tests/15-12-11_verity
 

Verity Audio Sarastro IIS

11.12.2015 // Dirk Sommer

Für mich ging es nur erst einmal darum, die Sarastro so aufzustellen, dass ich ihren Tieftonanteil – nach den jahrelangen Entbehrungen im oberen Bassbereich – als angenehm empfand. Ein klein bisschen weniger als bei der Position, die ich noch mit Jan Sieveking kurz nach der Lieferung gefunden hatte, durfte es schon sein. Letztlich landete ich etwa fünf Zentimeter weiter von der Rückwand des Hörraums entfernt. Wegen des nicht hundertprozentig ebenen Fliesenbodens musste ich danach die Füße der „Floor Isolation Stands“ minimal nachjustieren. Und das war die reine Freude – zumindest wenn man ansonsten mit Spikes, Kontermuttern und Schraubenschlüsseln hantieren muss. Am jetzigen Standort verwöhnen die Sarastro mit einem soliden, ja satten und gut definierten unteren Frequenzbereich, der auch bei solch extremen Scheiben wie Jonas Hellborgs Elegant Punk nicht aufweicht oder schwammig wird. Dabei gehen die Veritys auch im darüber liegenden Frequenzbereichen ungemein schnell und offen zu Werke. Man kann daher sehr gut nachvollziehen, wie gekonnt der Aufnahmeingenieur den Hall eingesetzt hat. „It's The Pits, Slight Return“ widerlegt dann aufs feinste das Vorurteil, dass ein großes Bass-Chassis langsamer sein muss als mehrere kleine mit derselben Membranfläche. Dieses Slap-Bass-Gewitter würde jeder auch nur ein ganz klein wenig träge Treiber in einen Tiefton-Sumpf verwandeln. Dazu zählt das 280-Millimeter-Chassis der Sarastro aber in keinem Fall. Er sorgt auch in meinem Hörraum für einen sehr homogenen, tief herab reichenden und wohl artikulierten Bass. Einfach Klasse!

Auch im Bass-Reflexrohr findet sich ein Ultimate Tuning Tips
Auch im Bass-Reflexrohr findet sich ein Ultimate Tuning Tips

Danach habe ich dann die Testscheiben im Regal gelassen. Es gab nämlich keine Auffälligkeiten, die einer besonderen Überprüfung bedurft hätten. Schon nach dem ersten Tag war klar, dass ich mich bei den anstehenden Tests anderer Komponenten auf die Veritys genauso gut verlassen konnte wie auf inzwischen ein Jahrzehnt lang vertrauten Lumen. Die Sarastro bieten eine so grandiose Feinauflösung, dass man damit etwa spielend die Menge an Feininformationen bei unterschiedlichen Ethernet-Kabeln beurteilen kann. Auch als ich zusammen mit Mastering-Ingenieur Christoph Stickel, mit dem ich den letzten Jahren die ein oder andere Produktion erfolgreich abgeschlossen habe, eher zum Vergnügen den Ayon S-3 mit dem Auralic Aries Femto in Kombination mit den Chord Hugo TT verglichen habe, stellte die Sarastro die Unterschiede bei der Darstellung von Raumhöhe und -tiefe deutlich dar. Die Verity ist in der Lage, einen sehr plastischen – imaginären? – dreidimensionale Aufnahmeraum vor dem Hörer entstehen zu lassen. Dass dabei bei derselben Einspielung je nach verwendeten Komponenten Unterschiede auftreten, beweist, dass die Sarastro den Hörer nicht mit einen – wenn auch sehr attraktiven Effekt – für sich einnimmt, sondern präzise wiedergibt, was die vorgeschaltete Kette liefert. Als eigenes Verdient darf man ihr aber hoch anrechnen, dass sie sich völlig zurücknimmt und ihre Position bei entsprechend guten Aufnahmen im bestens fokussierten Klangbild nicht zu orten ist: Sie tritt dann völlig hinter die Musik zurück.

Die Bass-Chassis mit ihrem kräftigen Magneten stammen ebenfalls aus der Produktion von Audio Technology
Die Bass-Chassis mit ihrem kräftigen Magneten stammen ebenfalls aus der Produktion von Audio Technology

Als ich kurz in eine Vorstufe mit ausschließlich unsymmetrischen Eingängen reinhörte und nur ein im Präsenzbereich nicht gerade verhalten agierendes Nordost Walhalla zur Hand hatte, fiel auf, dass die Verity in diesem Bereich keine übertriebene Zurückhaltung an den Tag legt, was mit ausgeglicheneren Kabeln allerdings nicht zu bemerken war. Dieser kleine Hauch mehr Energie – zumindest im Vergleich zu meiner Lumen – sorgt allerdings bei Stimmen oft für das gewisse Etwas. Ich möchte mich da ohne Messung keinesfalls festlegen, welcher Lautsprecher der ehrlichere ist. Das ist dann auch schon die einzige minimale Auffälligkeit der Verity, die ich in vielen Wochen aufspüren konnte. Bei 99 Prozent aller Stücke konnte ich mich auf die Besonderheiten der zu beurteilenden Komponenten konzentrieren, ohne einen einzigen Gedanken an dieses außergewöhnliche präzise Arbeitsgerät zu verschwenden. Beim reinen Genuss-Hören ohne jegliches Erkenntnisinteresse ließ ich mich dann von den so stimmigen Tieftonwellen der Sarastro hinweg tragen!


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