Aber wenn man dem Verstärker mal mit elektronisch verstärkten und Synthiebässen zu Leibe rückt, erlebt man ein kleines Wunder. Auf der Recoloured und der Remakes von Nils Petter Molvear haben sich die Produzenten so richtig im Basskeller ausgetobt. Was der Sinfonia da anstellt, ist nur schwer in Worte zu fassen. In der Tendenz eher trocken und präzise, verleiht er tiefen Tönen eine ungeahnte Ausdruckskraft. Bei aller gegebenen Wucht bekommen diese eine eigene Gestalt, Form, Farbe und auch ein Eigenleben, dass man erst mal sprachlos ist ob der zusätzlichen Information, die einem hier so nebenbei reingereicht wird. Ich ahne schon, der Weg zurück wird schwer. Bei „Dead indeed (Jan Bang's 7:00 AM mix)“ gibt es im Hintergrund eine Reihe tiefer Töne in immer wiederkehrendem Intervall. So dachte ich bisher. Jetzt laufen diese in einem Halbkreis hinten im Raum mit viel Luft um sich, und der letzte schwingt tief und voll nach unten aus. Und mehr sind es auch noch als bei meinem Unico, den ich übrigens für einen ganz ausgezeichneten Verstärker halte, aber dagegen kommt er nicht mal ansatzweise an. Natürlich profitieren auch gezupfte und gestrichene Bässe von der Informationsflut. Ich habe den Begriff „Bassfigur“ gern mal in Bezug auf andere Geräte benutzt und werde damit jetzt wesentlich zurückhaltender umgehen, der Unison definiert diese Begriff auf eine ganz eigene, nur schwer zu überbietende Art. Darüber gibt es grenzenlos Luft, Bühne und Auflösung. Lediglich einmal, bei hart angeschlagenen Trommeln von der Elbtonal Percussion in Concert kommt mir der Gedanke, dass hier vielleicht Lautsprecher mit höherem Wirkungsgrad noch einen Tick mehr Attacke bringen könnten. Ist aber bei einer Lautstärke jenseits von gut und böse, und liegt vielleicht auch an den Spendor. Natürlich habe ich den Sinfonia nicht nur mit Elektro malträtiert, finde aber besonders erwähnenswert, dass hier auch absolut keine Abstriche gemacht werden müssen.
Jetzt aber zurück zu etwas sinnlicheren Genüssen. Ravels Klaviermusik für vier Hände mit „Ma mère l'Oye“ bestehend aus 5 kleinen Stücken. Das letzte davon fängt ganz langsam an, um sich dann immer mehr zu steigern. Der Klavierkörper wird in seiner ganzen Größe und Fülle durchleuchtet, jedes Ausschwingen fast sichtbar. Und, obwohl die Aufnahme insgesamt eher auf der sachlichen Seite liegt, gibt es genug Klangfarben zu erkunden. Jetzt zeigt sich auch eine unaufhaltsame Spielfreude und – mir persönlich immer sehr wichtig – die Fähigkeit, auch kleinste Lautstärkeabstufungen darzustellen. Dabei kommen einzelne Anschläge völlig ansatzlos und blitzschnell aus dem Nichts mit einer enormen Impulssauberkeit. Da der Unison dabei nicht dazu neigt, gefällig oder rund zu tönen, peitschen einem harte Klavieranschläge entgegen, wenn das auf der Aufnahme drauf ist. Den Weg von ganz leise bis ganz ganz laut geht er dabei mit, als wäre es seine leichteste Aufgabe.
Das ist schon aufreizend souverän. Es bleibt absolut nichts im Verborgenen, der Blick auf die Musik total unverstellt, wie ich das bei anderen großen Verstärkern so noch nicht gehört habe. Feinheiten aufzuspüren und zu verfolgen ist gar nicht nötig, die kann man, auch wenn sie ganz leise oder im Hintergrund sind, einfach nicht überhören. Dabei ist der Grundton gar nicht mal besonders schlank, sondern genau richtig. Obwohl in den Höhen voll da, neigt der Unison Sinfonia zu keinerlei Härten. Auch hier besticht er durch eine ungewöhnliche Fülle an Farben, Plastizität und Details. Den weichen, goldenen Schimmer, der Röhrengeräten gerne bescheinigt wird, spart er weitestgehend aus. Aufgrund seiner Neutralität deckt der Unison Sinfonia schlechte Aufnahmen unbarmherzig auf, auch wenn diese durchaus noch erträglicher klingen als auf anderem Equipment.
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