Folglich blieben an den folgenden Tagen die Röhrenverstärker aus, und auch abends zum entspannenden Hören mit meiner Gattin bei einem Glas Wein taten die Caas Dienst. Der Aurender schickte die Daten von Gianluigi Trovesis Profumo Di Violetta an den Wandler und die Wiedergabe geriet so offen, lebendig, detailreich und weiträumig, dass es nicht bei ein paar Songs blieb, wir die gesamte „CD“ hörten und das Abendessen eher zum einem Nachtessen wurde. Bei aller Begeisterung will ich aber nicht verschweigen, dass Trovesis Klarinette wohl auch wegen der recht hohen Lautstärke reichlich „Biss“ hatte. Was allerdings nicht falsch sein muss, wie ich vor zwei Wochen erfahren habe, als ich Rolf Kühns Klarinette im Duo einem von Christian von der Goltz gespielten Flügel aufnahm. Wie dem auch sei, vor einem abschließenden Statement werde ich die Caas noch einmal mit den Röhrenverstärker vergleichen.
Beim Transport der Monos ins Fotostudio fiel mir noch auf, dass die Deckel beim Dagegenklopfen ein wenig resonieren, weshalb ich noch einmal kurz die beim Artesania Audio Rack mitgelieferten Gewichte zur Bedämpfung ausprobierte: Und die bringen wirklich noch einmal einiges, nämlich einen schärferen Fokus auf die Instrumente, einen minimal tieferen Raum und zumindest für mein Empfinden auch noch eine minimal dynamischere Spielweise. Kurz: Die CD-Version von Schostakowitschs Polka vom Opus-3-Album Test Record 1 kam plötzlich dem viel näher, was ich von der Wiedergabe der LP in Erinnerung hatte. Die Monos mit ihrer geregelten Endstufe bieten zwar enorm viel Schaltungstechnik zum vergleichsweise moderaten Preis, das Gehäuse könnte aber noch ein wenig Feintunig vertragen – womit ich zumindest einen klitzekleinen Kritikpunkt gefunden hätte. Jedenfalls beschweren ab sofort die Artesania Scheiben die Deckel der Monos.
Ich komme dann noch einmal auf Gianluigi Trovesis „Alba“ zurück, um zu überprüfen, wieviel „Biss“ seine Klarinette denn nun auf der Aufnahme wirklich besitzt: Der Wechsel vom Caas Elysian Pre-amplifier zum Einstein The Preamp bestätigt nur, dass die beiden trotz ihrer so unterschiedlichen Schaltungskonzepte tonal – und auch in nahezu allen anderen Kriterien – unheimlich dicht beieinander liegen. Auch das Umstöpseln von den Transistor- zu den Röhrenmonos schlägt sich nicht in großen tonalen Veränderungen nieder: Bei Becken möchte ich im ersten Fall von einem silbrigen, im zweiten von einem güldenen Glanz reden. Aber den „Biss“ besitzt die Klarinette vor allem aufnahmebedingt.
Das soll aber keinesfalls heißen, dass die Caas-Kombi und das Einstein-Ayon-Trio nahezu identisch musizierten. Aber – jetzt komme ich um diese vermeintliche Plattitüde einfach nicht mehr herum – gerade im direkten Vergleich hört man den Verstärkern schon ein wenig an, welcher Art ihre aktiven Bauteile sind. Bei den Röhren gibt es eben einen Hauch mehr Luft und Glanz und die Transistor-Amp greifen im Bass eine Spur herzhafter zu. Mir wäre es ja auch sehr viel lieber gewesen, wenn beide Kombis ihre Bauforme im Klang völlig verleugneten. Aber der Wahrheit die Ehre gebend kann ich nicht anders, als altbekannte Klischees zumindest in Ansätzen zu bestätigen. Dennoch, Einstein und Ayon besitzen weder den Sound, den man gemeinhin mit Röhrenverstärkern im allgemeinen und Triodenkonzepten im besonderen verbindet. Ihr Bassbereich kommt mit Druck und Kontur und es gibt es auch keinen Weichzeichner im Hochtonbereih. Die Caas wiederum klingen keinesfalls kühl, sondern begeistern mit einem farbigen Mitteltonbereich und einem riesigen Raum. Aber statt mich hier an der Beschreibung von recht geringen Unterschieden abzuarbeiten, ohne in eine Wiederholung von Röhre/Transistor-Gegensätzen zu verfallen, möchte ich lieber noch einmal betonen, dass die Caas auf einem musikalischen Niveau agieren, das ein gutes Stück über dem ihres Preises liegt und damit eine ungeheuer verlockende Alternative zu den etablierten Marken darstellen – vorausgesetzt Sie sind kein Röhren-Aficionado.
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