Dass die Beschäftigung mit der Sarastro IIS eher Freude als harte Arbeit werden würden, hatte ich gehofft. Aber dass der edle Schallwandler mir auch noch neue Erfahrungen mit der Akustik meines Hörraums bescheren würde, hätte ich nicht zu träumen gewagt. Die Verity sorgt für Genuss und Erkenntnis.
Rein ästhetisch ist schon die Anlieferung der Sarastros ein Vergnügen, denn sie kommen in vier hochwertigen Alu-Flightcases, die allerdings gemeinsam fast 240 Kilogramm auf die Waage bringen. Jedenfalls gelang es Jan Sieveking, dem Inhaber des deutschen Verity-Vertriebes, und mir dank der durchdachten Verpackung, die Schallwandler in meinen Hörraum zu verfrachten, ohne dass dabei deren hochglänzenden Oberflächen oder unsere Bandscheiben Schaden nahmen. Obwohl die Sarastro IIS zur „eXR Loudspeaker Line“ zählen, wobei das Buchstaben-Kürzel für Extended Range steht und auf einen erweiterten Wirkungsgrad, erweiterte Dynamik und einen erweiterten Frequenzbereich verweisen soll, wirken sie im meinem Arbeitszimmer auf dem den LumenWhite angestammten Platz sehr wohnraumfreundlich und elegant. Sie dominieren ihre Umgebung nicht im mindesten. Verity ist es gelungen, einen ausgewachsenen Vollbereichslautsprecher – laut Datenblatt soll der Frequenzbereich bis 20 Hertz hinabreichen und der Wirkungsgrad bei 93 Dezibel pro Watt und Meter liegen – so zu gestalten, dass er dennoch recht zierlich ausschaut. Das dürfte zum einen daran liegen, dass die Sarastro auf den ersten Blick wie ein Monitor auf einem Fuß im selben Furnier erscheint, denn im unteren Teil ist kein Chassis zu sehen. Zum anderen wird das Gehäuse nach hinten ein wenig breiter: Nur so findet der 280-Millimeter-Tiefton-Treiber ausreichend Platz. Auch das Bassreflex-Rohr, das sich Verity nach Problemen mit Luftgeräuschen bei Fertigprodukten heute aus Aluminium anfertigen lässt, ist auf der Rückseite montiert.
Das Bass-Chassis stellt Audio Technology in Dänemark ebenso wie den (Tief-)Mitteltöner im „Monitor“-Gehäuse nach den Spezifikationen von Verity her. Nach Lieferengpässen bei ihren amerikanischen Zulieferer fertigen die kanadischen Lautsprecherspezialisten die Bändchen-Hochtöner für die Sarastro IIS – und das Topmodell der eXR-Linie, die Lohengrin – selbst: Die Einzelteile werden aus Europa bezogen und dann von Hand in den USA zusammengesetzt. Die relativ dicht beinander liegenden, direkt vergoldeten Lautsprecherterminals aus weichem Kupfer, die den Anschluss von massiven Gabelschuhen wie denen von Göbel ein wenig schwierig gestalten, hat man schon kurz nach der Firmengründung konstruiert und bis heute beibehalten. Spezielle Folienkondensatoren lässt man bei Solen in Frankreich herstellen. Sie sehen schon, es gibt so gut wie kein Detail, dem Verity keine Aufmerksamkeit zuteil werden lässt.
Das gilt selbstverständlich auch für die Konstruktion des Gehäuses. Dass es wie erwähnt nach hinten breiter wird, hat auch zur Folge, dass die Seitenwände nicht parallel sind und sich im Inneren keine stehenden Wellen ausbilden können. Das Tiefton-Modul ruht serienmäßig auf den „Floor Isolation Stands“: Zwischen der oberen Platte und dem Gehäuse befindet sich ein Sandwich aus zwei Elastomer-Schichten, die tiefe Resonanzen bedämpfen sollen, mit einigen Zentimetern Karbon-Schaum dazwischen. Der wurde ursprünglich zu Schirmung von Hochfrequenzstrahlung entwickelt, besitzt aber auch die Fähigkeit, sehr effektiv im Audiobereich Energie zu absorbieren und in Wärme zu wandeln.
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