Zwischendurch musste der Mini aber immer mal wieder für Tests in den Hörraum – und später auch ins Wohnzimmer. An meiner Kette stellte sich schnell heraus, dass der Radio-Stream in niedriger MP3-Qualität, die für die Wiedergabe über die Castle-Boxen ausreichte, über die LumenWhite-Schallwandler und die feine Röhren-Elektronik von Einstein und Ayon so flach klang, dass ich auf digitales Radio im Hörraum lieber ganz verzichte. Andererseits hat die Idee von fast grenzenloser Musik aus dem Netz durchaus etwas Verlockendes. Bei Lightning DS sind Zugänge zu Qobos und Tidal bereits vorbereitet. Für Tidal Hifi, das Flac-Files in CD-Qualität streamt, kann man unter http://tidal.com/de/try-now einen 30-tägigen, kostenlosen Zugang anfordern, um das Angebot ausgiebig zu testen. Die Freischaltung in Auralics Lightning DS geht dann problemlos von der Hand. Tidal wirbt damit, über 40 Millionen Musiktitel und 90000 Musikvideos im Angebot zu haben.
Selbst Alben weit jenseits des Mainstreams wie Michel Godards Le Concert des Parfums konnte ich bei Tidal finden. Was liegt da näher, als meinen Lieblings-Test-Titel, die „Improvisation Patrice Heral“, einmal aus dem Netz und einmal von der Festplatte zu hören? Ja, es gibt Unterschiede zwischen beiden, und wie erwartet klingt es von der Festplatte noch einen Tick lebendiger und luftiger. Aber die Unterschiede sind weit weniger groß der beim Aries Mini mit oder ohne SBooster, eher wie die zwischen einem gutem und einem sehr guten USB- oder Ethernet-Kabel. Um neue Musik zu entdecken oder bei alter Rock-Musik in Erinnerungen zu schwelgen, reicht die Qualität von Tidal Hifi allemal. Während des Schreibens höre ich gerade eines der raren Tom-Waits-Alben, das weder im CD- noch im LP-Regal steht: Easy Street – Live and Remastered. Ich weiß jetzt, dass ich den Tonträger nicht kaufen werde, habe das Album aber in Lightning DS unter „Favoriten“ gespeichert. Das Tidal Hifi Abo kostet übrigens 20 Euro monatlich. Dafür bekommt man eine riesige Auswahl und wirklich gute Qualität. Lediglich ECM-Fans werden nicht auf ihre Kosten kommen, da das Label Streaming bisher nicht unterstützt.
Wenn man den bequemen Zugriff auf seine eigenen CDs und die Unmengen an Musik auf Tidal einmal gewöhnt ist, möchte man das so schnell nicht wieder missen. Und deswegen habe ich den Mini auch mal in der Anlage meiner Gattin im Wohnzimmer ausprobiert. Dort ist ein Higher Fidelity 2623 für Quellenwahl und Lautstärkeregelung zuständig und Einsteins The Poweramp treibt eine Acapella Violon VI – klar, dass der Auralic Mini in diesem erstklassigen Umfeld mit dem SBooster BOTW P&P Eco mit SBooster Ultra antritt. Kurz zuvor hatte ich im Hörraum über den Aries Femto und Hugo TT Arild Andersons „If You Look“ vom Album If You Look Far Enough gehört, das die mehrfach überlagerten Perkussionsinstrumente zu einem idealen Test-Track für Feinauflösung und Dynamik machen. Nana Vasconcelos zaubert mit Schellen und Glöckchen einen farbenreichen Rhythmusteppich und setzt mit mächtigen Paukenschlägen Akzente. Ralph Towners Gitarre und Arild Andersons Bass steuern sparsam flächige Sounds bei. Natürlich habe ich den Song im Wohnzimmer dann noch einmal üer Lightning DS angewählt: Und obwohl die Musikdaten nun statt über hochwertige Ethernet-Kabel zum Aries Femto über Wifi zum Aries Mini gelangen, erklingt das perkussive Metall hier noch farbstärker und mindestens ebenso fein differenziert wie über den Hugo TT. Das spricht zum einen für den fantastischen Mittel-Hochtonbereich der Acapellas, zum anderen aber auch für das Auflösungsvermögen des Aries Mini. Da die Violon VI von Haus aus im Tieftonbereich etwas fülliger agiert als die LumenWhite, ist der Mini mit SBooster für mich die ideale Digitalquelle für die Kette im Wohnzimmer. Der logische Schluss: Ich habe einen weißen Aries Mini für die Küche gekauft und einen schwarzen fürs Wohnzimmer.
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