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Accuphase A-70

03.08.2015 // Wojciech Pacula (Text und Fotos)

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Nur solche kraftvollen Biester wie die Soulution 710, die Accuphase A-200 und nun die A-70 bewiesen, dass man bei der Benutzung von solch großen Lautsprechern wie den meinen, beim Wunsch nach einer realistischen Wiedergabe eines großen Orchesters, bei Rock oder elektronischer Musik auf überzeugende Art – also gemessen an dem, woran man sich aus dem Konzert erinnert – Verstärker mit hoher Ausgangsleistung braucht. Tatsächlich war es nicht einmal die jeweilige Leistung, die im Falle der Accuphase auf dem Display angezeigt wurde, sondern es sind die Aussteuerreserven, die solch ein Verstärker bietet. Man bekommt bei jeweils gleicher Leistungsabgabe sehr unterschiedliche Resultate, wenn man einerseits einen Verstärker benutzt, der 90 Prozent seiner Leistung benötigt, um einen bestimmten Lautsprecher anzutreiben und auf der anderen Seite einen, der dafür nur 9 Prozent seiner Leistung benötigt. Dieselbe Ausgangsleistung wurde eingesetzt, aber das Resultat, die Performance war sehr unterschiedlich. Ich kann mir kaum vorstellen, dass das, was der japanische Endverstärker seinem Benutzer an Leistung bietet, nicht ausreicht. Sicherlich, die A-200 liefern ein große Bühnendarstellung, sie machen es mit einer noch größeren Leichtigkeit. Ihre Performance ist noch etwas feinsinniger, mehr Details werden transportiert, es gibt einen größerer Raum und mehr Luft zwischen den Instrumenten. Aber die A-70 ist bei all diesen Klangkriterien nicht weit weg, man kann sie mit Fug und Recht eine preisgünstigere Lösung nennen.

Die Ausgangsleistung ist per se nicht so entscheidend. In diesem speziellen Fall dient sie dem Zweck, ein großes mit Händen zu greifendes Bühnenbild zu formen. Sie hilft, leichter eine wunderbare Tonalität zu reproduzieren. Jemand der mit diesem Klangbild nicht so vertraut ist, wird bei einer langen Hörsession geneigt sein zu denken, dass Accuphase vor allem auf die Präsentation der Mitten fokussiert ist. Der Klang ist sehr reich und kompakt mit einer sehr greifbaren Wiedergabe des Bühnenvordergrunds. Es ist wie der Klang, wie er von vielen 300B Röhrenverstärkern wahrgenommen wird. Nicht weil er tatsächlich so ist, sondern weil die Mitten den größten Teil in der Musikwiedergabe einnehmen und die beiden Extreme leicht abfallen, weil sie nicht so reichhaltig wie die Mittenwiedergabe sind. Oder in anderen Worten, man empfindet die Präsentation der Mitten besser als die der anderen Enden des Frequenzbereiches.

Wir Menschen sind in dieser Weise durch die Evolution geformt, wir sind für das Frequenzspektrum sensibler, das die menschliche Stimmen beinhaltet und uns eine differenzierte Feinheit im Tonfall erkennen lässt. Deshalb fällt es leichter, die Verfärbung einer Stimme als die eines Schlaginstruments zu beschreiben. Wenn man also so eine verfeinerte Präsentation der Mittenwiedergabe hört wie sie die A-70 bietet, ist man darauf fixiert und dies prägt die gesamte Wahrnehmung.

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Tatsächlich aber betont die Accuphase den Mittenbereich nicht – sie bietet einen sehr stimmigen Klang über alle Frequenzbereiche vom Tiefbass bis zu den obersten Höhen. Sie liefert eine volle, offene und dynamische und schwungvolle Darbietung. Sie ist leicht warm, aber präzise. Es gibt keine Akzentsetzung bei einer Attack-Phase und keine Übertreibung in der Klangdefinition. Es mag sein, dass bei den meisten Zuhörern der Eindruck entsteht, dass er mit einem Kleinleistungs-Röhrenverstärker hört. Als ich Czesław Niemen sowohl von der ersten LP als auch von der letzten, von Herrn Atalay digital bearbeiteten singen hörte, klang er sehr natürlich, er „schrie“ niemals. Ich hatte ähnliche Eindrücke, als ich Doris Drews Rarities und sogar das letzte Cohen-Album Popular Problems anhörte.

Solche Aufnahmen, die vor vielen Jahren produziert wurden, als die Aufnahmetechnik so perfekt war und die Künstler und Tonmeister eine andere Klangästhetik hatten, mögen für den heutigen Geschmack ein bisschen hell und hart klingen und häufig einen Mangel an Klangfülle offenbaren. Um sie vollends genießen zu können, braucht man einen Verstärker, der solch eine Reichhaltigkeit und Dichte in der Mittenwiedergabe bietet wie der hier beschriebene Accuphase. Die Mitten sind hier sehr natürlich und voll, aber ohne jegliche Verfärbung. Natürlich gibt es immer natürliche Grenzen bei dem, was ein Audiogerät aus solchen Aufnahmen herausholen kann, aber einige können innerhalb dieser Grenzen alle Musikinformationen liefern, die ein genussvolles Hören erst ermöglicht. Ich fand es faszinierend, dass ich mit dem Accuphase jede Aufnahme wählen konnte und wusste, sie würde gut klingen.


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