Hochtöner und Mitteltöner stammen aus dem professionellen Bereich der Musikreproduktion. Jedes der drei Chassis kommt von einem anderen Hersteller So viel Knowhow und Marktübersicht muss ein Entwickler-Team auch erst einmal besitzen, um die Chassis ausfindig zu machen und stimmig miteinander kombinieren zu können. Bei der Model One wurde von Grund auf alles eigens und neu angedacht, erforscht und entwickelt. Man hatte ja Zeit, wohl auch Geld und vor allem das Ziel, etwas Neues zu schaffen, das so derzeit schwer zu finden sein dürfte und in diesem Preissegment vielleicht gar nicht. Denn die musikalische Abstimmung sollte sich von dem unterscheiden, was heute klanglich Mode zu sein scheint. Transparenz, Durchzeichnung, Räumlichkeit, Detailreichtum sind erstrebenswerte Attribute guter HiFi-Komponenten. Bei modernen Lautsprechern geht dies leider nicht selten mit einer gewissen Frigidität des Gesamtklanges einher. Igor Kante erinnerte sich, als er das Ubiq Audio Projekt begann, an den Klang früherer Größen wie Altec Lansing oder Acoustic Research. Er nahm das Klangbild solcher anerkannten Lautsprecher-Legenden der Vergangenheit in gewisser Weise als Referenz zur tonalen Einstimmung seines neuen Sprösslings. Das konnte ich nachempfinden, als ich die Model One in meiner Wohnung in Betrieb nahm. Der Klang weckte Erinnerungen an den warmen Sound der siebziger und achtziger Jahre. Ich behaupte wirklich nicht, den Klang von damals noch im zu Ohr zu haben. Aber das Langzeitgedächtnis sagt mir doch, dass eine tonale Verwandtschaft besteht zu den damals in meinem Umfeld verbreiteten Lautsprechern von Leak, Janszen, Sony (aktiv), Acustic Research LST oder Infinity und meinen eigenen dreiflügeligen Magneplanar Tympani. Räumliche Transparenz und farbenreiche Feinzeichnung wie wir sie heute auch von recht preisgünstigen Lautsprechern kennen, gab’s seinerzeit nur für viel Geld. Da hat sich viel zum Positiven getan in all den Jahren. Die überragende Infinity Reference RS 1, die in für stattliche 150000 D-Mark in der Preisliste stand und die ein gut betuchter Freund von mir sein eigen nennen konnte, war seinerzeit das Maß der Dinge. Sie vereinte Klangfarbe mit Wärme, Raum und holographischer Analytik. Das erforderte jedoch auch einen entsprechenden Raum und ein höllisch aufwändiges Front-End. Nun waren diese Infinitys mit ihren vier mannshohen Gehäusen auch optisch Boliden.
Da ist die Ubiq Audio Model One mit ihren 118 Zentimetern Größe vergleichsweise zierlich. In Wirklichkeit ist sie zwar im Wohnraum etwas auffälliger proportioniert als ich es von den einleitend erwähnten Bildern erwartet hatte. Die Design-Leistung von Janez Mesarič verleiht ihr jedoch einen hohen Objekt-Wert. Sie gehört keineswegs versteckt. Wie alle für anspruchsvollen Hörer gefertigten Lautsprecher bedarf sie ein wenig Aufmerksamkeit bei der Aufstellung. Ich habe sie deutlich in Richtung Hörplatz angewinkelt. Sie muss nicht frei im Raum stehen, sondern darf ruhig die Wand im Rücken spüren. Dann öffnete sich der Klangraum großartig mit fülliger Tiefe.
Der auffällige Hochtöner ist mit einem hart aufgehängten 20 Zentimeter Konus-Chassis mit Wellensicke aus Italienischen Hersteller für den Mitteltonbereich kombiniert. Es ist mit einem speziellen Öl beschichtet, das seinen Ursprung im italienischen Instrumentenbau haben soll. Der Korb dieses Chassis ist direkt unterhalb des Hochtonkorbes in die Schallwand eingelassen. Sehr viel weiter unten, genauer gesagt mit 23 Zentimetern Korbabstand ist der 30-er Tieftöner platziert. Diese bodennahe Anordnung ermöglicht eine Verstärkung der unteren Tieftonlagen, so dass die Model One je nach Raumgegebenheiten im Idealfall recht linear bis 25 Hertz hinunter arbeiten kann statt der nominal angegebenen 40 Hertz im schalltoten Raum. Der Tieftöner arbeitet in einem geschlossenen Gehäuse. Alle drei Treiber besitzen überdimensionierte Schwingspulen, die für einen souverän überlegenen Antrieb sorgen. Unlängst habe ich den Ärger eines Freundes erleben müssen, der ein Paar hochwertige Lautsprecher neu erwarb. Mindestens einhundert Stunden Einspielzeit sollte er sich gedulden bis die neuen Boxen so klangen, wie er sie kennengelernt hatte. Das ist eine verdammt lange Geduldprobe. Da hingegen kommt mit Ubiq Audio Freude auf. Denn die drei Chassis werden werkseitig fünfzig Stunden gezielt eingespielt. Auch die Frequenzweiche wird mit Rosa Rauschen beschickt und vorbereitet, damit die Model One gleich nach dem Auspacken für ihren stolzen Besitzer erwartungsgemäß musiziert. Das ist vorbildlich.
Große akustische Bedeutung hat immer das Gehäuse. Hier wurde geklotzt. Ganz selten sind so aufwändige Konstruktionen zu finden und dann stets zu stattlichen Preisen. Das Material unserer Model One ist Okoume Holz, das aus einem Stück geschnitten wird. Dieses gleichmäßige Holz mit recht geringer Härte wird in vier Lagen so gestaltet, dass das Gehäuse im Inneren unterschiedliche Stärken erhält. Gedämmt wird mittels Lagen aus Bitumen, wie sie in der Auto-Industrie Verwendung finden, kombiniert mit natürlicher, ökologischer Schafwolle. Die Ubiq Audio i:st hochwertig verarbeitet: So stammen beispielsweise alle Schrauben und Muttern vom deutschen Hersteller Würth, qualitativ hochwertig und sicher nicht billig. In nicht allzu ferner Zukunft sollen diesem ersten Lautsprecher von Ubiq Audio noch ein kleineres und zwei höherpreisige Modelle zur Seite gestellt werden.