Zumindest bei denjenigen unter Ihnen, die sich schon früh mit Hifi beschäftigten und die inzwischen in einem ähnlich fortgeschrittenen Alter sind wie ich, dürfte der Name Melco noch vage Erinnerungen wecken: In den 70-er Jahren gab es ein Aufsehen erregendes japanisches Laufwerk, das von einem auch in schweizer Bandmaschinen eingesetzten Papst-Motor per Riemen angetrieben wurde und dessen modularer Aufbau als Vorbild einiger mächtiger Masselaufwerke gelten kann, wie beispielsweise auch für Audiolabors Konstant. Das Laufwerk konstruiert hatte Makoto Maki, dessen Name auch für den ersten Buchstaben der Firmenbezeichnung steht: Maki Electronic Laboratory COmpany. Melco entwickelte sich inzwischen zum größten Hersteller von Computer-Peripherie in Japan. Unter dem Markennamen Buffalo werden Wireless Router, Ethernet-Daten-Schalter und Speichermedien angeboten. Da Makoto Maki mit dem Klang seines Hi-Res-Wiedergabesystems unzufrieden war, initiierte er Melcos audiophiles NAS-Projekt, aus dem bisher der Melco N1A und N1Z hervorgegangen sind.
Ziel der Entwicklung war es, eine Quelle für ein einfach zu installierendes und hervorragend klingendes digitales Musiksystem zu schaffen. Dabei sollte weder für den Import von Musik-Dateien noch für Backups ein Computer notwendig sein. Das löst Melco unter anderem dadurch, dass für den Datenimport, Backups und den Anschluss zusätzlicher Festplattenkapazität jeweils eigene USB-Schnittstellen vorhanden sind. Um den klanglichen Erwartungen audiophiler Nutzer zu entsprechen, wurde der N1A von Grund auf auf als Hifi-Komponente konzipiert und nicht als Computer. Besonderer Aufwand wurde beispielsweise bei der Konzeption der LAN-Schnittstellen getrieben, die ich für diesen Test aber nicht nutze. Und deshalb überlasse ich die Beschreibung technischer Details dazu gern Roland Dietl, der sich mit Netzwerktechnik deutlich besser auskennt und deshalb in einem zweiten Teil den Melco im Zusammenspiel mit einem Streamer testen wird. Dem audiophilen Anspruch entsprechend spendierte Melco dem N1A eine sogenannte „Audio-grade ultra low jitter data clock“, ein rigides Metall-Chassis mit Aluminum-Frontplatte und spezielle Entkopplungsfüße von TAOC. Auch ein 60-Watt-Netzteil nach Industriestandard und eine entkoppelte Montage der beiden Zwei-Terrabyte-Festplatten überraschen da nicht. Für die Bereitstellung der Daten von der Festplatte an den Ausgänge ist eine von Melco selbst geschriebene Software verantwortlich, die Elemente des Twonky UPnP Servers verwendet und einen Bit-perfekten Datenpfad mit geringstmöglichem Jitter zu den einzelnen Codecs sicherstellen soll.
Dem vom G8 & friends zugesandten N1a lag ein bereits konfigurierter TP-Link TL-WR702N WLAN Nano-Router bei, den ich lediglich mit dem mit „LAN“ markierten Ethernet-Anschluss verbinden musste, um ein eigenes Netzwerk für den Melco aufzubauen, über das ich ihn mit einer geeigneten Controller-Software steuern kann. Leider erfordern die meisten von Melco vorgeschlagenen Apps ein neueres Betriebssystem als das, das auf meinem iPad der ersten Generation läuft. Letztlich landete ich bei Linns Kinky for iOS 3. Da die Festplatte des N1A schon zu etwa vier Prozent gefüllt waren, konnte es gleich losgehen. Und vor allem wegen einiger rockiger Alben in DSD – wie Tubular Bells, Dire Straits, Stevie Ray Vaughan, The Band oder Pink Floyd – wurde die erste Begegnung mit dem Melco ein Nostalgie-Trip, und zwar ein klanglich vollkommen überzeugender. Trotz aller angenehmen Schwelgerei in Erinnerungen hat die Erkenntnis, diese Songs noch nie so gut gehört zu haben, leider wenig Aussagekraft. Denn zuvor habe ich diese Musik ja nie in diesem Format hören dürfen. Um meine üblichen Teststücke komme ich also nicht herum. Erfreulicherweise ist es ein leichtes, sie per WLAN vom Computer oder per USB-Stick auf die Festplatte des N1A zu bekommen. Und auch sie klingen ganz hervorragend. Wie gut das wirklich ist, zeigt ein Vergleich mit dem iMac als Zuspieler.
Genaugenommen vergleiche ich hier aber nicht einfach den Melco mit dem Computer. Mindestens ebenso so viel Einfluss auf den Klang wie die Hardware des iMac nimmt der verwendete Audioplayer und das ist beim ersten Song Amara Symphony in der Version 2.6 (4500), da Yosemite bisher nur auf meinem MacBook läuft, weil der iMac mit allen benötigten Musikbearbeitungs- und -wiedergabe-Programmen jedoch so schön stabil und wohlklingend mit OS X 10.9.5 arbeitet, dass ich vorerst nichts ändern möchte. Aber das ist ganz gewiss nicht der Grund dafür, das Ravi Shankars „West Eats Meat“ von der Festplatte des Melco ein wenig frischer erklingt: Die Musik fließt, die Instrumentalisten wirken motiviert und der imaginäre Raum besitzt eine enorme Größe. Dagegen scheint die Wiedergabe von iMac und Amarra minimal eingeschränkt und ein ganz kleines Bisschen lustlos. Und das kann auch der einen Hauch fettere Bass nicht ausgleichen. Hier ziehe ich die luftig weite Spielfreude des Melco eindeutig vor.