tests/15-06-01_sinfonia
 

Unison Sinfonia

01.06.2015 // Matthias Jung

High-End-Röhrengeräte werden ja gern außerhalb jeder Konkurrenz gesehen. Geradezu ätherisch der Welt entrückt sieht man ihnen ob ihrer großen Abbildung, der warmen, weichen, plastischen und hingebungsvollen Wiedergabe die Einbußen in Dynamik, Lautstärke und Gewalt nach. Dichtung oder Wahrheit?

Edelstahl für Röhrenabdeckung und Bedienknöpfe und ganz viel Rosenholz. Kunst entsteht zwar bekanntlich im Auge des Betrachters, doch dürfte das Design des Unison Sinfonia kaum jemanden kalt lassen
Edelstahl für Röhrenabdeckung und Bedienknöpfe und ganz viel Rosenholz. Kunst entsteht zwar bekanntlich im Auge des Betrachters, doch dürfte das Design des Unison Sinfonia kaum jemanden kalt lassen

Als ich auf den Norddeutschen Hifitagen 2015 auf dem Stand der TAD Audiovertrieb GmbH mit Paula Knorn über den Unison-Lautsprecher MAX-1 fachsimpelte und mich gleichzeitig als sehr zufriedener Besitzer eines Unico äußerte, war schnell der Entschluss für einen Test gefasst. Allerdings kann ich die MAX-1 leider nicht sinnvoll in meinen Räumlichkeiten stellen. Und so stand einige Monate später ein Unison Sinfonia bei mir im Hörraum. In der Hierarchie der reinen Röhrenverstärker des italienischen Herstellers in Ultralinear-Class-A, die auch wirkungsgradschwache Lautsprecher treiben können, steht er ganz unten – und das bei einem Einstandspreis von 5000 Euro und niedlichen 25 Kilogramm Eigengewicht. Immerhin kriegt man das Gerät noch so halbwegs allein aus dem Karton. Übrigens eine richtig gute stabile und sinnvolle Verpackung – muss man einfach immer wieder erwähnen.

Dass die Italiener einfach gute Designer sind, zeigt auch der Sinfonia. Die Holzwangen aus Kirschholz, die Edelstahlabdeckung mit den Röhren, die nicht nur schön aussehen, sondern auch noch die Hitze reflektieren, die Drehknöpfe aus Edelstahl, all das macht einen gediegenen, formal gelungenen Eindruck. Verarbeitung und Haptik sind über jeden Zweifel erhaben, auch die Kühlrippen. Kühlrippen? Bei einem Röhrenverstärker? Ein Blick ins Innere klärt auf: Diverse Halbleiter tummeln sich im prall gefüllten Inneren. Diese besorgen sowohl die Ruhestromregelung als auch die Anodenspannung der vier in Single-Ended-Parallel-Schaltung betriebenen 6550 (oder KT88) Endstufenröhren. Die Vorstufe besteht aus parallel geschalteten Doppeltrioden 12AX7 (ECC83), die die Signale an ein Pärchen 12AU7 (ECC82) weitergibt. Dies alles natürlich streng kanalgetrennt. Alle Röhren verfügen über ein Autobias, dadurch wird gewährleistet, dass jede Röhre immer im optimalen Bereich arbeitet und dies auch, wenn die Parameter aufgrund von Alterung nicht mehr dem Original entsprechen. Die verwendeten Röhren stammen aus neuer Produktion von Tung-Sol aus Russland und sind preislich moderat, für High-End-Ansprüche regelrecht billig. Da besonders die Endstufenröhren reine Verschleißteile sind, die ab und zu gewechselt werden müssen, nimmt man dies erfreut zur Kenntnis. Wer möchte, kann natürlich auch gematchte Röhren anderer Hersteller ausprobieren.

Die jeweiligen Röhren sind paarweise vermessen und beschriftet und sollten entsprechend der Beschriftung auf den Übertragerabdeckungen in den jeweiligen Sockeln versenkt werden
Die jeweiligen Röhren sind paarweise vermessen und beschriftet und sollten entsprechend der Beschriftung auf den Übertragerabdeckungen in den jeweiligen Sockeln versenkt werden

Man hat es also mit einem „modernen“ Röhrenverstärker zu tun, wenn es so etwas bei Schaltungen, die prinzipiell von Anfang des letzten Jahrhunderts stammen, überhaupt geben kann. Dazu gehören auch Relais in den Eingängen, eine Systemfernbedienung, ein gepufferter Subwooferausgang und – neben vier Hochpegeleingängen – eine vollwertige Tapeschleife. Sogar doppelte Lautsprecherausgänge mit 4- beziehungsweise 8-Ohm-Abgriff sind vorhanden. Wer will, kann auch den hauseigenen Phono-Vorverstärker Phono One über eine spezielle Buchse mit Strom versorgen. Heutzutage gilt Puritanismus – besonders bei Röhrenverstärkern – ja als schick. Es scheint einen Automatismus zu geben: Je weniger Knöpfe, Anschlüsse und Komfort, um so mehr Klang wird angenommen und und auch ein höherer Preis akzeptiert. Sehr sympathisch, dass Unison da nicht mitmacht.


  • Mastersound Dueundici

    Die italienische Hersteller Mastersound ist bekannt für seine feinen Röhrengeräte, die über eine hohe Fertigungstiefe bis hin zu selbst gewickelten Trafos und Ausgangsübertragern verfügen. Für Fans von Kleinleistungsverstärkern wie mich ist daher der zweimal elf Watt leistende Röhrenvollverstärker Dueundici von besonderem Interesse. Zwar bin ich bereits häufiger zum Beispiel auf Messen oder bei Fachhändlern Geräten von Mastersound über den Weg gelaufen, allerdings hatte ich noch nie die Gelegenheit, mir eins dieser Geräte intensiver anzuhören. Beziehungsweise…
    20.08.2019
  • ZeroUno PLUS

    Vor ungefähr einem Jahr hatte ich mit dem ZeroUno DAC einen Digital-Analog-Wandler zum Test, der wie eine kleine Röhrenendstufe aussah und der mich damals mit seinem Klang so richtig begeistert hatte. Als ich mich seinerzeit mit Ingenieur Mario Canever ausführlich über die Technik des ZeroUno DAC unterhielt, kamen wir beim Punkt der hochwertigen Röhrenausgangsstufe fast zwangsläufig auch auf das Thema analoge Line-Eingänge zu sprechen. Technisch seien ein oder mehrere Line-Eingänge kein Problem, er habe selbstverständlich…
    29.04.2017
  • MastersounD DueVenti

    Als sich der MastersounD DueVenti zum Test ankündigte, sorgte das bei mir nach inzwischen mehreren beeindruckenden Begegnungen mit Geräten aus kleinen italienischen Hifi-Manufakturen für große Spannung und auch Vorfreude. Auch MastersounD aus Vicenza in Norditalien ist so ein inhabergeführtes mittelständisches Unternehmen, in dem fast alles selbst gemacht wird. Man ist stolz darauf, keine vorbestückten Platinen aus Billiglohnländern zu verwenden, das macht man dann lieber selbst. Bei der Schaltung lassen sich die Brüder Luciano und Lorenzo,…
    21.02.2017
  • Ayon Scorpio

    Das muss ein Ayon sein, den erkenne ich sogar aus der Ferne und ohne Brille! Was hier als schmales Hemd daherkommt – zumindest aus Ayon-Sicht - stellt das Einsteigermodell der Firma in die Welt der Röhren Monoblöcke dar. Ich muss zugeben, das Design gefällt mir, keine Rallye-Streifen, kein tiefer gelegter Auspuff, nichts aus der Glamourwelt. Die Gehäuse sind makellos solide gebaut und mit 15 kg pro Gerät noch gut transportabel. Sagt mein Kreuz. Insgesamt macht…
    23.01.2017
  • Auris Adagio 300B

    Eine 300B Single Ended Triode muss ins Haus! Whatever it takes (Mario Draghi). Wobei sich die Kosten im Fall des Auris Adagio weniger in Draghischen Sphären bewegen, sondern noch im halbwegs erträglichen Rahmen liegen. Zumindest unter HiFi-Gesichtspunkten betrachtet. Warum also so einen Oldtimer wie die 1933 von Western Electric eingeführte 300B? Das hat nun nichts mit „früher war alles besser“ der militanten Vintage-Verehrer zu tun, sondern scheint irgendwie mit dem Klang zusammenzuhängen. Die 300B zeigt…
    14.10.2016
  • Lyric Ti 140

    Die hessische Marke Lyric ist die Konsequenz aus über viele Jahre Entwicklung und Vertrieb von Röhrenverstärkern gewachsener Erfahrung. Hohe Ansprüche nicht nur an den Klang lassen hier ein Geräte-Sortiment entstehen, das unter Kennern großes Interesse weckt. Das Portfolio von Lyric Audio ist überschaubar: Es besteht aktuell aus dem bemerkenswerten zweiteiligen Phonovorverstärker PS 10 und nunmehr drei Vollverstärkern. Thomas Deyerling und Entwickler Stefan Noll stellen Qualität vor Produktvielfalt. Schließlich sind sie mit der chinesischen Marke Cayin…
    22.02.2016

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.