Dessen war ich mir zumindest so lange sicher, während wir über den Elysian Vorverstärker und die Ayon Epsilon Bela Flecks „The Flight Of The Cosmic Hippo“ vom gleichnamigen Album hörten: Die extremen Tiefen besaßen Druck und Definition, der Fünfsaiter rollte knurrig, die Schlagzeug-Samples kamen mit Biss, rhythmisch auf den Punkt und trotzdem relaxed. Das Banjo plinkerte in einem schönen, halligen Raum. Doch dann wechselten wir von den Epsilons auf die – ebenfalls nicht vorgewärmten – Caas Monos: Die Definition in den Tiefen war noch einmal einen Hauch besser, es fehlte nicht an Druck, aber die auf der SynthAxe Drumitar gespeicherten Snare-Sounds drängten sich eine wenig spitz in den Vordergrund. Sollte ich mich schon so sehr an den wirklich nicht sehr ausgeprägtem Röhrenklang der – wie ich immer noch finde: sehr neutralen – Ayons gewöhnt haben, dass mir reine Transistor-Verstärker nun nicht einschmeichelnd genug wirkten? Jörg Klein bat um ein wenig Geduld, denn nach seiner Erfahrung bedürften die Caas Monos einer gewissen Aufwärmzeit, worin sie sich von der Vorstufe unterschieden. Wir ließen dann das kosmische Flusspferd eine halbe Stunde später noch einmal abheben, und man hörte zwar weiterhin, dass hier keine reale Snare-Drum am Werke war, aber das ist ja auch gut so, da es den Tatsachen entspricht. Die Härte im entsprechenden Frequenzbereich war aber der fehlenden Aufwärmphase geschuldet. Auf den Test konnte ich mich wieder freuen.
Nachdem Jörg Klein sich auf den Rückweg nach Frankfurt gemacht hatte, fragte ich mich, ob ich der Caas-Kombi zuvor noch etwas Gutes tun könnte, bevor ich sie für diesen Tag ausschaltete. Die Vorstufe stand auf einer Ebene des Artesania Audio Racks, war mit Göbel-Signal- und SwissCable-Reference-Plus-Netzkabeln in die Kette eingebunden: Da wüsste ich nicht mehr, was der Vorstufe noch fehlen sollte. Die Monos durften sich derselben hochwertigen Verkabelung erfreuen, standen allerdings noch direkt auf dem Fliesenboden, während die Ayons gewohnheitsmäßig auf bFly 4Tubes Füßen ruhen. Also probierte ich unter den Monos noch einmal die ihrer Gewichtsklasse angepassten bFly Master 1. Als Testscheibe diente hier seit langem einmal wieder Keith Jarretts „Wrong Blues“ vom Album Standards Live. Mit den bFlys wirkte die Bühne, auf der die Aufnahme stattfand, noch einmal etwas größer und die Becken erstrahlten in einem breiteren Farbspektrum. Und das ist für die Caas das Tüpfelche auf dem i: In puncto Dynamik, Spielfreude und Durchhörbarkeit blieben ja auch zuvor keine Wünsche unerfüllt.
Wenn man bedenkt, welch enormer Aufwand auch bei sehr guten Einzelkomponenten meist noch nötig ist, um ihnen mit Hilfe von Aufstellung, Verkablung und Zubehör wie beispielsweise Netzfiltern das klangliche Optimum – das zu einem nicht unbeträchtlichen Teil ja auch die individuellen Klangvorstellungen widerspiegelt – zu entlocken, ist es schon verblüffend, wie harmonisch sich die Caas bei mir in das für den Einstein und die Ayons perfektionierte Umfeld einfügen. Eine naheliegende Erklärung wäre, dass die Entwickler von Geräten eines hohen, nicht mehr durch aus finanziellen Gründen eingegangene Kompromisse beeinträchtigten Niveaus ein nahezu identisches Klangideal verfolgen und sich deshalb die Klangunterschiede dieser Komponenten eher im Geschmacks- als im Qualitätsbereich bewegen. Diesen Effekt konnte ich vor Jahren zumindest bei Lautsprechern beobachten: Einige Zeit, nach der die accuton-Keramik-Chassis ihren Siegeszug angetreten hatten, hätte ich etwa mit Schallwandlern von Avalon und Charma ebenso genussvoll Musik hören können wie mit meinen LumenWhite. Übertragen auf die Caas-Amps bedeutet das, dass sie sich in Gefilden behaupten können, in den auch Einstein und Ayon zuhause sind – und über deren Reputation muss ich ja wohl wirklich nichts mehr schreiben.
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