Spätestens jetzt werden Puristen die Stirn runzeln und fragen: Ist das noch „reines“ DSD? Man kann argumentieren, dass die Verarbeitung im DS, wo 1-Bit-DSD in 30 Bit und 28 Megahertz konvertiert und dann wieder auf DSD 128 heruntergerechnet wird, eine nicht direkte, „native“ DSD-Verarbeitung ist. Umgekehrt lässt sich natürlich fragen, ob eine „native“ DSD-Verarbeitung ein Wert an sich ist. Fest steht jedenfalls, dass eine digitale Lautstärkeregelung im 1-Bit-DSD-Format technisch nicht machbar ist. Ted Smith sieht in der Erweiterung der Wortbreite auf 30-Bit keine Nachteile, da der DSD-Charakter des Signals erhalten bleibt. Das 1-Bit-Format ist für ihn erst an der Stelle zur Analogwandlung wichtig, da es hier dann möglich ist, den Wandler in Form eines einfachen Tiefpassfilters zu konzipieren.
Nach dem Einschalten erfolgt eine Initialisierung des DS. Ein Firmware-Update kann an dieser Stelle einfach von einer SD-Karte geladen werden, die in den SD-Karten Slot gesteckt wird. In meinem Fall war auf der mitgelieferten SD-Karte die derzeit neueste Version „Pikes Peak“ enthalten. Bei der Verwendung eines Windows-PC ist zusätzlich noch der erforderliche USB-Treiber für den DS von der PS Audio Website herunterzuladen und zu installieren. Ich habe den DS zunächst mit meinem JPLAY dual PC Setup verbunden, bei dem JRIVER 19 als reiner Medienserver fungiert und mit dem iPad über JRemote gesteuert wird. Die Verbindung funktionierte sowohl für PCM-Dateien als auch für DSD-Dateien einwandfrei. Zu beachten ist, dass der DS keine DXD-Dateien im PCM-Format mit 352,8/384 Kilohertz wiedergeben kann. Hier erfolgt eingangsseitig eine Umrechnung auf 174,4/192 Kilohertz; eigentlich schade, da die technischen Voraussetzungen für eine direkte Verarbeitung vorliegen. In einem zweiten Setup habe ich zum Vergleich den DS an ein MacBook mit einem speziell getunten Betriebssystem und Amarra 3.0.2 als Audioplayer angeschlossen. Alle im Folgenden geschilderten Höreindrücke treffen uneingeschränkt auf beide Konfigurationen zu. Ausgangsseitig habe ich den DS zunächst mit meiner Omtec Vorstufe verbunden, um einen Vergleich mit anderen Wandlern und eine gewisse Orientierung zu haben. Es hat sich dann aber sehr schnell herausgestellt, dass der DS in meiner Anlagenkonfiguration auch hervorragend ohne Vorstufe funktioniert und dass durch den Verzicht auf die Vorstufe die Eigenschaften des DS noch besser zur Geltung kommen.
Um Paul McGowans Aussage zu überprüfen und all die angeblich verborgenen Informationen auf meinen digitalen Medien zu entdecken, habe ich anfangs ausschließlich auf Festplatte gerippte CD gehört, wobei ich zunächst bewusst keine audiophilen Aufnahmen ausgewählt habe. Ich beginne mit Mozart: Konzert für Klarinette und Orchester mit Benny Goodman und dem Boston Symphony Orchestra, einer Monoaufnahme von 1957, und bin erstaunt: Die Aufnahme besticht nicht gerade durch Transparenz und Räumlichkeit, aber was ich jetzt höre, ist eine gewisse Räumlichkeit, obwohl es sich um eine Monoaufnahme handelt, und der klare Umriss des Soloinstruments. Neugierig geworden fahre ich mit Haydn: Symphonies No. 91 & 92 "Oxford" - Scena di Berenice in der Aufnahme mit dem Freiburger Barockorchester unter René Jacobs fort. Die schlackenlose Interpretation Jacobs zusammen mit der Aufnahmetechnik macht diese Aufnahme für mich nicht immer zum reinen Hörvergnügen. Aber jetzt ist das anders. Wieder ist es nicht die Räumlichkeit an sich, die mich beeindruckt, sondern die natürliche Staffelung der einzelnen Instrumente, die zusammen mit der auf völlige Durchhörbarkeit angelegten Interpretation Jacobs mir neue Einblicke in den Feinaufbau und die einzelnen Linien der Symphonien eröffnen. Dieser Eindruck bestätigt sich bei vielen anderen CD-Aufnahmen. Bei „España“ von Emmanuel Chabrier mit Ataulfo Argenta und dem London Symohony Orchestra auf Decca Legacy Volume Two - FIM UHD 90 wird mir klar, was mich am DS fasziniert. Es ist die Fähigkeit, feindynamische Abstufungen innerhalb eines Raumes wiederzugeben: bei einem crescendo des Orchesters höre ich fasziniert den nacheinander folgenden forte Einsatz einzelner Instrumentengruppen, während andere noch im piano verweilen, was die räumliche Platzierung besonders klar erkennbar macht. Dabei werden einzelne Instrumente völlig natürlich wiedergegeben: Violinen samtig und geschmeidig, Blechbläser strahlend ohne Schärfe, Holzinstrumente je nachdem holzig knarrend oder weich und rund.
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