tests/15-03-02_thrax
 

Thrax Orpheus

02.03.2015 // Dirk Sommer

Daran ändert sich auch nichts, wenn statt des Einstein der Orpheus die Aufbereitung der feinen Signale des Lyra Olympos übernimmt. Die beiden Phonostufen unterscheiden sich nicht grundlegend voneinander – zumindest während der ersten Minuten des Vergleichs. Es wird zwar sofort deutlich, dass der Thrax das hohe Niveau des Einstein locker erreicht, wenn nicht übertrifft. Aber er besitzt keine ohrenfällige Paradedisziplin, keinen superfetten Bass, keinen ausufernden Raum und auch keine nie zuvor gehörte Detailfülle – und das ist gut so. Heißt es nämlich nichts anderes, als dass der Orpheus ohne Effekthascherei agiert und in sich stimmig und geschlossen spielt.

Bei der Plattenauswahl erlaube ich mir noch ein wenig Nostalgie und greife zu Dave Grusins Mountain Dance: „Rag Bag“ ist alles andere als ein audiophiles Teststück, mit der sich beispielsweise die Natürlichkeit akustischer Instrument beurteilen ließe. Hier brodeln ungemein funky eine elektrischer Bass und eine Gitarre mit einigen Synthis um die Wette. Die wenigen nicht elektrifizierten Klänge kommen von Flügel und Schlagwerk. Das Ganze wurde mehrkanalig mit den entsprechenden Studioeffekten produziert – und macht riesig Spaß. Und ja, es bringt auch einige Erkenntnisse bei der Beurteilung der Phonostufen: Im blubbernden Gebräu differenziert der Thrax die einzelnen Instrumente ein Stückchen besser, er bietet mehr Durchhörbarkeit. Auch die ein oder andere Hallfahne ist mit seiner Hilfe länger nachzuverfolgen. Die Scheibe, die so gar nicht ins Beuteschema des kunstsinnigen High-End-Fans passt, macht deutlich, dass der Orpheus in so gut wie allen Disziplinen ein klein wenig mehr zu bieten hat als der Einstein. Aber die Qualitäten erschließen sich nicht in einem schnellen A/B-Vergleich, sondern bei etwas längerem Hören.

Ein Blick auf die Unterseite der Hauptplatine: Hier sind die Spannungsregler montiert. Links neben der Platine sind die mächtigen, gekapselten – schwarzen – Ausgangsübertrager zu erahnen
Ein Blick auf die Unterseite der Hauptplatine: Hier sind die Spannungsregler montiert. Links neben der Platine sind die mächtigen, gekapselten – schwarzen – Ausgangsübertrager zu erahnen

Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, dank der einfachen Umschaltmöglichkeit das Brinkmann-EMT einmal im direkten Vergleich zum Lyra zu hören. Ich muss zugeben, dass ich die erdverbunden ehrliche, bassstarke Spielweise des EMT, dessen verschiedene Varianten mich in meiner Hifi-Vita über Jahrzehnte begleiteten, noch immer schätze. Mag sein, dass bei einigen Phonostufen allein die hohe Ausgangsspannung des altbewährten Generators schon für die Illusion einer höheren Dynamik sorgt, aber in dieser Disziplin hat das EMT für meinen Geschmack eben das gewisse Etwas. Der Lautstärkevorteil kommt beim Thrax allerdings nicht zum Tragen, wenn das Lyra mit der hohen Verstärkung betrieben wird und beim EMT wie von Rumen Artarski empfohlen der Schalter auf „LOW“ steht. So kommt es, wie es in dieser Konfiguration kommen musste: Das EMT vermag seine Vorzüge hier nicht zur Geltung zu bringen fällt gegenüber dem mehrfach teureren Olympos klanglich ab. Egal, ob es an der Nivellierung des Lautstärkeunterschiedes oder an der für einen Tonabnehmer mit einem Innenwiderstand von etwa 30 Ohm recht hohen Eingangsimpedanz des Thrax liegt: Die Kombination des Orpheus mit dem EMT ist meines Erachtens nicht gerade ideal. Also zurück zum Lyra.

Die Hauptplatine mit dem Kühlkörper für die Spannungsregler. Darunter befindet sich die erste Verstärkerstufe mit den Siemens D3a. Die beige-braunen Quader sind die Bienenwachs imprägnierten Papierkondensatoren der RIAA-Entzerrung. Die vier Mu-Metall gekapselten Spulen stammen von Sowter
Die Hauptplatine mit dem Kühlkörper für die Spannungsregler. Darunter befindet sich die erste Verstärkerstufe mit den Siemens D3a. Die beige-braunen Quader sind die Bienenwachs imprägnierten Papierkondensatoren der RIAA-Entzerrung. Die vier Mu-Metall gekapselten Spulen stammen von Sowter


  • Genuin Audio pearl

    Genuin-Audio-Inhaber Thomas Wendt kommt seinem Ziel, eine komplette Kette seiner Marke anbieten zu können, einen weiteren Schritt näher, und was für einen: Die MM- und MC-kompatible Phonostufe pearl beeindruckt allein schon mit ihrem Netzteil mit einem 250-Watt-Ringkerntrafo und einer Gesamtkapazität von 120.000 Mikrofarad. Bisher umfasst das Portfolio von Genuin Audio den Plattenspieler drive mit Tonarm point und Tonabnehmer sting, den Musik-Server tars, zwei aktive und einen passiven Lautsprecher – neo, ava und pulse –, die…
    04.10.2019
  • Boulder 508

    Als die Highendscouts Daniel Gottschalk und Frank Pietersen berichteten, dass sie den Vertrieb der High-End-Elektronik von Boulder übernommen haben und mir eine Phonostufe anboten, stimmte ich deren Test spontan zu – wohl wissend, dass Boulder auch 200-Kilogramm-Endstufen im Portfolio hat. Zum Glück bewegt sich die 508 in einer anderen Gewichtsklasse. Die Phonostufe ist die erste Komponente der neuen 500-er Serie, die den Einstieg in die Welt von Boulder markiert. Laut Produktinformation ist sie das kleinste…
    30.08.2019
  • Blue Amp model surzur MKII, model blue MKII und model ps300

    Es war ein wirkliches Hörvergnügen, als ich vor rund einem Jahr die symmetrische Phonostufe model blue MKII und das damals nagelneue Netzteil model ps300 der Breisgauer Manufaktur Blue Amp ausgiebig testen konnte. Jetzt stehen die beiden wieder bei mir, und zwar zum Vergleich mit der model surzur MKII. Passend wäre es, diesen Bericht mit Füllfederhalter und Tinte zu schreiben. Denn soviel schon jetzt: Das Erlebte ist bei jedem der drei Blue Amp Komponenten aus der…
    18.02.2019
  • Blue Amp Model 42 MK III

    It wouldn’t be very much surprising if you, albeit being a proven aficionado of analogue playback techniques, haven’t yet come across a company named Blue Amp – although they have been offering very well-reputed phono preamps for about 20 years now. On the one hand, this fine piece of electronics is a rare product of luxury, on the other hand, Blue Amp does without any kind of marketing. Blue Amp mirrors Rolf Becker’s passion for…
    28.12.2017
  • Aurorasound Vida

    Die feine Analog-Elektronik von Aurorasound wird in Japan von Shinobu Karaki entwickelt und gefertigt. Mit einem Umweg über die Bretagne, in deren Hauptstadt Rennes Karl Bergers Vertrieb Musikae France zuhause ist, gelangte der Vinyl Disk Amplifier – oder kurz Vida – in die Redaktion in Gröbenzell. Rein optisch würde der Aurorasound mit seinem dezentem Retro-Chic wohl eher ins Beuteschema des Kollegen Saile passen, und Geräte aus feinen japanischen Manufakturen haben es ihm ja sowie angetan.…
    07.07.2017
  • Thrax Dionysos und Heros

    Die in Sofia beheimatete Firma Thrax hat sich in kurzer Zeit einen ganz ausgezeichneten Ruf unter Audiophilen erarbeitet. Dirk Sommer hat vor einiger Zeit der Phonostufe Orpheus von Thrax gar „Weltklasse-Fähigkeiten“ bescheinigt. Ich habe deshalb sofort zugegriffen, als sich mir die Gelegenheit bot, mich mit der Line-Vorstufe Dionysos und den Mono-Endstufen Heros intensiver zu beschäftigen. Dazu passte ganz hervorragend, dass Rumen Artarski, der Chef und Eigentümer von Thrax, Dirk Sommer und mich im Vorfeld der…
    19.06.2017

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.