ist des guten Feind. Die Instrumente werden noch plastischer abgebildet, der Hochtonbereich ist feiner aufgelöst. Die Musik wirkt noch spannender und intensiver. Interessant ist dabei, dass der Verstärker die Unterschiede zwischen den beiden Röhren sehr deutlich und nicht nur als Nuance zeigt. Kurz gesagt, mit der ELROG 300B wird der Verstärker noch einmal um ein Level angehoben.

Es gab einmal ein Live Konzert mit dem schwedischen Bassisten Jonas Hellborg und seinem Gitarristen Shawn Lane. Ausnahmsweise spielen die beiden dabei auf akustischen Instrumenten der Firma Ovation. Diese unterscheiden sich von anderen Instrumenten durch das Korpusmaterial mit dem künstlerischen Namen Lyrachord. Hier handelt es sich um einem Fiberglasverbund auf den eine Fichtendecke aufgeleimt wurde. Diese Konstruktion führt zu einem vollständig eigenen Ton, den man sofort wiedererkennt, wenn man ihn einmal gehört hat. Dieser hat mitunter einen leichten Plastikbeigeschmack, den man als Musiker mögen muss. Darum soll es aber hier natürlich nicht gehen, sondern die Frage ist, ob so etwas über eine Musikanlage überhaupt hörbar ist. Das sind nun sicher Nuancen, aber dieser akustische Plastiksound kommt über die Kombi Adagio - ELROG hervorragend rüber. Nebenbei natürlich auch alle Geräusche aus dem Publikum, die Raumakustik und der ganze Beifang, der mit der Musik eigentlich nichts zu tun hat.


  • Mastersound Dueundici

    Die italienische Hersteller Mastersound ist bekannt für seine feinen Röhrengeräte, die über eine hohe Fertigungstiefe bis hin zu selbst gewickelten Trafos und Ausgangsübertragern verfügen. Für Fans von Kleinleistungsverstärkern wie mich ist daher der zweimal elf Watt leistende Röhrenvollverstärker Dueundici von besonderem Interesse. Zwar bin ich bereits häufiger zum Beispiel auf Messen oder bei Fachhändlern Geräten von Mastersound über den Weg gelaufen, allerdings hatte ich noch nie die Gelegenheit, mir eins dieser Geräte intensiver anzuhören. Beziehungsweise…
    20.08.2019
  • ZeroUno PLUS

    Vor ungefähr einem Jahr hatte ich mit dem ZeroUno DAC einen Digital-Analog-Wandler zum Test, der wie eine kleine Röhrenendstufe aussah und der mich damals mit seinem Klang so richtig begeistert hatte. Als ich mich seinerzeit mit Ingenieur Mario Canever ausführlich über die Technik des ZeroUno DAC unterhielt, kamen wir beim Punkt der hochwertigen Röhrenausgangsstufe fast zwangsläufig auch auf das Thema analoge Line-Eingänge zu sprechen. Technisch seien ein oder mehrere Line-Eingänge kein Problem, er habe selbstverständlich…
    29.04.2017
  • MastersounD DueVenti

    Als sich der MastersounD DueVenti zum Test ankündigte, sorgte das bei mir nach inzwischen mehreren beeindruckenden Begegnungen mit Geräten aus kleinen italienischen Hifi-Manufakturen für große Spannung und auch Vorfreude. Auch MastersounD aus Vicenza in Norditalien ist so ein inhabergeführtes mittelständisches Unternehmen, in dem fast alles selbst gemacht wird. Man ist stolz darauf, keine vorbestückten Platinen aus Billiglohnländern zu verwenden, das macht man dann lieber selbst. Bei der Schaltung lassen sich die Brüder Luciano und Lorenzo,…
    21.02.2017
  • Ayon Scorpio

    Das muss ein Ayon sein, den erkenne ich sogar aus der Ferne und ohne Brille! Was hier als schmales Hemd daherkommt – zumindest aus Ayon-Sicht - stellt das Einsteigermodell der Firma in die Welt der Röhren Monoblöcke dar. Ich muss zugeben, das Design gefällt mir, keine Rallye-Streifen, kein tiefer gelegter Auspuff, nichts aus der Glamourwelt. Die Gehäuse sind makellos solide gebaut und mit 15 kg pro Gerät noch gut transportabel. Sagt mein Kreuz. Insgesamt macht…
    23.01.2017
  • Lyric Ti 140

    Die hessische Marke Lyric ist die Konsequenz aus über viele Jahre Entwicklung und Vertrieb von Röhrenverstärkern gewachsener Erfahrung. Hohe Ansprüche nicht nur an den Klang lassen hier ein Geräte-Sortiment entstehen, das unter Kennern großes Interesse weckt. Das Portfolio von Lyric Audio ist überschaubar: Es besteht aktuell aus dem bemerkenswerten zweiteiligen Phonovorverstärker PS 10 und nunmehr drei Vollverstärkern. Thomas Deyerling und Entwickler Stefan Noll stellen Qualität vor Produktvielfalt. Schließlich sind sie mit der chinesischen Marke Cayin…
    22.02.2016
  • Audio Exklusiv P7S und P14

    Da haben sie sich wirklich Mühe gegeben, damit nicht der Eindruck entsteht, diese Geräte wären an dieser Stelle schon einmal vorgestellt worden: Audio Exklusiv-Chef Andreas Schönberg bei der Auswahl der Fronten der Vor-Endstufen-Kombination und unser Fotograf Helmut Baumgartner bei ihrem Arrangement für den Aufmacher. Vor etwa fünf Jahren ging es dieser Stelle um den P7 und den P1, die mich vor allem mit ihrem außergewöhnlich guten Preis/Klang-Verhältnis begeisterten. Jetzt geht es um den P7S und…
    15.02.2016

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.