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MEE audio Pinnacle P1

10.09.2016 // Bert Seidenstücker

Für die genaue Klassifizierung zieht es mich in geschlossene Räume, fordern doch hier am Ufer Rennradler und elektrisch unterstützte Peladeure zuviel Aufmerksamkeit ein. Doch bevor die Räder wieder rollen, transformiert der P 1 durch Tausch des Kabels zu einem Head Set. In dem gleichlangen Leiter ist das Mikrofon und eine Fernbedienung integriert. Klanglich fällt die Strippe deutlich ab, seine Kernkompetenz verrichtet es allerdings gekonnt. Die Stimmen der Telefonpartner werden für beide Teilnehmer klar durchzeichnet übertragen, mein Gegenüber merkte nur eine leichte Schärfe beim gesprochenen Wort an. Auch in einem lauten Umfeld stand das Gespräch dank einer effizienten Unterdrückung der Störgeräusche im Mittelpunkt. Gemessen an der Größe lassen sich die Tasten im Kabel gut bedienen, die Umsetzung der Befehle erfolgt ohne Fehl und Tadel. Zuhause angekommen zwang mich die im mobilen Einsatz praxisgerechte 1,30 m lange hochwertige Zuleitung nah an den Kopfhörerverstärker, so dass abermals der Hörsessel geschont wurde.

Die gewählte Form passt perfekt in die Ohrmuschel
Die gewählte Form passt perfekt in die Ohrmuschel

Richard Wagners Tristan und Isolde „Akt 1 Prelude“ ist emotional ein ganz dickes Brett. Zu diesen Klängen pulverisierte Regie-Enfantterrible Lars van Trier im Film Melancholia unseren Planeten – mehr in Noten gefasstes Verhängnis geht nicht. Karl Böhm dirigierte 1966 die während der Bayreuther Festspiele entstandene Live-Aufnahme, die trefflich die Bühnenatmosphäre einfängt. Räumlichkeit steht hier im Wortsinne für das entführen in den Aufführungsraum mit seinen Vokalakteuren sowie dem musizierenden Orchester.

Im Gegensatz zu – guten – Lautsprechern, fällt es einer großen Anzahl von Kopfhören schwer so direkt am beziehungsweise im Ohr eine derartige Virtualität zu entfalten. Nicht so der P1, spannt er doch weit über die Dimensionen des Kopfes hinaus eine Kulisse, in der die Musiker glaubhaft agieren können. Wobei einzelne Spieler respektive Orchesterteile nicht zu Lasten des Gesamteindruckes fokussiert werden. Anmutig ohne unpassende Süßlichkeit gelingt die Reproduktion der für Streicher und Bläser so wichtigen mittleren Frequenzen, weiter oben im Spektrum strahlt der nötige feine Glanz, wenn auch nicht mit der letzten Intensität. Es fällt leicht, lange in die Musik einzutauchen, so unprätentiös harmonisch gelingt der Vortrag.

Spätestens seit der EM wissen wir, Island beherbergt nicht nur Vulkane mit unaussprechlichen Namen, sondern auch ziemlich verrückte Menschen, die neben einer großen Affinität zum runden Ball eine überaus positive Einstellung zu jeder Art von Künsten hegen. Folgerichtig gibt es auf der Insel südlich vom Polarkreis fast so viele Musiker wie Elfen – Emilíana Torrini oder Sigur Rós gehören neben Björk zu den international erfolgreichen Pop-Künstlern. Aber auch die Jazz-Szene ist rege. Die Brüder Omar, Gitarre und Bass, und Oskar Guðjónsson, Saxophon, sind die eine Hälfte des Quartett ADHD, Davíð Þór Jónsson, Tasten sowie Bass, sowie Magnús Trygvason, Schlagzeug, stellen Nummer drei und vier. Ihr fünfter Longplayer ADHD 5 ist Schwermut in konzentrierter Form – perfekt für graue Wintertage. Mit dem Pinnacle fällt es leicht, den vier Musikern auf ihre Heimatinsel zu folgen, so formvollendet ausgewogen versetzen die mitunter rauen Töne das Trommelfell in Bewegung.


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