tests/16-07-29_dayens
 

Dayens Ecstasy III Custom 2

29.07.2016 // Wolfgang Kemper

Bemerkenswert sind die Cinch-Anschlüsse für Tape-In und Tape-Out. Hierbei handelt es sich um eine echte Monitor-Schleife zur Hinterband-Kontrolle, die mittels eines soliden Drehschalters auf der Front betätigt wird. Sagen Sie nicht, so etwas sein anachronistisch. Am Audio Markt gibt es ein steigendes Interesse an hochwertigen Tonbandkopien und somit auch für Tonbandmaschinen. Ob man selber aufnehmen möchte und die Monitor-Funktion braucht, bleibt eine offene Frage. Jedoch für eine andere, moderne Geräte-Gattung lässt sich diese Monitor-Schleife prima verwenden: Sie können komfortabel jegliche Art von Equalizer integrieren und bequem umschalten auf Mit- und Ohne-Betrieb. Dabei denke ich weniger an die klassischen graphischen oder parametrischen Equalizer. Hingegen sind moderne, digitale Raum-Kontroll-Prozessoren in manchen Fällen eine wirklich sinnvolle Ergänzung in der heimischen Audio-Kette. Es ist nicht zu unterschätzen, welch klanglicher Mehrgewinn damit möglich ist, wenn die räumlichen Gegebenheiten suboptimal sind. Sollten Sie weder die Tape-Funktion noch für das Einschleifen eines Prozessors benötigen, so haben Sie zumindest einen fünften Eingang und wer weiß, wozu man die Monitor-Schleife künftig noch brauchen kann. Schließlich ist eine Investition in den Ecstasy III für die Meisten eine Langzeit-Investition. Dass Dayens diesen Verstärker für viele, viele Jahre des Hörvergnügens baut, bestätigt der Blick ins Innere. Da zeigt sich ein sorgfältiges Layout. So werden die Bedienungselemente per Gestänge direkt auf der Platine betätigt. Kabelumwege mit entsprechenden Verlusten werden so vermieden. Die verwendeten Bauteile sind hochkarätig. Die Lautstärke regelt das motorisch unterstützte Alps RK27MC Blue Velvet Potentiometer. Zwei Paar bipolare Transistoren von Toshiba je Kanal generieren 100 Watt an acht oder 150 Watt an vier Ohm. Mundorfs MLytic AG Elektrolyt-Kondensatoren sind neben den bereits erwähnten Mundorf MCaps Supreme SilberGold verbaut. Ein 400-Watt-Ringkern-Trafo dominiert vielversprechend das Netzteil. Auch wenn im überdurchschnittlich schweren Gehäuse noch Platz ist, erfreuen der saubere Aufbau und das eingesetzte Material.

Ein geordneter Aufbau mit kurzen Wegen im Inneren
Ein geordneter Aufbau mit kurzen Wegen im Inneren

Die dicke, unten mit schöner Linienführung gestaltete Aluminium-Front des Ecstasy III ist auch ein Unterscheidungsmerkmal zu den berühmten Low-Budget-Verstärkern aus dem Hause Dayens. Auf ihr sind sechs Elemente untergebracht: Links der Ein-Aus-Kippschalter, symmetrisch gegenüber rechts das beinahe unsichtbare Fenster für den Infrarot-Sensor. Dem Ecstasy III ist keine hauseigene Fernbedienung beigelegt, Dayens bietet auch keine an. Falls Sie die Lautstärke fernbedienen möchten – nur diese einzige Funktion ist möglich – benutzen Sie bitte irgendeine frei programmierbare Infrarot-Fernbedienung Ihrer Wahl. Zwischen dem zur Mitte hin angeordneten Monitor-Drehschalter links und dem Eingangs-Wahl-Drehknopf rechts befindet sich der größere Lautstärkesteller mit umlaufenden Markierungen zur Rekonstruktion gewünschter Pegel. Eine kleine, grüne Betriebs-LED ist kaum zu sehen, wenn man sich vor dem Gerät nicht auf Augenhöhe befindet. Sie ist nämlich tief in die dicke Aluminium-Front eingelassen. Das Lämpchen ist auf Entfernung, am Hörplatz gut, aber nicht gleißend hell sichtbar.

Gut zu sehen: das Alps Motor Poti RK27MC Blue Velvet und die Kondensatoren von Mundorf
Gut zu sehen: das Alps Motor Poti RK27MC Blue Velvet und die Kondensatoren von Mundorf

Ich musste dem Ecstasy III schon etwa zwei Stunden Einspielzeit gönnen, bevor er meine Audio-gd / Spectral DMA-100 Vor-End-Kombi an den Legacy Audio Signature SE Premium ablösen durfte. Dieser Lautsprecher steht seit nunmehr etwa zwei Monaten in meinem Musikzimmer zum Test ,und der Spaßfaktor ist nicht nur ungetrübt, sondern wächst stetig. Zu diesem Vergnügen kann der Ecstasy III Custom 2 leicht beitragen, weil er zwar etwas anders, aber keineswegs weniger zu bieten hat als mein Audio-gd / Spectral Set. Nur kostet er erfreulicherweise einen Bruchteil. Im Laufe der folgenden Hör-Stunden und Tage gewann er zusätzlich an Musikalität, wurde noch feinsinniger und detailgenauer. Vater und Sohn Dobrins scheinen einen musikalischen Charakter kreiert zu haben, der gelungen ausbalanciert ist zwischen angenehmen Timbre und Transparenz. Es gibt nichts zu beanstanden. Der Ecstasy III Custom-2 besticht bei allen Musik-Stilen mit seiner zarten Wärme. Dabei gibt er auch nicht den kleinsten Anreiz, ihn der Schönfärberei zu beschuldigen. Dennoch klingt er schön.


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