Wer bei italienischen Manufakturen nur an Möbel oder handgefertigte Automobile denkt, verpasst mit Rosso Fiorentino eines der schönsten Beispiele für moderne handgearbeitete Klangkörper in Reinkultur.
Rosso Fiorentino, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Was für ein Name für eine Lautsprecherfirma. Sprechen Sie es drei Mal aus, und dann sagen Sie genauso oft hintereinander Canton, Elac oder Langerton – was selbstverständlich noch nichts über die klanglichen Fähigkeiten aussagt. Natürlich stammen die Lautsprecher aus Italien, genau genommen aus der Nähe von Florenz, und sind in Deutschland mal wieder weitestgehend unbekannt. Vielleicht liegt es daran, dass die Firma erst seit 2006 Lautsprecher produziert und der Name erst mal mit Rotwein assoziiert wird. Ist natürlich fast komplett falsch. Italien stimmt, aber Rosso Fiorentino war ein Maler des frühen 16ten Jahrhunderts aus Florenz, dessen Künstlername sich übrigens auf seine Haarfarbe bezog. Heute wird er in der Nähe von Michelangelo oder Leonardo gesehen, aber mit eigenem expressiven Stil.
Was immer das für die Reproduktionsqualität von Lautsprechern zu bedeuten haben mag – mit kleinen italienischen Firmen, die Hifi in Handarbeit inhabergeführt herstellen, habe ich bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Das auf den ersten Blick eher konservativ anmutende Pärchen Zwei-Wege-Lautsprecher, die perfekt verpackt nebst Ständern aus demselben Haus bei mir anlanden, hören auf den Namen Giglio, also Lilie.
Die Giglio sind aus der Classic Line und markieren den Einstieg in das Programm von Rosso Fiorentino und sind mit 1800 Euro sehr zurückhaltend ausgepreist. Auf den ersten Blick sehen die Giglio, die es in schwarz oder weiß gibt, wie handelsübliche Zwei-Wege-Bassreflexlautsprecher aus. Auf den zweiten ist das alles schon ganz anders. Das Gehäuse ist nicht rechteckig, sondern verjüngt sich von vorne nach hinten minimal, die Seiten sind mit Hirschleder beklebt. Um Resonanzen zu vermeiden und einen neutralen Klang, den sich Rosso Fiorentino auf die Fahnen geschrieben hat, zu realisieren, wird ein erheblicher Aufwand getrieben. Das Gehäuse besteht aus mehreren Schichten und zwar Aluminium, Gummi, HDF und Leder und ist in Manufakturqualität verarbeitet. Die Chassis entstammen der Zusammenarbeit mit Scan-Speak und sind hochwertig. Die 25-Millimeter-Kalotte mit Doppelmagnet hat eine getränkte Seidenmembran mit breiter Sicke, um das Abstrahlverhalten und Übergangsverhalten zu optimieren, der 165-Millimeter-Tieftöner verfügt über eine Fiberglasmembran. Getrennt wird mit einer Punkt-zu-Punkt handverdrahteten Weiche mit sehr hochwertigen Bauteilen, die Innenverkabelung erfolgt mittels versilberten hochreinen Kupferkabeln von Van den Hul. Natürlich sind die Chassis mit Schrauben in Senkgewinden befestigt. Und damit man nicht denkt, es wäre genug an Materialeinsatz, ist das Anschlussterminal aus purem Kupfer ohne Nickelsperrschicht, natürlich handgearbeitet und lederbeschichtet, sieht ja auch schöner aus. Allerdings finden nur Klemmen oder Bananenstecker richtig Anschluss, auf eine Bohrung zur Durchführung des Lautsprecherkabels wurde verzichtet. Sehr sympathisch die Aussage zum Single-Wiring-Terminal: „We don't offer the bi-wiring opportunity because we think that everyone have to listen to Giglio as our project, without variations.“
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